Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bläulich und auch fahl. Seine Haut arbeitete. Sie sah aufgedunsen aus. Das Gesicht wurde plötzlich schief. Die Mund veränderte sich. Er zog sich in die Breite, als wollte er die Maulform eines Frosches annehmen, und die Augen quollen aus den Höhlen wie von hinten gestoßen.
    Er wollte wie der Götze werden. Er hatte sich auf ihn eingestellt. Sein Sinnen und Trachten galt nur Charun. Es reichte ihm nicht mehr, nur ein Diener zu sein, er wollte werden wie er.
    Eine bösartige Fratze mit schiefen Proportionen im Gesicht starrte den Mönch an. Der Mensch hatte sich in eine Bestie verwandelt. Er war nicht zu Charun geworden, aber zu einem Teil von ihm, der sich innerhalb der Blutgestalten aufgeteilt hatte.
    So musste ihn auch Camino gesehen haben, und so war der bedauernswerte Pfarrer gestorben.
    Das hatte Ignatius nicht vergessen. Jetzt war er an der Reihe. Eine Waffe steckte unter seiner Kutte. Sie war mit geweihten Silberkugeln geladen, und er bekam sogar noch die Zeit, sie hervorzuholen.
    Bis zum Brunnen ging er zurück. Dort hob er die Pistole an. Er zielte genau – und schoss...
    Nicht immer, aber manchmal und in extremen Situationen war Gewalt das einzige Mittel, um das Grauen zu stoppen. Das sah auch ein Mann wie Father Ignatius ein.
    Die Kugel erwischte Adolfi in der Brust. Der harte Einschlag hätte ihn eigentlich stoppen oder zurückwerfen müssen, aber Adolfi war stark. Das Blut der Götzenopfer verfehlte die Wirkung nicht. Er nahm den Treffer hin, knurrte nur böse auf und stemmte sich auf die Zehenspitzen wie jemand, der sich noch einmal aufbäumte, um dann alles klarzumachen.
    Zum ersten Mal sah Ignatius auch die Fingernägel des anderen richtig. Sie waren ihm zuvor nicht aufgefallen. Jetzt verglich er sie mit spitzen Nägeln, die weit nach vorn schauten. Ihm kam wieder das Bild des toten Pfarrers in den Sinn. Seine Haut war so schrecklich aufgerissen worden. Wie abgezogen hatte sie gewirkt.
    Und nun das.
    Im gleichen Augenblick erschienen die beiden Schatten hinter dem Rücken des Lukumonen. Keine Blutschatten, auch keine richtigen Schatten. Ignatius, der noch mal hatte schießen wollen, sah die ihm bekannten Gesichter. Er sah die tanzenden Bewegungen der Blutgeister, als hätten sie plötzlich Furcht bekommen, und hörte dann die Stimme des Reporters Bill Conolly.
    »Nein, so nicht!«
    ***
    Auch Adolfi hatte die Stimme gehört. Er stand für einen Moment regungslos, um dann herumzufahren, weil er genau wusste, wo sich seine wirklichen Feinde befanden.
    Genau das hatten wir gewollt. Angesicht zu Angesicht auf diese widerliche Gestalt schauen, die halb Mensch und halb Monstrum war, gefüllt mit dem Blut der Totengeister, die keine Ruhe finden konnten.
    Wir hatten den Marktplatz sehr schnell erreicht. Und uns dann zurückgehalten. Allerdings waren wir so nahe an den Ort des Geschehens herangeschlichen, um hören zu können, was da genau passiert war. So hatten wir die Unterhaltung zwischen den beiden gut verstanden und daraus unsere Schlüsse gezogen.
    Mit dem Kreuz war bei Adolfi nichts zu machen. Es hatte nur das Blut auftauen können, mehr nicht. Ansonsten waren seine Kräfte zu schwach, und die geweihte Silberkugel hatte ihn auch nicht umgebracht. Sie steckte in seinem Körper, als er uns anschaute.
    Himmel, wie hatten sich seine Augen verändert. Da war nichts Menschliches mehr in ihnen. Sie wirkten wie runde Glaskugeln, die einfach hineingedrückt worden waren. Früher hätte man ihn als Gestalt mit dem bösen Blick bezeichnet. Die alte Kraft des Charun belebte ihn auf grausame Art und Weise.
    Dennoch zeigte er sich für einen Moment verunsichert, da er einen Schritt zur Seite ging. Bill Conolly folgte ihm sofort. Sein Hass auf diesen Zwitter zwischen Mensch und Dämon, der ihn gepeinigt hatte, war riesengroß, und er konnte sich auch nicht beherrschen.
    Das lange Blutmesser hatte er mitgenommen. Er drehte es so, dass es leicht nach oben zeigte. »Kennst du das?«, fragte er gefährlich leise. »Kennst du dieses Messer, Hundesohn?«
    Adolfi lachte ihn aus.
    Zwei Sekunden später lachte er nicht mehr. Niemand hatte Bill zurückhalten können. Ein Sprung, ein Stoß, wuchtig und zielsicher, dann hatte er die Klinge bis zum Heft in den Körper der Gestalt hineingetrieben. Er ließ den Griff sofort los und dachte nicht daran, das Messer aus dem Körper zu ziehen.
    Ob es nach der Kugel ein Messer schaffte, ihn zu vernichten, wusste keiner von uns. Die Klinge blieb jedenfalls stecken, und sie zeigte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher