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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff
Autoren: Franc Helgath
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Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Über den Bahamas stand genau jenes Wetter, das die Inseln so berühmt und so teuer gemacht hatte.
    Bill Fleming war als Historiker und Naturwissenschaftler zwar kein Nabob, aber so doch vermögend genug, daß eine Charterfahrt auf einer schneeweißen Yacht seinen Geldbeutel nicht zu stark belastete. Er konnte sich auch noch das Vergnügen gönnen, Nicole Duval, die kapriziöse Sekretärin seines Freundes Professor Zamorra einzuladen.
    Und für jeden Mann war es ein lupenreines Vergnügen, in der Nähe dieser jungen Frau zu sein, die ihre äußerliche Aufmachung den hohen Außentemperaturen angeglichen hatte und ihren herrlichen Körper von zwei winzigen Bikiniteilen abgesehen hüllenlos der südlichen Sonne darbot.
    Die amerikanischen Angler im Heck des Bootes gingen ihrer Jagd nach Schwertfischen und Haien unkonzentriert nach. Obwohl ihnen dem Alter nach so ein knackiges Geschöpf gar nicht mehr zustand, übten sie sich ungeniert im Stielaugenmachen. Die Freuden dieses Lebens bestanden plötzlich auch für sie nicht mehr in der Ausübung von Petri Jüngerns Kunst. Ihre Interessen waren weitaus profaner geworden.
    Die 600-PS-Diesel ließen das blankgescheuerte Deck der SEA-BELL beruhigend vibrieren. Der Fahrtwind schmeckte salzig auf den Lippen. Nicole Duval hatte sich neben Bill Fleming in einen Liegestuhl geräkelt.
    »Eine blendende Idee von dir«, gurrte sie, »den Tag bis Zamorras Ankunft auf See zu verbringen. Sogar das Essen hat geschmeckt. So gar nicht amerikanisch.«
    Bill grinste. Sie lagen sich öfter in den Haaren, weil Nicole als genußfreudige Französin dem »American Way Life« kaum irgendwelche Freuden abgewinnen konnte.
    »Es war aber amerikanisch«, konstatierte er. »Die Bahamas sind eine Kolonie von uns. Die Leute wissesn es nur noch nicht.«
    Die beiden flachsten sich noch eine Weile gutgelaunt an, dann stand Nicole auf.
    »Ich hole uns einen Drink«, sagte sie. »Du willst wieder einen von deinen verwässerten Bourbons?«
    Bill schüttelte den Kopf.
    »Diesmal nicht. Der Mensch muß sich den Gepflogenheiten seiner Umwelt anpassen. Cuba Libre für mich.«
    »Schon wieder etwas amerikanisches«, seufzte Nicole gekonnt und schlug gottergeben die Augen mit den langen Wimpern auf.
    »Aber es hat einen spanischen Namen«, brummte Bill.
    Nicole verschwand mit wippenden Hüften in der Longue, und keiner der Angler schaute mehr aufs Wasser, obwohl es inzwischen einige Inselchen zu sehen gab, die in nordwestlicher Richtung ihre grünen Buckel über das azurne Blau des Postkartenmeeres reckten. Es war die Kette der Bimini-Islands links der Großen Bahamabank. Es war nicht ratsam, sich mit einem Boot dieser Größe auch nur zu einer der Inseln zu wagen, denn die Friedlichkeit des Ozeans täuschte darüber hinweg, daß unter den Wellen gefährliche Riffe lauerten, die auch einen Stahlrumpf noch aufschlitzten, wie ein elektrischer Dosenöffner die Konserve.
    Die Französin kam zurück und lieferte Bill das gewünschte Getränk ab. »Einmal Cuba Libre, bitte sehr.«
    »Gracias, Señorita. Dein Spanisch wird von Tag zu Tag besser.«
    »Danke für die Blumen, Señor. Ich weiß Ihr Lob zu schätzen.«
    Die Stunden zerrannen in süßem Nichtstun, und die Angler angelten nichts. Nach echter Touristenart betranken sie sich, um ihren Mißerfolg gebührend zu feiern. Im Hafen hatten sie ohnehin diese täuschend echt aussehenden Plastikfische, mit denen man sich in Siegerpose fotografieren lassen konnte. Knallbunt und kamerafreundlich. Was wollte der Mensch noch mehr?
    Als Durchgangs-Touristen waren auch Nicole Duval und Bill Fleming auf den Bahamas zwischengelandet. Die drei Freunde waren noch in London zusammengewesen, und ihr Ziel war eine Buchmesse, die in La Paz stattfinden sollte. Sowohl Übersetzungen der Werke Professor Zamorras und auch Bill Flemings wurden dort erstmals in spanischer Sprache vorgestellt. Professor Zamorra war im letzten Moment von einem Verleger aufgehalten worden, und so waren Bill und Nicole schon einmal vorausgereist, da sie beide in London ja nichts mehr zu tun hatten.
    Diesen einen Tag hatten sie für eine Mini-Kreuzfahrt genutzt, und auch dieser eine Tag neigte sich bereits wieder dem Ende zu. Die Bimini-Islands lagen inzwischen steuerbord im Dunst, der gegen Abend aufgekommen war. Bill und Nicole standen nebeneinander an der niedrigen Reling und schauten zu den Inselbuckeln hinüber.
    »Eine sehr interessante Gegend«, erklärte Bill,
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