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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition)
Autoren: Gilda Laske
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Ich sehe seine geschmeidigen Bewegungen, mein Körper schreit ja, mein Geist bröckelt.
    Er umarmt und ich fühle seine Muskulatur durch meine Bluse. Und ich fühle noch etwas anderes an meiner Jeans.
    Er küsst mich und spricht mir Zärtlichkeiten ins Ohr. Seine Hände gleiten über meinen Rücken und ich spüre, dass ich ihm nicht mehr lange widerstehen kann, wenn er so weiter macht.
    Ich hole tief Luft, küsse ihm die Nasenspitze und mache mich los.
    „Es tut mir leid“, flüstere ich. „Aber es geht nicht“.
    „Ich habe ganz deutlich gemerkt, dass du mich auch willst. Du bist nur so deutsch und festgefahren. Wolfgang liebt dich doch nicht mehr, er redet permanent mit Auguste darüber, wie er dir das beibringen soll und du bleibst hier so verdammt treu. Das ist ja nicht zum Aushalten!“
    Ich bin wie vor den Kopf geschlagen und im gleichen Moment merkt er, was er getan hat.
    Er wird ein bisschen blass um die Nase.
    „Ähm, ich, ich hab das jetzt nicht so sagen wollen. Es tut mir Leid, aber meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich hatte mich für einen Moment nicht unter Kontrolle. Es tut mir leid.“
    Völlig verdattert stehe ich mit ihm in der Küche.
    Wolfgang liebt mich nicht mehr? Wie kann das sein? Wie kann das möglich sein? Wir sind ein Paar, wir sind Eltern, wir sind ein Team. Die ganzen Jahre habe ich gekämpft dafür, dass das so bleibt. Wir haben eine schreckliche Krise überwunden und jetzt, da wir unseren Sohn gefunden haben, soll Wolfgang mich nicht mehr lieben?
    Genau, ein Team. Wir sind nur noch ein Team oder? Ist der Rest in all den Jahren in meinen Anstrengungen, eine heile Welt zu erhalten, untergegangen?
    Ich muss mit Wolfgang reden. Sofort. Unbedingt.
    „Weißt du, wo die beiden immer spazieren gehen?“
    „Nein, Cherie, das weiß ich nicht. Ich habe das auch nicht richtig ausgedrückt. Auguste hat mal so Andeutungen gemacht. Aber etwas Konkretes hat er nicht gesagt. Ich habe das vielleicht auch für mich nur so ausgelegt, damit ich eine größere Chance habe, dass du zu mir kommst. Verzeih“.
    Ich kann ihm gar nicht richtig zuhören.
    Mechanisch bringe ich die Küche in Ordnung. Jean-Marie steht mir plötzlich immer irgendwie im Weg. Aber ich kann jetzt auf seinen Gemütszustand keine Rücksicht nehmen. Er wirkt zerknirscht und

    schaut mich mit waidwunden Augen an.
    Egal. Jetzt brauche ich dringend meinen Mann.
    Als hätte er mich gehört oder meine Gedanken gelesen, höre ich Schritte auf dem Kies.
    Auguste und Wolfgang kommen lachend und sich unterhaltend um die Ecke.
    Kaum, dass ich ihn sehe, stehe ich schon in der Tür.
    „Was ist denn mit dir los? Du siehst ja aus, als wäre dir ein Gespenst begegnet“, ruft mein Mann.
    „Genau. Und deshalb gehen wir beide jetzt eine Runde“.
    Mein Ton ist so bestimmend, dass er wortlos auf dem Absatz kehrt macht und mir wieder den Hof verlässt.
    „Du hast Recht. Mir ist ein Gespenst begegnet. Es heißt ‚gescheiterte Ehe‘. Und ich habe fürchterliche Angst, dich zu verlieren. Jean-Marie hat da so diffus angedeutet, dass du mich nicht mehr liebst und das macht mir Angst. Was ist da dran?“
    Er bleibt abrupt stehen.
    „So, jetzt reicht es. Dieser französische Lackaffe. Ich muss hier tatenlos zusehen, wie er dich am liebsten auf der Stelle bespringen will, habe grenzenloses Vertrauen zu dir und lass dich mit ihm alleine und dann kommt er daher und versucht, mit ein paar Sätzen unser Leben auszuwischen? Was denkt der eigentlich?
    Ich finde, dass es ihm nicht zusteht, dir meine Empfindungen mitzuteilen. Das wollte ich schon selber tun, aber ich dachte, es wäre besser, wenn wir zuhause über alles reden.“
    Die letzten beiden Sätze hauen mich aus den Latschen. Stimmt er hier etwa zu? Zu Beginn hatte ich mich leicht entspannt, aber jetzt stürzt meine Welt zusammen wie ein Kartenhaus. Tief unten spüre ich den Knoten. Den hatte ich fast vergessen.
    „Willst du damit sagen, dass er Recht hat?“ Ich kann nur flüstern und selbst das klingt noch wie ein Krächzen.
    Wolfgang tritt einen Schritt vor und nimmt mich in die Arme. Ich spüre ihn, seine vertraute immer etwas zu hohe Körpertemperatur, ich rieche ihn und weiß, dass ich ihn noch liebe. Nur die Art der Liebe hat sich irgendwie verändert.
    „Wann ist das passiert? Wann haben wir aufgehört, ein Paar zu sein und ein gutes Team zu werden? Wann?“
    Ich spüre, dass mir die Tränen kommen.
    Er küsst meine Haare, wie er es bestimmt schon Millionen Mal getan hat in all den
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