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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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der rettende Engel erschienen. Sie rief meinen Namen und hätte sich fast in meine Arme geworfen, so froh war sie, mich zu sehen.
    »Was ist denn los?«
    »Das Blut, das Blut...«
    »Hier?«
    »Ja, ja. Aber meine Mutter glaubt mir nicht. Sie denkt, ich hätte irgendeine Schweinerei hinterlassen. Sie will es aufwischen, aber es kommt immer wieder nach.« Sie fuhr über ihre Stirn. »Bitte, können Sie ihr nichts sagen?«
    Dazu kam ich nicht. »Ist das dieser Engländer, von dem du erzählt hast, Rosanna?«
    »Ja, Mutter.«
    »Er soll verschwinden, denn mit ihm hat das verdammte Unglück begonnen.«
    Das tat ich nicht. Ich ging sogar in das Haus hinein. »Beruhigen Sie sich, Signora Fabrini. Ihre Tochter hat Recht. Es ist alles so gelaufen, wie sie es sagt.«
    »Blut, wie? Blut aus dem Boden!«
    »Leider ja.«
    »Wo kommt es denn her?«, schrie sie mich an. »Wie kann Blut aus dem Boden dringen?«
    Ich hatte keine Lust und auch nicht die Zeit, mich mit der Frau auf eine lange Diskussion einzulassen. Deshalb wandte ich mich an ihre Tochter. »Wir waren ja nicht hier, Rosanna. Was ist inzwischen passiert? Und wo finden wir Father Ignatius?«
    »Auf dem Marktplatz. Er wollte dort auf euch warten.«
    »Gibt es einen Grund?«
    Rosanna schien nur auf diese Frage gewartet zu haben, denn plötzlich brach es aus ihr hervor. Die Worte verließen ihren Mund wie ein Sturzbach, und ich musste mich schon sehr anstrengen, um etwa die Hälfte zu verstehen. Sie krallte sich an mir fest und sprach dann mit fast überkippender Stimme davon, dass das Blut den gesamten Ort unterwandert hatte.
    »Hast du sonst noch etwas erlebt? In den anderen Häusern vielleicht?«
    »Nein, nein, nur hier.«
    »Okay, dann bleib du im Haus. Und sag deiner Mutter noch einmal, dass alles stimmt, wie du es erzählt hast.«
    »Wo willst du hin?«
    »Zum Marktplatz.«
    Da sagte sie nichts mehr Sie ließ mich los und schlug ein Kreuzzeichen, bevor sie ein Gebet flüsterte. Schaden konnte es sicherlich nicht, denn dieses Bergdorf wirkte auf mich wie von allen Schutzengeln verlassen, um der Hölle freie Bahn zu verschaffen...
    ***
    Ein Wächter, der auf das Blut achtete, so kam sich Father Ignatius vor. Er war in der Nähe des Brunnens geblieben, denn diese Stelle garantierte ihm den besten Überblick.
    Der Platz war menschenleer geworden. Es musste sich überall im Ort herum gesprochen haben, welches Unheil da aus dem Boden gedrungen war. Und dieses Unheil war sichtbar.
    Das Blut hatte den Marktplatz in gewisser Weise überschwemmt. Es gab keine Fuge zwischen den Steinen, die verschont geblieben wäre.
    Der Druck aus der Tiefe war mächtig gewesen. Ignatius sah das Blut. Es zeichnete die Fugen nach. Sie waren dunkler geworden, aber auch glänzender. Die Oberfläche des Blutes schien mit einer Ölschicht bestrichen worden zu sein.
    Hinzu kamen die Geräusche und der Geruch. Er lastete wolkenschwer über dem Platz. Es war der Gestank von altem Blut, in den sich der Geruch von verwesendem Fleisch mischte.
    Es geschah nichts schnell. Der Rhythmus wurde schon beibehalten. Zudem brachte er die Kälte mit. Es war kaltes Blut. Vereistes. Es knisterte, wenn es aus der Erde drang. Die Laute glichen denen von brechenden Eierschalen.
    Ignatius wollte gar nicht daran denken, wie viele Opfer für diese Masse an Blut gesorgt hatten. Charun musste eine wahre Schreckensherrschaft ausgeübt haben. Ein Vlad Dracula der Etrusker, dem Menschen in das gierige und unersättliche Maul gestopft worden waren. Er hatte sie verschluckt und ihr Blut gesammelt. Ähnlich wie in einem gewaltigen, unter der Erde liegenden Brunnen.
    Father Ignatius drehte sich etwas zur Seite, um den Brunnen genauer sehen zu können. Die Figur hatte sich nicht verändert. Dennoch war etwas dort eingetreten. Aus dem Maul schwappte das Zeug nicht mehr mit einer so großen Wucht hervor. Die rote Flüssigkeit war mehr zu einem Rinnsal geworden. Manchmal fielen auch nur dicke Tropfen nach unten.
    Father Ignatius konnte mit dieser seltsamen Figur nichts anfangen. Aber er ging davon aus, dass es sich bei ihr nicht um ein Abbild des Götzen handelte. Die Erbauer hatten sich irgendeine scheußliche Gestalt einfallen lassen, nicht bedenkend, dass diese Scheußlichkeit noch übertroffen werden konnte.
    Blut aus dem Eiskeller. Die Kälte war zu spüren. Sie lag über dem Marktplatz wie ein unsichtbares Tuch. So mussten es auch die beiden jungen Menschen in der Nacht erlebt haben, als sie den alten Brunnen besuchten.
    Dass
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