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Bissgeschick um Mitternacht

Titel: Bissgeschick um Mitternacht
Autoren: Franziska Gehm
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so richtig konnte er noch immer nicht fassen, dass er gerade bei der Rettung von zwei Halbvampiren half.
    Nachdem Helene auf den Ast geklettert war, reichte sie Ludo die Hand und zog ihn ebenfalls auf den Baum. Doch im Gegensatz zu Helene, die auf dem Baum blieb und weiter zu dem Ast kletterte, an dem Silvania und Daka hingen, sprang Ludo auf der anderen Seite des Zauns vom Baum ins Nashorngehege.
    Das Nashorn wandte sofort den Kopf nach dem Eindringling, doch in der nächsten Sekunde knallte eine Knoblauchzehe gegen seinen Schädel. Das Nashorn sah sofort wieder zu Dirk van Kombast, stieß aufgebracht gegen das Gitter und versuchte mit dem Horn nach dem Knoblauchschützen zu stoßen.
    Helene war mittlerweile flink wie ein Eichhörnchen zu dem Ast geklettert, an dem die transsilvanischen Freundinnen hingen. Ludo ging direkt unter den Vampirschwestern in Stellung. Oma Zezci hatte Silvania mit einer Klunkerkette und Daka mit einem Springseil am Ast festgebunden.
    Helene setzte sich auf den Ast und holte ein Zahnfleischmesser aus ihrer Jackentasche, das sie sich aus der Zahnarztpraxis ihres Vaters geliehen hatte und für Notfälle aller Art meistens bei sich trug. Sie legte ihr Gesicht in Falten wie ein Chirurg vor einer äußerst komplizierten Operation und machte sich ans Werk. Zuerst nahm sie die Klunkerkette und somit Silvania in Angriff.
    »Warte!«, rief Silvania plötzlich. »Wenn ihr uns jetzt abhängt, dann wird der Verpuppungsprozess gestoppt, oder?« Sie schielte zu ihrer Schwester.
    »Schlotz zoppo! Dann können wir nie echte Vampire werden«, stellte Daka fest.
    »Und nie echte Menschen«, ergänzte Ludo.
    »Das wäre nicht schlimm«, fand Silvania. »Aber wir würden Halbvampire bleiben, deren Hormone das ganze Leben lang verrückt spielen.«
    »Fumpfs«, stöhnte Daka. »Ein ganzes Leben lang Stachelhaarbeine.«
    »Oder Foliba«, schluchzte Silvania.
    »Oder einbrüstig herumlaufen«, jammerte Daka.
    »Oder mit Achselhaarurwald«, klagte Silvania.
    »Ihr habt die Wahl«, wandte Ludo ein, der direkt unter den Schwestern stand. »Entweder, wir hängen euch jetzt ab, ihr haltet mit uns die Flutwelle auf und rettet die ganze Stadt oder ihr bleibt hängen und verpuppt euch zu was auch immer. Dann wird Bindburg allerdings überschwemmt werden. Wassermassen werden binnen Sekunden alles verschlingen, unschuldige Einwohner werden im Schlaf überrascht werden, nicht alle Menschen werden sich noch in Sicherheit bringen können. Die Flutwelle wird vor allem die Wehrlosen, die Alten und die Kinder mit sich reißen. Auf Nimmerwiedersehen werden sie in den dunklen Wogen verschwinden und ihre unschuldigen Seelen werden keine Ruhe –«
    »Schon gut«, sagte Daka schnell. Sie hatte genug von Ludos finsterem Zukunftsszenario und konnte sich noch nicht einmal die Ohren zuhalten.
    »Ihr helft uns also?«, fragte Helene.
    Die Vampirschwestern sahen einander ernst an.
    Silvania dachte an ihre große, einzige, romantische Liebe, auf die sie seit Jahren wartete und die nun ganz bestimmt unerfüllt bleiben würde. Welcher Junge wollte schon ein Mädchen mit Oberlippenbart küssen?
    Daka dachte an ihren großen Traum: Sie wollte an den Freestyle-Fly-Meisterschaften teilnehmen und gewinnen. Doch mit plötzlich auftauchenden Stachelhaaren an den Beinen und Einzelbrüsten konnte sie unmöglich an den Start gehen. Nicht nur, dass es total Fumpfs aussah, es erhöhte auch den Luftwiderstand und drosselte somit die Fluggeschwindigkeit, was wiederum die Chancen auf den Sieg verminderte.
    Doch was blieb den Schwestern schon übrig? Sie konnten die Stadt und ihre Freunde nicht im Stich lassen (mal ganz davon abgesehen, dass sie die Flutwelle womöglich selbst mitreißen würde und sie dann weder Halbvampire noch Vampire noch Menschen, sondern einfach nur mausetot sein würden).
    Plötzlich schnaufte das Nashorn. Auf Dauer fand es den Vampirjäger anscheinend nicht so unterhaltsam und hatte jetzt Ludo den Kopf zugewandt.
    »Beeilt euch doch!«, rief Dirk van Kombast, der von der ganzen Diskussion nichts mitbekommen hatte. Er legte mit zitternden Fingern sein letztes Knoblauchgeschoss in die Zwille.
    Ludo und Helene sahen die Vampirschwestern fragend an.
    »Hängt uns ab«, sagte Silvania.
    Daka nickte. »Und zwar rapedadi!«

Rettungsflieger
    H elene und Ludo brausten durch die Nacht. Dieses Mal jedoch nicht auf dem Longboard, sondern auf dem Rücken ihrer transsilvanischen Freundinnen. Kaum hatten Helene und Ludo die Vampirschwestern im
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