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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst
Autoren: Lola Jaye
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ersticktes Gähnen hervor, als die seidige Stimme des DJs einsetzte. «Wir nähern uns dem Ende unserer Sendung – hier noch etwas von früher!»
    «Millie», stöhnte die verschlafene Stimme unter der Decke, dann dröhnte «Firestarter» ins Zimmer.
    «Guten Morgen, schöner Mann», sagte sie heiter. So glücklich, so vollkommen hatte sie sich selten gefühlt. Es war eine schöne Abwechslung.
    «Was zum   …?» Immer noch schlaftrunken, rieb Rik sich die Augen.
    «Es ist beinahe Abend, Zeit zum Aufstehen!», trällerte sie fröhlich, zog ihm die Decke vom Kopf und strahlte ihn an. Ihre wilden schulterlangen Locken wippten.
    «Hmmmm, ich habe Hunger», seufzte Rik. Seit einem Monat war sie mit ihm zusammen, und sie mochte ihn wirklich
schrecklich
gern   … «Hast du vielleicht was zu essen, Millie?», fuhr er fort und wedelte mit der Hand in der Luft herum.
    Und dann die Art, wie er ihren Namen sagte, wie er die Nase krauste, kurz bevor er lachte! Sogar seine riesigen Füße waren süß. Sie war absolut verrückt nach ihm, und als sie Rik jetzt ansah, war ihr klar, was sie ihm sagen musste.
    «Ich   …», begann sie vorsichtig.
    Rik beugte sich herüber, um das kleine rosa Radio auszuschalten. Sie hatte es erst vor ein paar Monaten von Lena zum Vierundzwanzigsten bekommen, passend zu ihrem C D-Player , dazu eine Karte:
Für Millie, meine verantwortungslose, liebe und schöne kleine Schwester. Herzlichen Glückwunsch. Du bist wunderbar. Alles Liebe, Lena.
    «Ich schau mal in den Kühlschrank, aber wahrscheinlich gibt er nicht mehr her als kalte Pizza von gestern Abend. Außer du willst, dass ich uns was aus Lenas Vorräten zurechtmache. Da muss ich dich allerdings warnen: Sie hat bloß so gesundes Zeug wie Bohnensprossen oder Äpfel. Oh, aber ich glaube, ich weiß, wo sie ihren Geheimvorrat an Toblerone aufbewahrt», fuhr Millie aufgeregt fort.
    «Ach, lassen wir das mit dem Essen», sagte Rik, der es sich anscheinend anders überlegt hatte. Er sprang aus dem Bett und ließ seinen perfekten Körper in eine Diesel-Jeans gleiten.
    Ihr Herz tat einen Satz. Sie wollte es sagen. Sie musste ihm wirklich sagen, dass sie ihn liebte. Und zwar
jetzt
, bevor es zu spät war.
    «Rik», begann sie. Sie musste sich sputen, damit sie es noch herausbrachte, bevor er das Haus verließ. Er kam sowieso nur so selten vorbei, und sie gingen nie aus (es sei denn, man zählte den Fish-&-Chips-Imbiss letzten Samstag mit), daher wusste sie nicht, wann sich der nächste Moment bieten würde. Inzwischen hatte er schon das Shirt in der Hand. Sie musste sich beeilen, sonst wäre der Augenblick vorüber.
    Sie musste es ihm jetzt sagen.
    Jetzt.
    Jetzt!
«Ich liebe dich.»
    Und dann herrschte Stille. Man hörte nur das Ticken ihres Betty-Boo-Weckers, während sie sich mit Blicken maßen, fast wie zwei feindliche Spieler.
    Nervös biss sie sich auf die Unterlippe und wartete.
    Rik seufzte und sah dann zu seiner Jacke hinüber, die er über die schief in den Angeln hängende Schranktür geworfen hatte. Er zog das Shirt an, immer noch schweigend, und Millie packte die Daunendecke und drückte sie an sich, weil ihr auf einmal ziemlich kalt war.
    «Willst du denn gar nichts dazu sagen, Rik?», fragte sie leise.
    «Millie, ich mag dich ja   … Aber   …»
    Und dann folgte ein Haufen Wörter, die, in die richtige Reihenfolge gebracht, alle auf dasselbe hinausliefen:
    Er wollte sie nicht.
    «Ich glaube, wir sollten uns eine Weile nicht sehen», murmelte er schließlich.
    Sie tat so, als hätte sie es nicht gehört, sie
wollte
diese Worte nicht hören, die sie ständig und dauernd zu hören bekam, solange sie zurückdenken konnte. Hauptsächlichvon Typen. Exfreunden, die natürlich nicht so perfekt zu ihr gepasst hatten wie Rik. Er war genau der Richtige für sie. Rik, der seinen Namen ohne C schrieb. Rik, mit dem sie sich sehr viel weniger einsam fühlte. Natürlich hatte sie auch Lena und manchmal Cara (die nur sehr selten), aber es war schön, jemanden wie Rik in der Nähe zu haben. Sie liebte ihn. Er war der Richtige für sie, und sie war die Richtige für ihn.
    Sie brauchte ihn – zählte das denn gar nicht?
    Daher war das, was Millie als Nächstes tat, ganz natürlich.
    «Nein, hör auf, Millie», murmelte er und versuchte sich ihrem drängenden Kuss zu entziehen. Das nutzte ihm natürlich nichts, denn sie klammerte sich verzweifelt an ihm fest. Krallte ihm die Finger in die Arme, als er sich aus ihrem Griff zu befreien versuchte und
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