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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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zitternder Hand entgegen. »Was sagst du dazu?«
    »Erst mal, dass ich Hunger und Durst habe.«
    »Komm, sei mal ernst.« Ihr gefiel das Grinsen auf Flavio’s Lippen nicht.
    »Was soll ich dazu sagen? Ich habe keine direkte Meinung. Ist denn überhaupt sicher, dass es sich bei dem Fund um Blut gehandelt hat?«
    »Sagt der Pfarrer.«
    »Klar doch, die sagen immer viel, wenn der Tag lang ist.«
    Rosanna stand dem Geistlichen bei. »Er soll ziemlich durcheinander gewesen sein.«
    »Auch klar. Und wo befindet sich das Blut jetzt?«
    »Keine Ahnung. Kann sein, dass der Pfarrer es weggeschafft hat. Zur Untersuchung oder so.«
    »Schon möglich.« Er hob sein Glas an. »Sollen wir uns deswegen den Appetit verderben lassen?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Also. Salute.« Flavio streckte seinen Arm noch weiter aus, damit die beiden Gläser sich berühren konnten. Sie lauschten dem hellen Klang, und Rosanna konnte auch wieder lächeln. Nicht nur das, sie trank den ersten Schluck, denn sie hatte ihren Ekel überwunden.
    »Gut?«, fragte Flavio.
    »Klasse.«
    »Ist auch ein alter Barolo.«
    »Woher hast du den denn?«
    »Mein Geheimnis.«
    »Sag schon.«
    »Nein!«
    »Geklaut?«
    Flavio schaute sie treuherzig an. »Traust du mir das denn zu, meine Liebe?«
    Sie hob die Schultern und spreizte die Arme. »Meine Mutter sagt immer, dass alle Kerle lügen.«
    »Aber ich doch nicht.«
    »Das war schon die erste Lüge. Ist auch egal. Hauptsache der Wein schmeckt.«
    »Und das Essen auch.«
    Beide nahmen sich den Käse vor und auch die Tomaten. Mit einem Taschenmesser viertelte Flavio sie, denn an Bestecke hatte er nicht gedacht. Was ihrer Freude am Picknick allerdings keinen Abbruch tat. Sie fühlten sich super.
    Sehr schnell war die Flasche Wein bis zur Hälfte geleert. Bei ihnen stieg die Stimmung. Hinzu kam noch dieser prächtige Himmel über dem Land. Das war ein gewaltiger dunkelblauer See, der keinen Anfang und kein Ende zu haben schien.
    Zudem besprenkelt mit zahlreichen Diamanten, deren Glanz Menschen zu Träumern werden lassen konnte. Da flog die Phantasie weit, weit weg. Hinein in die andere Welt. Da stellte man sich vor, wie es Millionen von Lichtjahren entfernt wohl aussah.
    Rosanna hockte auf ihrem Stein, den Blick gegen den Himmel gerichtet und ließ ihre Gedanken wandern. Es waren gute Gedanken, denn das Lächeln hatte sich auf ihren Lippen festgeklebt. Eine wunderbar romantische Nacht, fast schon kitschig schön, und sie war mit dem jungen Mann, den sie liebte, allein.
    Hier bewahrheitete sich tatsächlich der Text so manchen Schlagers. Sie merkte auch, dass ihr Widerstand dahinschmolz und sie sich auch hier auf der Decke entjungfern lassen würde.
    Rosanna senkte nach einer Weile den Kopf und drehte ihn dann nach links. Sie schaute Flavio an, der mit dem Rücken zum Brunnen hin saß. Über sein Gesicht flossen Schatten, die nicht so dicht waren, um das Funkeln in seinen Augen zu überdecken.
    »Woran hast du gedacht?«, fragte er.
    Rosanna erschrak. Sie fühlte sich wie ertappt. Zum Glück sah er nicht, dass sie schon wieder rot wurde.
    »An das gleiche wie ich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du lügst.«
    »Na und?«
    »Komm, trink noch einen Schluck Wein. Dann sieht die Welt gleich ganz anders aus.«
    »Du willst nur, dass ich betrunken werde, um dann leichteres Spiel zu haben.«
    »Wieso? Wobei denn?«
    »Tu nicht so erstaunt.« Sie hielt ihm trotzdem das Glas hin. Während er den roten Wein hineinfließen ließ, schaute er in ihr Gesicht. Am Ausdruck der Augen erkannte Flavio, dass ihr Widerstand schon so gut wie gebrochen war. Noch in der Nacht konnte es passieren. Er hatte bestimmt nichts dagegen.
    Sie stießen wieder an und lauschten dem Klang nach. Dann tranken sie. Rosanna wusste, dass sie schon etwas zuviel getrunken hatte. Zwar schwamm sie noch nicht weg, aber da gab es eine gewisse wohlige Wärme, die sich in ihrem Innern ausgebreitet hatte. Es war kein schlechtes Gefühl, und es gefiel ihr auch.
    Der Käse und die Tomaten waren gegessen worden. Es lagen nur noch einige Brotscheiben auf der Decke.
    »Und jetzt?«, fragte Flavio. Er wollte sich erheben und zu Rosanna hingehen, aber schon im Ansatz der Bewegung stoppte er, weil er das heftige Kopfschütteln seiner Freundin gesehen hatte.
    »He, was ist?«
    Rosanna’s dunkle Augen weiteten sich noch mehr. »Da... da... war was«, flüsterte sie.
    »Und was?«
    Sie schaute sich unbehaglich um. »So ein komisches Blubbern oder Gluckern.«
    »Unsinn, du...«
    »Doch,
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