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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition)
Autoren: Gilda Laske
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ich sehe das Milchgeschäft in einer Biegung. Geschafft!
    Ich steige ab und betrachte das Schaufenster. Auf alten Fotos meiner Mutter habe ich solche Geschäfte auch in Deutschland gesehen. Ein regelrechter Tante-Emma-Laden, in dem es nur Milch und Käse gibt.
    Beim Betreten ertönt eine Klingel und eine Frau in meinem Alter kommt aus dem hinteren Teil des Ladens. Sie spricht mich auf Französisch an, logisch, wir sind in Frankreich, aber ich verstehe kein Wort. Ich erkläre ihr, dass wir aus Deutschland kommen und ich französisch
    spreche, aber das mein Verstehen unabdingbar an das Tempo der Sprache gekoppelt ist. Sie lacht und spricht verständlich mit mir. Sie erklärt mir, dass sie aus einem anderen Teil Frankreichs stamme und dass selbst Franzosen diesen Dialekt schlecht verstehen. Ich bin zufrieden und sage ihr, dass ich mich gerne durch die einzelnen französischen Käsesorten futtern möchte und ob sie mich beraten könne. Sie macht ihre Sache gut und am Ende habe ich drei verschieden stark duftende Weichkäse in der Tasche. Mit der Tatsache, dass meine Jungs ausschließlich Gouda mögen, kann sie wenig anfangen. Franzosen verstehen das nicht. Aber zusammen haben wir auch einen Käse gefunden, der dem Geschmack von Gouda am ähnlichsten ist.
    „Sie können ihrer Familie ja erzählen, dass dies ein französischer Gouda ist, dann wird es schon gehen. Wie viele Kinder haben Sie denn“?
    Oha, hier gibt es ja noch jemanden, der anscheinend nichts über uns weiß. Und so erzähle ich ihr bereitwillig von Leon, Maxi und Timo. Und dass ich am Wochenende noch ein Riesenkind habe, das 43 Jahre alt ist und mit dem ich eigentlich verheiratet bin.
    Sie lacht verständnisvoll und sagt: „ Als mein Mann noch lebte, kam er mir manchmal auch wie ein großer Junge vor. Er ist vor drei Jahren gestorben“.
    „Oh, das tut mir leid, ich stelle mir das sehr schlimm vor, wenn man einen Menschen verliert, den man liebt“.
    Sie sieht mich merkwürdig an und meint: „Glauben Sie mir, man kommt darüber hinweg. Schlimmer ist es ein Kind zu verlieren“.
    Ich habe das Gefühl, dass es hier um ein sensibles Thema geht und dass sie selbst etwas Schlimmes erlebt haben muss. Daher schweige ich und schlüpfe schnell durch die Tür. Ich hätte einfach nicht gewusst, was ich sagen sollte.

    Draußen ist es herrlich warm und ein ganz leichter Wind, mehr eine Brise, ist zu spüren. Ich schüttele die trüben Gedanken ab und mache mich auf den Weg zur letzen Station.

    Der Metzger ist nun wirklich leicht zu finden, liegt er doch schräg gegenüber der Bäckerei. Als ich eintrete werde ich mit den Worten empfangen:
    „Ich dachte schon, Sie fahren an uns vorbei.“
    Die rundliche Frau hinter der Fleischtheke lacht und wischt sich die Tränen aus den Augen. So witzig fand ich das nun auch nicht. Aber gut.
    „Ich wollte das Fleisch nur zum Schluss kaufen, weil ich keinen Kühlschrank auf dem Roller habe.“
    „Teilen Sie Jean diesen Wunsch mit und er baut Ihnen einen Kühlschrank ein“.
    Ich befinde mich wieder auf vertrautem Terrain. Diese Frau weiß Bescheid über uns. Gott sei Dank, da kommen dann wenigstens keine schlimmen Themen auf.
    „Sie sollten Ihren Kindern auf keinen Fall Rindfleisch zu essen geben. Für kleine wilde Jungs ist Geflügel am besten. Ich habe Ihnen hier ein paar Hähnchenschenkel eingepackt, die sind heute Morgen noch unter den Hühnern gelaufen. Und für Ihren Mann ein schönes Steak. Welches Fleisch bevorzugen Sie? Bestimmt Lamm. Hier habe ich Lammrücken für Sie. Butterzart, weil ich ihn gestern schon mariniert habe“.
    Ich bin sprachlos. Gut, dass ich endlich weiß, welches Fleisch wir gerne essen. Muss ich jetzt heute Abend drei verschiedene Fleischsorten zubereiten? Morgen fahren wir nach Bétahon, das ist die nächstgrößere Stadt und da kaufe ich dann Fleisch ein.
    „Im Übrigen, mittwochs können Sie bei uns auch Fisch kaufen.“
    Ich antworte: „Das ist ja toll“ und beschließe, den Fisch auch in Bétahon zu kaufen. Ich zahle, packe mein Fleisch in die Einkaufstasche und rolle mit meinem Roller nach Hause. Kommt mir wirklich so vor. Dabei ist es doch nur eine gemietete Scheune.

    Den Roller bringe ich brav wieder in den Anbau. Leise schleiche ich mich hinein und sehe ein Bild, das mein Mutterherz höher schlagen lässt: Wolfgang sitzt mit seinen Söhnen auf dem Fussboden und sie spielen mit dem Spielzeug aus einem der Regale.
    „Na, was hast du alles entdeckt“? fragt Wolfgang.
    „Ha, ich weiß
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