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Bissgeschick um Mitternacht

Titel: Bissgeschick um Mitternacht
Autoren: Franziska Gehm
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ihm seine Mutti gestrickt hatte. Vielleicht, überlegte er, musste er mehr trainieren. Seinen Körper stählen. Die Abwehrkräfte wachrütteln. Sich zu sportlichen Höchstleistungen aufrappeln. Das könnte allerdings anstrengend werden. Anstrengender als die Vampirjagd selbst. Andererseits – irgendwann musste er diesen fliegenden, bissigen Monstern das Handwerk legen.
    Er schielte auf die Anzeige des Escortflohs. Schon seit ungefähr drei Stunden war der Floh verstummt. Dirk van Kombast vermutete, dass Dakaria Tepes den Escortfloh in ihrem Schuh entdeckt und dann mutwillig zerstört hatte. Er seufzte und sah aus dem Fenster auf das Auto, das vor dem Haus seiner Nachbarn stand. Die Tepes hatten Besuch. Sie feierten. Und zwar laut. Seit mehreren Stunden wummerte aus dem Keller ein Haus weiter Musik. Dirk van Kombast hatte das Gefühl, nebenan hätte ein Nachtclub aufgemacht.
    Jetzt wurde die Musik sogar noch lauter. Es erklang ein wilder Schlagzeugtrommelwirbel, dann schrie jemand etwas wie »Transsilvania, rotz innen Eimer, oi!«.
    Dirk van Kombast hielt es nicht mehr aus. Er griff nach den hellblauen weichen Ohrenschützern, die er wohlweislich schon auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. Er setzte sie mit einer schnellen Bewegung auf und warf der Wand, die zu den Tepes ging, einen bösen Blick zu. Dann wickelte er sich fest in die Wolldecke, bis er wie eine Mumie aussah. Genauso fühlte er sich auch. Plötzlich sah er die Vampirschwestern wieder vor sich, wie sie in Lamadecken gewickelt kopfüber an dem Baum im Nashorngehege gehangen hatten.
    Der Vampirjäger verzog verbittert den Mund. »Von wegen verpuppt!«, zischte er und presste die Lippen vor Wut aufeinander, dass sie nur noch einen hauchdünnen Strich bildeten. Er hatte sich von zwei Kindern und zwei Halbvampiren an der Nase herumführen lassen. Sie hatten ihn unter Vortäuschung falscher Tatsachen zur Mithilfe gewonnen. Wie hatte er ihnen nur glauben können, als sie behauptet hatten, die transsilvanischen Zwillinge hätten sich bereits in Menschen verwandelt? Doch dass das ein Fehler gewesen war, war ihm erst klar geworden, als er Silvania und Dakaria Tepes mit ihren Freunden auf den Rücken in die Nacht davonfliegen sah.
    Er, ein erfahrener Vampirjäger, hatte Vampiren bei der Flucht geholfen. Es war niederschmetternd und hochpeinlich. Niemals durfte jemand etwas davon erfahren. Weder seine Mutti noch jemand von den Kollegen, die er beim Vampirologenkongress in New York kennengelernt hatte.
    Dirk van Kombast wickelte sich vor Schmach und Gram noch fester in die Wolldecke. Doch er wusste schon, wie er die Schmach und den Gram lindern konnte. Er musste es den Vampirschwestern und ihren Freunden heimzahlen. Er musste die Vampire endlich zur Strecke bringen, gefangen nehmen und der Menschheit die Augen öffnen, damit alle mit vereinten Kräften den Kampf gegen die blutrünstigen Wesen der Nacht antreten konnten.
    Leider war das im Moment noch ferne Zukunftsmusik. Der Vampirjäger seufzte und zog den Kopf ein, sodass er bis zur Nasenspitze unter der Decke verschwand. Er fühlte sich selbst wie in einem Kokon. Die Nacht war lang, anstrengend und frustrierend gewesen. Langsam fielen dem charmanten Pharmavertreter die Augen zu.
    Vielleicht, dachte Dirk van Kombast im Halbschlaf, verpuppe ich mich ja jetzt in einen bärenstarken, athletischen, megaschnellen, durchtriebenen, unbesiegbaren Vampirjägermeister ...
    Doch dann drifteten seine Gedanken wie immer kurz vorm Einschlafen zu seiner Mutti. Drei Sekunden später schlief Dirk van Kombast, während im Keller nebenan gerade die Rumba-Version von ›Transsilvania, rodna inima moi‹ lief.

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Budnyk, der in der Decke verankert ist
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