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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt
Autoren: Ravensburger
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Boden eingelassenen Steinplatte, schätzungsweise zwei mal zwei Meter, in der ein Stahlring verankert war. Wie um sie zusätzlich zu beschweren, lagen drei riesige Steine darauf verteilt.
    »Da unten ist er.«
    Nina flüsterte plötzlich. Ihre Stimme klang merkwürdig unbeteiligt. »Wir müssen die Platte wegziehen.«
    Es war total anstrengend, aber schließlich schafften wir es, die Steine von der Platte zu wälzen.
    »Gute Vorarbeit«, sagte plötzlich eine Stimme hinter uns. »Noch ein paar Handgriffe und ihr könnt eurem Kumpel da unten Gesellschaft leisten.«
    Die Stimme war unverkennbar, der Hamburger Akzent nicht zu verwechseln. Ninas Gesicht änderte ganz plötzlich seinen Ausdruck. Jetzt spielte sie wieder die Abgebrühte. Im selben Augenblick, in dem mir klar wurde, welches Spiel sie hier mit uns spielte, und noch ehe ich mich zu Fred umgedreht hatte, spürte ich etwas Kaltes an meinem Hals. Ich konnte es nicht sehen, aber ich spürte sofort, dass es sich um eine Messerklinge handelte, die gegen meine Kehle gedrückt wurde.
    Wie einen Eisenhaken hatte Fred den Arm von hinten um mich geschlungen, sein verzerrtes Gesicht tauchte nun direkt neben meinem auf. Sein Atem roch faul und süßlich, selbst durch seine dicke Jacke hindurch drang ätzender Schweißgestank. Mir wurde schlecht. Nina ging zu ihm und küsste ihn auf die Wange. Ich fragte mich, wie wir so blöd hatten sein können, ihr zu vertrauen.
    »Braves Mädchen«, sagte Fred. »Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    Nina grinste dümmlich. Wie ein kleines Kind, das für ein hübsch gemaltes Bild gelobt wird. Mich beachtete sie überhaupt nicht mehr. Es schien eine ihrer leichtesten Übungen zu sein, je nach Bedarf die Seite zu wechseln, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Nils sah aus wie ein Panther auf der Lauer, der aber leider den Ansatz zum entscheidenden Sprung nicht fand.
    »Genug geplaudert«, zischte Fred. Trotz der Kälte glänzte ein Schweißfilm auf seinem Gesicht. Als Erstes kassierte er unsere Handys ein, Nils musste sie in die hinterste Ecke des Bunkers werfen.
    »Jetzt schiebt ihr beiden die Platte zur Seite!«, befahl Fred. »Und wehe, ihr macht eine falsche Bewegung. Ich schlitz der Kleinen hier den Hals auf. Ich schwör’s.«
    Nina war verblüfft. »Welche beiden?«
    »Wen siehst du hier denn so alles?«, fragte Fred genervt. »Du musst ihm helfen. Alleine geht’s nicht.«
    »Ich glaub, ich spinne« meinte Nina. »Ich schieb doch hier keine Felsen durch die Gegend.« Sie verschränkte die Arme und schnitt ein Gesicht, als wolle sie schmollen. Fred hielt das offenbar nicht für den richtigen Zeitpunkt.
    »Wenn du nicht sofort in die Hufe kommst«, donnerte er los, »passiert was! Und zwar nicht nur der hier. Ich schwör’s dir.« Keiner zweifelte länger an seinen Worten, auch Nina nicht.
    »Okay, okay«, maulte sie. »Aber gerecht find ich das nicht. Wer hat dir denn die Bullen vom Leib gehalten?«
    Auch Nils zögerte. Mir wurde immer mulmiger zumute.
    »Nun macht schon!«, flehte ich.
    Ich war nicht in der Stimmung, mich auf Experimente einzulassen. Durch die enge Tuchfühlung mit Fred spürte ich, dass er immer nervöser wurde. Ich hielt den Druck der Klinge auf meiner Haut kaum noch aus, es war ein widerliches Gefühl.
    Von Pit, der angeblich da unten sein sollte, hatten wir noch keinen Ton gehört. Lebte er überhaupt noch? Hätten wir nicht etwas von ihm hören müssen, wenn er da unten war, lebend und bei Bewusstsein?
    Nils und Nina beugten sich runter und zogen gemeinsam an dem Stahlring. Nina zuerst nur lasch, aber mit ein paar gezielten Drohungen erhöhte Fred schnell ihre Leistungsfähigkeit. Keuchend gelang es den beiden schließlich, die Platte wenigstens ein paar Zentimeter von der Stelle zu bewegen. Aus meiner Sicht ging es elend langsam. Freds Griff blieb eisenhart. Ich fragte mich, wie lange meine Haut dem Druck des Messers noch standhalten würde. Mein Hals fühlte sich an wie ein reifer Pfirsich kurz vorm Aufplatzen.
    »Wird’s bald?!«, schrie Fred voller Ungeduld. »Was seid ihr bloß für verdammte Schlappschwänze!?«
    Er war nicht der Einzige, der sich wunderte, wie langsam sie vorankamen. Schließlich war Nils beileibe kein Schwächling und Nina legte sich (nach Freds Drohung, ihr vorm Abstechen noch gründlich den Arsch zu versohlen) inzwischen mächtig ins Zeug.
    Dann wurde mir klar, dass Nils die Sache mit voller Absicht verzögerte. Ich konnte es kaum glauben! Er wollte, dass Fred die
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