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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst
Autoren: Lola Jaye
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vielleicht auch aus ihrem Leben. Das konnte sie nicht zulassen. Jetzt nicht, überhaupt nie mehr. Sie wusste einfach nicht, ob ihr Herz einen weiteren Sprung überstehen würde.
    Da packte er sie energisch bei den Schultern. «Ich habe nein gesagt, Millie!» Seine Stimme war stark, fest, so klang ein Vater, der sein Kind ausschimpfte.
    «Nicht», sagte er und schob sanft ihr Gesicht von sich weg. «Hör auf damit, Millie.»
    Ein niederschmetterndes Gefühl der Zurückweisung überkam sie, drohte all ihre Sinne zu verschlingen, wenn sie nicht sofort etwas unternahm, um den Schaden zu begrenzen.
    «Verstehe schon, du bist hundemüde, ich hätte dich nicht wecken dürfen. Geh heim, ruh dich aus, und dann treffen wir uns später?», plapperte sie atemlos. Er sah sie an, und inseinem Blick lag etwas, was sie nicht deuten konnte – oder nicht deuten wollte.
    «Nein, das halte ich für keine gute Idee, nachdem   …»
    «Nein! Sprich es nicht aus!», fuhr sie ihn an und sprang so jäh aus dem Bett, dass es wackelte.
    «Es muss ausgesprochen werden, weil du vorhin offensichtlich nicht richtig zugehört hast, Millie», erwiderte er ruhig.
    Am frühen Morgen, ja, da hatte sie tatsächlich etwas gehört, nach einem wunderschönen, gemeinsam verbrachten Abend, aber sie hatte die verletzenden Worte gar nicht an sich herangelassen.
    «Es ist aus», sagte er.
    Sie legte die Hände auf die Ohren.
    «Mit
uns
ist es aus. Ich dachte, ich hätte das schon klar und deutlich gesagt.»
    Sie ließ die Hände sinken. «Aber ich dachte   …»
    «Du dachtest, wenn du mich nur wieder ins Bett bekommst, nach ein paar Drinks, dann ist alles wieder gut. Ist es aber nicht, Millie. Ich wollte nur sichergehen, dass mit dir alles in Ordnung ist   … Du hast gesagt, ich soll dich in den Arm nehmen, und das habe ich getan, und dann haben wir   … Es tut mir leid, ehrlich. Ich tue das nicht gern.»
    «Wenn du es nicht gern tust, dann lass es doch bleiben. Bitte verlass mich nicht!» Millie war es egal, wie verzweifelt sie klang, sie wollte einfach nicht, dass er ging. Sie wollte nicht schon
wieder
sitzengelassen werden.
    Riks Blick huschte panisch im Zimmer umher, fiel auf verdreckte Tassen, halb ausgelesene Zeitschriften und ein lippenstiftverschmiertes Handtuch. Millie versuchte, den Wust an Fragen, Antworten, Einwänden und flehentlichenBitten zu sortieren, die ihr durch den Kopf wirbelten wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell. «Dann   … dann gehst du jetzt wirklich?»
    Rik hatte schon die Jacke an und bahnte sich einen Weg durch all die Kisten, die Millie noch nicht ausgepackt hatte, seit sie vor drei Monaten aus ihrem Einzimmerappartement im Stadtteil Bow ausgezogen war.
    «Hier sieht es vielleicht aus», kritisierte er. Er stolperte fast über zwei dicke Wäschesäcke, die sie immer noch nicht in den Waschsalon gebracht hatte.
    «Danke.»
    «Ich hab meine Uhr verlegt», sagte er und umspannte das linke Handgelenk. «Wenn du sie findest, lässt du es mich dann bitte wissen?»
    Sie war froh, dass er seine geliebte blöde Uhr verlegt hatte. So hatte sie wenigstens etwas, was ihm gehörte und das er sich irgendwann würde abholen müssen. Und wenn er dann kam, würde sie ihm die Tür in ihrem neuen Minikleid aus Chiffon von New Look aufmachen, das sie vor ein paar Monaten gekauft hatte. Sie würde auch etwas von dieser Wimperntusche von Rimmel auflegen, über die sich ihre Freundin Nikki gar nicht mehr einkriegen konnte, und wenn sie es sich leisten konnte, würde sie sich noch einen Besuch bei Monique’s gönnen und sich das Haar glätten lassen. Andererseits, wenn sie es sich recht überlegte: Rik gefielen ihre weichen Locken, das hatte er ihr mehr als einmal gesagt.
    «Dann gehst du jetzt wirklich?», fragte sie, und ihre Stimme brach.
    «Ja, Millie. Tut mir leid. Ich meine, du bist eine tolle Frau und so, aber seit letzter Nacht hat sich nichts geändert.Tut mir leid, Millie», erwiderte er und knöpfte seine Jacke zu.
    Und damit verließ er ihr Schlafzimmer. Rasch. Millie hatte ihr letztes Restchen an Würde aufgebraucht und konnte jetzt nur noch zuhören, wie er die Treppe hinunterlief. Mit jedem seiner Schritte brach ihr Herz ein bisschen mehr.
    Sie schloss die Schlafzimmertür und ließ sich aufs Bett sinken. Dauernd machten die Männer mit ihr Schluss, und sie hatte keine Ahnung, warum. Sie war aufmerksam, ehrerbietig, liebevoll und sexy und gab oft Lenas köstliches Essen als ihr eigenes aus. Was stimmte mit ihr bloß
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