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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt
Autoren: Ravensburger
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»Worauf warten wir noch?!« Ich sprang auf. »Lass uns zu ihm fahren! Sofort!«
    Nils, Remmers und die Kellnerin blickten verstört zu uns herüber.
    »Immer langsam«, meinte Nina ruhig. »Ich fahre gerne mit dir hin. Mit dir. Nicht mit denen da. Und jetzt setz dich wieder.« In aller Ruhe zündete sie sich eine neue Zigarette an und eröffnete die nächste Runde unseres Pokers, ohne mich aus den Augen zu lassen. Resigniert ließ ich mich auf meinen Stuhl zurückfallen. Ich hatte keine Wahl.
    »Sie müssen mit«, versuchte ich es trotzdem. »Wenn sein Leben in Gefahr ist, kann ich ihm doch auch nicht helfen.«
    »Ist nicht!«, erklärte sie. »Wenn ich da die Bullen anschleppe, bin ich die Nächste, die dran glauben muss. Garantiert.«
    »Und was machen sie mit mir?«
    »Wenn wir uns beeilen«, sagte sie, »treffen wir dein Bruderherz vielleicht noch alleine an. Dann holen wir ihn einfach raus.«
    Ihre Logik hinkte, aber sie wusste, was sie wollte. Das machte sie stark.
    »Aber Nils muss wenigstens mit«, forderte ich. »Sonst geh ich auch nicht.«
    Unser Poker lief inzwischen auf ziemlich hohem Niveau.
    »Das ist sowieso die einzige Chance«, legte ich nach, »dass der Polizist uns gehen lässt. Wir beide alleine, das kannst du knicken.«
    »Na gut«, lenkte sie ein. Sie schien nicht unzufrieden. »Aber nur wir drei. Wenn du das da drüben klarmachst, führ ich euch hin.«
    »Abgemacht?«
    »Abgemacht.«

17
    Es war alles andere als einfach, Remmers und Nils die Situation auf die Schnelle klarzumachen. Für mich stand fest, dass Nina der Polizei kein Wort verraten würde. Und ich glaubte ihr, wenn sie sagte, dass es um Minuten ging.
    Trotzdem tat Remmers sich schwer, uns gehen zu lassen. »Das geht auf keinen Fall«, beharrte er stur. Und zu Nils: »Deine Mutter würde mich umbringen.«
    Er hatte noch die Niederlage zu verdauen, dass Blondie Fred angeblich nicht erreichen konnte. Aber er ging davon aus, dass sie ihn hinters Licht geführt und Lohmeier per Telefon gewarnt hatte. Eine zweite Niederlage in so kurzer Zeit wäre schlicht zu viel für ihn gewesen. Ratlos rieb er sich das Kinn.
    »Da bin ich mir auch sicher«, orakelte Nils. »Wenn sie es denn erfährt.«
    »Es ist vollkommen unmöglich«, sinnierte Remmers, »dass sie es nicht erfährt.«
    »Und wenn ich ihr sage, dass wir einfach abgehauen sind, ohne Sie zu fragen?«
    »Dann bringt sie nicht nur mich um, wegen Blödheit«, meinte Remmers, »sondern dich gleich mit. Wegen Hochverrats.«
    Nils versicherte, damit könne er leben, und grinste. »Pit ist in großer Gefahr«, sagte er, »falls wir nicht sofort handeln. Wenn Marlena später alles erfährt, wird sie uns Recht geben. Ganz sicher.«
    Remmers kämpfte weiter mit sich.
    »Dann fahrt eben, in Gottes Namen!«, zischte er schließlich nervös. »Aber du brauchst ihr erst gar nichts vorzumachen. Ich übernehme die Verantwortung.«
    Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, eilten wir los.
    »Danke!«, rief ich über die Schulter zurück. Er winkte ab. Sein schlechtes Gewissen war nicht verschwunden.
    Draußen wartete bereits das Taxi, das Nils noch vor Remmers’ Einwilligung heimlich gerufen hatte. Die Fahrerin, ein leicht burschikoser Typ mit kurzen Haaren, war ausgestiegen, um uns Bescheid zu geben. Sie redete unheimlich laut, so wie Leute, die schwerhörig sind.
    Ich wunderte mich zwar, als Nina den kleinen Segelhafen im Stadtnorden als Ziel nannte, aber Nils gab mir ein Zeichen, besser nichts zu sagen.
    »Und wehe, der Bulle verfolgt uns«, drohte Nina, als wir einstiegen. »Dann breche ich die Aktion sofort ab. Damit das von vornherein klar ist. Sofort!«
    »Ich bitte dich!«, entgegnete Nils. »Der Mann ist Profi. Der weiß, wann er etwas zu tun oder zu lassen hat.«
    Die Doppeldeutigkeit seiner Worte entging ihr. Mir nicht. Ich hatte Angst, dass Remmers eine falsche Entscheidung treffen könnte.
    »Warum tust du das?«, fragte ich Nina.
    Das waren die ersten Worte, die fielen, seit das Taxi vor Minuten losgefahren war. In der Zwischenzeit hatte Nina sich immer wieder nervös umgedreht. Da sie keine Verfolger entdecken konnte, wurde sie langsam etwas ruhiger.
    »Warum tu ich was?« Sie verstand die Frage wirklich nicht. Anscheinend war sie nicht immer so clever wie beim Poker.
    »Es ist riskant für dich«, flüsterte ich, »die Polizei in das Versteck zu führen. Dann kann es auch nicht ganz ungefährlich sein, uns mitzunehmen. Warum tust du es trotzdem?«
    Die Taxifahrerin telefonierte
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