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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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normal.« Meine Worte zeigten Erfolg. Er versuchte nicht, sich aus dem Griff zu befreien.
    »Was ist auf dem Platz passiert?«
    Er duckte sich wie unter einem Schlag. Dann schüttelte er den Kopf. »Nicht hingehen, nicht...«
    »Was ist passiert?«, fragte auch Bill.
    Der junge Mann verdrehte die Augen. Dann hatte Bill’s Frage gewirkt, und wir bekamen die Antwort. Sie wurde mehr gekeucht als gesprochen. »Blut! Nur Blut. Überall ist Blut. Es ist schrecklich. Ich habe es gesehen. Es dringt aus dem Boden. Es sind überall Quellen, die das Blut ausspucken. Grauenhaft. Gestank und... ich weiß nicht!« Das letzte Wort war ein Aufschrei, dann war er auch nicht mehr zu halten und verschwand in der Gasse wie ein gejagtes Tier.
    Bill Conolly starrte mich an. Er brauchte nichts zu sagen. Der Ausdruck in seinem Gesicht sprach Bände.
    Adolfi hatte sein Versprechen wahrgemacht. Zumindest befand er sich auf dem Weg dorthin. Ich war mir sicher, dass jemand wie Father Ignatius dabei nicht wich und sich ihm entgegenstellte.
    Wir rannten los. Es war auch nicht weit. Die Gasse, in der wir uns befanden, führte auf den Marktplatz. Wir hatten ihn noch nicht erreicht, als wir das widerliche und hässliche Lachen hörten.
    »Adolfi!«, keuchte Bill.
    ***
    Das Lachen hatte nicht lange angedauert. In einem letzten schrillen Ton war es verklungen oder wie von den Blutgeistern geschluckt. Ignatius hatte sich davon nicht beeindrucken lassen. Er stand auf der Stelle, umgeben vom Platzen der Blasen, die sich noch immer auf der Oberfläche bildeten.
    »Willst du mich stoppen?«, höhnte Adolfi, der den Blick seiner dunklen Glitzeraugen auf Ignatius gerichtet hatte.
    »Einer muss es ja tun!«
    »Kein Mensch kann es. Die alte Magie des Charun ist zu stark. Ich bin sein Nachfolger.« Adolfi warf den Kopf zurück und lachte kurz gegen den Himmel. »Wie soll ein Mensch es schaffen, mich zu stoppen? Kannst du mir das sagen? Wie ist das möglich?«
    Ignatius blieb gelassen. »Wer fragt mich das? Jemand, der ebenfalls ein Mensch ist? Lächerlich und...«
    »Ich bin kein Mensch. Ich bin Addi Adolfi. Ich bin ein Gesandter, ich bin ein Lukumone. Verstehst du das? Ich bin ein Hoher Priester des großen Charun.«
    »Er ist schon längst vergessen. Es liegt weit über zweitausend Jahre zurück.«
    »Was?«, schrie Adolfi, und es sah so aus, als wollte er Ignatius anspringen. »Vergessen nennst du das? Schau dich doch um. Nichts ist vergessen, gar nichts. Das Blut lebt. Das Blut war kalt, aber jetzt kocht es. Das Blut hat lange Zeit wie in einer magischen Tiefkühltruhe überlebt. Es hat die Seelen der Opfer in sich bewahrt. Sie waren all die lange Zeit konserviert. Sie gehörten ihm, ebenso wie das Blut. Aber Charun wollte mehr. Und deshalb hat er mich geschickt. In ihm steckt die Kraft einer fremden Hölle. Die Macht der Toten. Er war der Gott des Schreckens. Er hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Er war unersättlich. Wie ein antiker Vampir ohne Blutgebiss. Man hat ihm die Opfer auf eine andere Art und Weise zugeführt. Sie wurden in sein Maul gedrückt, und dann hat er sie geschluckt und verdaut. Aber das Blut spie er aus, eben wie dieser Brunnen hinter dir. Es hat sich gesammelt. Jeder Tropfen der Opfer. Keiner ging verloren. Um Charun gnädig zu stimmen, haben die Menschen ihm immer mehr Opfer gegeben. Sie holten sich die Gefangenen, die Feinde und auch welche aus den eigenen Reihen. Wer sich gegen Charun stellte, war verloren. Dafür haben seine mächtigen Diener gesorgt.«
    »Damit meinst du die Lukumonen?«
    »Ja«, erklärte Adolfi voller Stolz.
    »Auch sie gibt es nicht mehr!«
    »Nein? Bist du sicher? Schau mich an. Wer bin ich? Ein Mensch? Ein scharfes Lachen folgte. »Auch die Lukomonen waren Menschen, aber sie waren besonders, denn sie standen unter dem Schutz des Götzen und in seiner Gunst.«
    »Standen!«
    »Na und?«
    »Sie sind vergangen.«
    Da funkelte es wieder in den Augen des Mannes. »Schau mich an!«, flüsterte er scharf. »Sehe ich aus, als wäre ich vergangen? Sehe ich so aus? Bin ich jemand, den es nicht gibt? Ein Geist oder wie?«
    »Du kannst kein Lukumone sein.«
    »Wenn du dich da nicht mal irrst. Ich war es nicht von Geburt, aber jetzt bin ich es. Ich bin jemand, der hinter das Geheimnis des Götzen gekommen ist. Ich habe erlebt, wie die alte Kultstätte freigelegt wurde. Die Menschen selbst in ihrer Neugierde haben dies getan, weil sie die Kulturen nicht in Ruhe lassen konnten. Sie wühlten den Boden auf und legten das
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