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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
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gefragt, warum sie eigentlich noch immer mit ihm zusammen war. Alles in allem war es einfacher, diesen Abend über sich ergehen zu lassen, als mit Jay durchzudiskutieren, warum das Zazzy's vielleicht doch nicht der ideale Ort war, um ihren Geburtstag zu feiern.

Nachdem sie in frische Unterwäsche geschlüpft war, ihr Haar geföhnt, sich dezent geschminkt und ein schwarzes Cocktailkleid angezogen hatte (vermutlich etwas overdressed für ein Lokal wie das Zazzy's, das laut seiner Homepage ein "Partyschuppen für das Feiervolk" war, aber ihr Kleiderschrank gab leider nichts her, was für eine drittklassige Spelunke geeignet war, die sich auf Singles spezialisiert hatte) lief sie ins Wohnzimmer um dort gemeinsam mit Jay auf die anderen zu warten, die sie in zwanzig Minuten abholen wollten.

"Du bist ja noch nicht einmal geduscht", rief Scarlett, als sie vom Flur in das große, helle Wohnzimmer des Appartements kam, das sie nun seit fünf Jahren bewohnte. Es lag im 36. Stockwerk eines Wohngebäudes nahe am Central Park und sie hatte sich im ersten Augenblick in das helle, große und offene Appartement verliebt. An klaren Tagen konnte man bis hinunter an den Hudson sehen, der Park war direkt vor der Nase und das Appartement wirkte, wie ein Luxus-Spa, mit seiner Sonnenterrasse, dem Whirlpool und dem hellen Ambiente. Eigentlich war sie, im Gegensatz zu Jay, nicht jemand, der der Dekadenz zugetan war, doch in das Appartement hatte sie sich vom ersten Augenblick an verliebt. Im Kellergeschoss gab es ein großes Fitnessstudio, eine Sauna und ein Hallenbad, das Gebäude hatte einen Portier und war für Scarlett ganz einfach eines der schönsten Fleckchen Erde, das sie sich vorstellen konnte.

Jay lag auf der weißen Relaxliege, die neben dem großen Panoramafenster an der rechten Seite des Raumes stand, hatte seinen Laptop auf dem Schoß und blickte wie hypnotisiert auf den Bildschirm. Vermutlich war er wieder einmal dabei, sich mich irgendwelchen schrägen Typen über Handy-Apps auszutauschen. Scarlett war es ein Rätsel, wie ein Mann von dreiunddreißig Jahren sich so intensiv für kleine, sinnlose Gratis-Handyprogramme interessieren konnte, die er noch nicht einmal mehr benutzte, sobald er sie heruntergeladen hatte.

Er reagierte wie so oft nicht, als Scarlett ihn ansprach. In den letzten zwei, drei Jahren ihrer Beziehung war es immer öfters vorgekommen, dass sie scheinbar gegen eine Wand sprach. Sie wusste nicht, ob Jay tatsächlich so konzentriert war, und sie nicht hörte, oder aber, ob er durch das nicht-reagieren einfach seine "Macht" über sie demonstrieren wollte - als würde er sagen wollen "es ist nicht selbstverständlich, dass du eine Antwort von mir bekommst, also sei dankbar, wenn ich mich dafür entscheide, dir zuzuhören". Sie setzte sich gegenüber an die Frühstücksbar, die den Wohnbereich vom Küchenbereich trennte, und beobachtete Jay, der immer noch wie gebannt auf seinen Laptop starrte, hin und wieder etwas tippte und dann auf ein Neues zu starren begann.

"Er ist so ganz und gar nicht das, was du dir unter deinem Traumtypen vorstellst", sagte sie in Gedanken zu sich selbst. Sie wusste selbst nicht mehr, warum sie vor elfJahren gedacht hatte, dass Jay Peterson der Richtige für sie sein würde. Sie hatte ihn durch eine Freundin, Lori, kennen gelernt, mit der sie gemeinsam studiert und sich auf der Uni ein Appartement geteilt hatte. Lori hatte Jay bei einer Verbindungsfeier abgeschleppt und ihn mit nach Hause genommen, und als er am nächsten Morgen aufwachte und sich mit Scarlett unterhielt, fand sie ihn ziemlich witzig. Die beiden hatten nur ihretwegen am Run teilgenommen hatte. und sah. ziemlich viel gemeinsam und dieselbe Art von Humor. Während Lori noch schlief, hatte sie Jay Frühstück gemacht und sich fast den ganzen Vormittag mit ihm unterhalten. Einen Tag später war er vor dem Appartement gestanden und hatte Scarlett gefragt, ob sie ihn ins Kino begleiten wolle. Anfangs war sie zwar etwas skeptisch gewesen, zum einen, weil sie ihn Lori nicht ausspannen wollte, und zum anderen, weil er vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden mit ihrer Mitbewohnerin in der Kiste gewesen war, doch - daraus waren nun elf Jahre geworden und von dem witzigen, charmanten Kerl, der seine Freundin auf Händen trug und auf sie einging, mit dem sie ganze Nächte lang herumalbern und lachen konnte, war wenig übrig geblieben. Der nette charmante Kerl hatte einem rüpelhaften Egomanen Platz gemacht, der sich nur für
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