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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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schon ihre Wirkung. Der Lukumone schaffte es nicht, die Waffe aus seinem Körper zu zerren, obwohl er sie mit beiden Händen umklammerte. Es machte ihm auch nichts aus, dass er sich dabei in die Hände schnitt, weil die Klinge noch ein kleines Stück hervorragte. Er drehte den Griff. Er kämpfte weiter, und aus seinem Mund drangen dabei unkontrollierte Laute.
    Ich war bisher passiv gewesen. Ich hörte Bill’s Keuchen, das irgendwie auch erleichtert klang.
    Ignatius sprach. »Er ist nicht tot«, sagte er. »Adolfi wird es überstehen und das Messer aus seinem Körper ziehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, ihn von dieser Welt zu tilgen.«
    »Welche?«, fragte ich.
    Ignatius streckte seinen Arm aus. »Feuer!«
    Ich wollte nicht erst lange darüber nachdenken, ob er Recht hatte oder nicht. Mein väterlicher Freund hatte bereits in die Tasche gegriffen und ein Feuerzeug hervorgeholt. Es war ein Sturmfeuerzeug, dessen Flamme so leicht nicht ausgeblasen werden konnte.
    »Willst du es tun, John?«
    »Nein!«
    Ignatius schaute mich für einen Moment ernst an, dann nickte er. »Das kann ich verstehen.«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Sein Ziel war Adolfi, der sich zwar noch in unserer Nähe aufhielt, es dabei allerdings geschafft hatte, bis zum Brunnen zurückzuweichen, gegen den er gestoßen war. Er suchte den Halt, damit er sich von der Klinge befreien konnte. Sie schien ihm doch mehr Probleme zu machen, als er zugeben wollte. Er konzentrierte sich darauf und drehte sie, während er daran zog. Zur Hälfte hatte er es schon geschafft, als plötzlich Father Ignatius vor ihm stand.
    Adolfi schaute hoch. Und sein Blick fiel auf die tanzende Flamme des Feuerzeugs. Sie verlosch auch nicht, als sich Ignatius gegen ihn warf. Die Kleidung war trocken wie Pulver. Plötzlich tanzte die Flamme hoch und fand Nahrung. Die Jacke fing Feuer, Stoff loderte auf, und erste zuckende Zungen leckten hoch zum Gesicht der Gestalt.
    Die tanzenden Flammenspitzen erwischten den Bart, dann die Haare. Im Nu war Adolfi zu einem brennenden Bündel geworden. Von einem Menschen konnte man hier nicht sprechen. Er war keiner, und er rannte plötzlich weg wie durch Schläge getrieben.
    In die Blutsäulen hinein brachte ihn der Weg. Er schrie. Er brüllte. Er tanzte in seinem Flammenmantel. Er war nicht mehr zu halten. Er duckte sich, stolperte, konnte sich nicht mehr fangen und prallte auf den Boden, wo er sich zwar überschlug, aber das Feuer nicht löschen konnte.
    Er warf die Beine hoch. Er winkelte sie an. Dabei trat er um sich, und urplötzlich breiteten sich die Flammen aus. Die Totengeister wurden von ihnen erfasst.
    So etwas hatte ich noch nie gesehen. Wir sahen zu, dass wir wegkamen, und schauten von sicherer Stelle aus zu, wie eines der vier alten Elemente, das Feuer eben, seine reinigende Wirkung voll entfaltete. Es breitete sich nicht aus. Es blieb auf den Marktplatz begrenzt und zerstörte nicht nur die Blutgeister, sondern auch die rote Masse auf dem Boden. Wir schleuderten unsere Schuhe weg, weil an ihnen Blutreste klebten und wir nicht auch noch von den Flammen erwischt werden wollten.
    Das Feuer brannte, und es brannte nieder. Schatten aus Licht und dunklen dämonenhaften, irren, gestaltlosen Wesen wechselten sich ab.
    Keiner von uns und auch von den versteckten Zuschauern wusste, wie lange das Blut brannte und schließlich verbrannt war. Nicht einmal Reste blieben zurück. Selbst von Adolfi nicht.
    Doch – etwas hatte er schon hinterlassen. Es war das Messer.
    Nur steckte es nicht mehr in seinem Körper, sondern lag wie eine letzte Mahnung an die Lebenden auf dem Pflaster...
    ***
    »Mein Gott«, flüsterte der Mönch. »Mein Gott, es ist vorbei. Der Spuk und das Grauen wurden gelöscht. Dem Himmel sei Dank...«
    Wir blickten uns an. Das Lächeln fiel gequält aus, bis Bill sagte, und das war wieder typisch für ihn: »Ich bin mal gespannt, welchen Kommentar Sheila geben wird, wenn sie mich ohne Schuhe sieht.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Sorge, sie wird ganz normal reagieren. Bei deinen Entenfüßen wird sie dir so schnell wie möglich ein Paar neue kaufen...«
    ENDE
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