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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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genügend Druck, um es zurückzuhalten. Die Steine bewegten sich nicht nach oben, doch zwischen ihnen, aus den Ritzen, drängte sich die Flüssigkeit hervor.
    Rot! Rot wie das Blut aus dem Brunnen. Wenn man Father Ignatius gefragt hätte, wie er sich fühlte, dann hätte er gesagt wie jemand, der auf verlorenem Posten stand...
    ***
    Wir waren in den aufgeheizten Fiat Croma gestiegen und hatten beide das Gefühl erlebt, in einer Sauna zu stecken. Ich wunderte mich darüber, dass ein Mensch so viel Schweiß besaß. Mein Gesicht klebte. Der Staub darin vermischte sich mit dem Schweiß zu einer klebrigen Schicht und ich hatte wieder Mühe, etwas Genaues zu sehen, weil mir die Staubwolken den größten Teil der Sicht nahmen.
    Bill, der neben mir saß, massierte seine Arme in den Schultergelenken. Sein Gesicht zeigte dabei einen verbissenen Ausdruck. Er erinnerte mich an jemand, der es unbedingt schaffen wollte, auch wenn die Hürden noch so hoch lagen.
    Es waren nur wenige Kilometer bis zum Ort aber die können sich auch hinziehen, wenn man es eilig hat. Das war bei uns der Fall. Ich befürchtete, nicht mehr rechtzeitig genug zu kommen. Dieser Adolfi hatte den Fluch des Dämons auf die Reise geschickt, und Limano lag greifbar vor ihm.
    Auf der Fahrt erlebten wir keine Veränderungen. Die Umgebung blieb normal. Es gab keine Stelle am Boden und auf der Straße vor uns, die das Blut ausgespuckt hätte.
    Aber es war da. Es war unterwegs, und wir gingen davon aus, dass es den Ort schon erreicht hatte.
    »Was ist mit deinen Armen, Bill?«
    »Geht schon wieder. Ich freue mich auf Adolfi.«
    »Vorsicht. Übernimm dich nicht.«
    »Keine Sorge, John, der legt mich nicht noch einmal rein.«
    Vor uns lag Limano. Nichts wies darauf hin, dass sich etwas verändert hatte. Nur hatte die Sonne bereits eine andere Färbung angenommen, und die strich über die Häuser hinweg wie ein verdünnter Blutschein. Der Nachmittag neigte sich allmählich dem Ende entgegen. Mit dem Abend und der Nacht würde auch die Dunkelheit kommen.
    Die Landstraße führte unten vorbei. Wir bogen in eine der schmalen Gassen ein.
    »Wo willst du hin, John?«
    »Zu Rosanna.«
    »Und dann?«
    »Bei ihr hat es begonnen. Ich will sehen, ob sich das Blut ausgebreitet hat.«
    »Okay.« Bill räusperte sich. »Wenn du mich fragst, John, dann ist das bereits der Fall gewesen. Ich habe es besser als du, weil du fahren musst. Aber mir ist die veränderte Atmosphäre nicht entgangen. Um diese Zeit sind die meisten Menschen doch vor ihren Häusern, weil es bald abkühlt. Schau dich um, du siehst niemand auf der Straße. Sie müssen Angst haben.«
    »Kann, muss aber nicht sein.«
    »Doch, doch. Das habe ich im Gefühl. Wir sind leider zu spät gekommen, verflucht!«
    Ich war nicht so pessimistisch wie Bill und hielt mich auch mit einer Antwort zurück.
    Ich lenkte den Wagen vorsichtig bergauf. Auf der linken Seite tauchten plötzlich die Schatten auf. Ich war gezwungen, hart auf die Bremse zu treten, sonst hätte ich die Gruppe der jungen Leute erwischt. Sie warfen weder einen Blick nach rechts noch nach links. Für sie war es einzig und allein wichtig, so schnell wie möglich wegzulaufen.
    »He, was war das, John?«
    »Eine Flucht. Die haben Angst gehabt.«
    »Dann fahr mal weiter«, sagte Bill und stöhnte dabei.
    Ich musste noch um eine Linkskurve herum, um die Gasse zu erreichen, in der die Fabrinis wohnten. Endlich kam mir die Gegend bekannt vor, auch wenn die Schatten mittlerweile dichter und größer geworden waren. Wie graue Tücher sanken sie von den Hauswänden herab. Es war mir egal, dass ich mitten im Weg parkte. Nachdem der Wagen stand, eilte ich auf die Haustür zu. Das Holz war nicht eben dünn. Trotzdem hörte ich innen die Stimmen der Menschen. Wenn mich nicht alles täuschte, waren es zwei Frauen, die sprachen.
    Ich hämmerte mit beiden Fäusten gegen die Tür. Das Geräusch würde das Schreien hoffentlich übertönen. Tatsächlich wurde die Tür sehr bald aufgerissen.
    Vor mir stand Rosanna mit verheultem Gesicht. Im Hintergrund sah ich einen jungen Mann mit langen Haaren. Das musste Flavio sein, von dem Rosanna erzählt hatte.
    Nicht weit entfernt, auf der Schwelle einer Tür, hielt sich Rosanna’s Mutter auf. Die Frau hielt den Stiel eines Besens fest. Um das breite untere Ende hatte sie einen Lappen gewickelt, der einmal hell gewesen war, nun aber die Farbe von Blut angenommen hatte. Bestimmt hatte sie damit den Boden gewischt.
    Für Rosanna war ich wie
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