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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
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hatte er ihr gesagt, sie solle es nicht noch einmal wagen, ihn anzurufen, da es sonst sehr unangenehm für sie werden könnten und hatte das Gespräch beendet.

Scarlett hatte etwa fünfundvierzig Minuten auf einer Bank im Wald gesessen und bitterlich geweint, bis ihre Augen brannten, sie alles verschwommen sah und keine einzige Träne mehr weinen konnte, nachdem Chuck ihr von Sharon erzählt hatte. Sie wusste im jenem Moment nicht, ob es sie mehr traf, dass er generell kein Interesse an ihr hatte, oder aber, dass er sie während ihrer Telefonbeziehung "betrogen" hatte. In ihrem ganzen bisherigen Leben hatte sie so einen Schmerz noch nicht gefühlt. In den letzten Wochen hatte Chuck so sehr in ihr Leben Einzug gehalten, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie es jetzt ohne ihn weitergehen sollte. Zusammengesunken saß sie auf der Bank im Schatten, während eine leichte Sommerbrise ihre Tränen und das durchgeschwitzte Shirt trocknete.

Sie sah an sich herunter. Ihre Haut war beinahe so bleich wie das Shirt, das sie trug, der dickliche Bauch w nur ihretwegen am Run teilgenommen hatte. und sah. ölbte sich zu einer enormen Kugel unterhalb ihrer Brüste und ihre Oberschenkel, die in den roten Hosenbeinen steckte, waren wabbelige, fette Stängel voller Cellulite. Ihre Waden waren so dick, dass die Hose, die eigentlich ausgestellte Beine hatte, wie eine Leggings wirkte. Und ihr Haar hing verfilzt und zerzaust, in alle Richtungen abstehend in ihr Gesicht. Sie schwitzte und der Rest des billigen Make up lief in Strömen ihre Wangen hinunter. Immer und immer wieder liefen die Szenen der vergangenen zwei Stunden vor ihrem geistigen Auge ab. Wie Chuck enttäuscht ausgesehen hatte, als er herausfand, dass sie diejenige war, mit der er soviel Zeit verbracht hatte. Als er sie beschimpft hatte, sie fett und hässlich nannte, als er ihr von dem Mädchen erzählte, dass er die ganze Zeit über gevögelt hatte, weil er schon geahnt hatte, dass Scarlett hässlich war.

Als sie durch den Hintereingang in die Küche des hübschen Vorstadthauses in der Robin-Hood-Lane kam, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie hatte ihre Tränen mit einem Taschentuch getrocknet und im Rückspiegel des Wagens ihrer Mutter kontrolliert, ob ihre Augen nicht zu rot waren. Wenn sie Chuck nicht haben konnte, wollte sie keinen anderen haben. Und einen anderen würde sie ohnehin nicht bekommen. Chuck hatte gesagt, sie sollte sich wo runterstürzen. Und das würde sie auch tun. Was für einen Sinn hatte ihr Leben denn noch? Sie würde immer die fette, hässliche Kuh sein, die von allen ausgelacht und gehänselt wurde. Sie würde mit vierzig noch bei ihren Eltern leben, fetter und fetter und hässlicher und hässlicher werden und für alle eine Belastung sein. Sie war auf der Welt so überflüssig wie Krebs oder HIV. Niemand brauchte sie. Niemand wollte sie.

Scarletts Mutter Grace war gerade dabei, den Küchenboden zu wischen, als sie ins Haus kam und hatte so gottseidank kaum Zeit, ihre Tochter genau anzusehen.
"Hallo Schatz, na, warst du drüben bei Sandra?"
"Ja, war ich!"
"Habt ihr euch gezofft - normalerweise kommst du nicht vor sieben nach Hause?"
"Nein, sie musste noch was für ihre Sommerkurse machen, da wollte ich sie nicht stören", log Scarlett und setzte sich an den Tisch, um die Reklame durchzublättern, die dort abgelegt worden war. Sie musste so normal wie möglich agieren. Am liebsten wäre sie zwar auf ihr Zimmer gerannt und hätte dort weiter geweint, doch dann hätte ihre Mutter sicher bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte, sodass sie sich nun einfach zusammenreißen musste.
"Am Sonntag kommen übrigens Grandma und Grandpa zum Barbecue vorbei, und Tonys Eltern auch", plauderte Grace drauf los, während sie den Wischmop im Eimer auswrang.
"Klasse", sagte Scarlett und überflog eine Zeitungsanzeige, die für zwei Zahnbürsten zum Preis von einer warb.
"Wenn du möchtest, kannst du deinen Freund auch einladen!"
Die Zahnbürsten waren plötzlich uninteressant geworden.
"Was?"
"Scarlett - der junge Mann, der seit einigen Wochen jeden Tag ein- bis zweimal hier anruft und mit dem du jeden morgen telefonierst, bevor du aufstehst. Meinst du, wir hätten nicht bemerkt, dass es immer derselbe ist, und dass du immer grinst wie ein Honigkuchenpferd, wenn das Telefon klingelt?" Grace grinste ihre Tochter an.
"Das stimmt nicht", rief Scarlett aufgebracht. "Das war Dan, aus der Schule. Wir arbeiten gemeinsam an einem Projekt für den Schulbeginn!
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