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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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verschwunden. Einfach weg. Nicht mehr zu sehen.«
    »Da war mir zu viel Blut.«
    »Ach.«
    Ich erzählte ihm, weshalb ich die Flucht hatte ergreifen müssen, und Bill war der Ansicht, dass da noch einiges auf uns zukam.
    »Da gebe ich dir Recht. Charun hat nicht aufgegeben. Er hat einen adäquaten Nachfolger gefunden, das gebe ich dir schriftlich. Außerdem riechst du, als würdest du selbst ausbluten.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Gern geschehen«, erwiderte er stöhnend und stieg wieder auf die nächst höhere Stufe.
    Wir hatten den größten Teil der Strecke hinter uns gelassen, und der Rest war beinahe ein Kinderspiel. Als wir die Treppe bewältigt hatten, ließ sich Bill auf einen nahen Stein fallen. Er stöhnte auf und versuchte, seine Arme zu bewegen, was ihm auch gelang, allerdings nur unter Schmerzen.
    »Und?«, fragte ich.
    »So langsam kommt es wieder.«
    »Wunderbar.«
    »Wir müssen zurück«, sagte ich.
    »Bist du dir sicher?«
    »Ziemlich. Dieser Adolfi, der uns leider entwischt ist, fühlt sich wie Charun. Und der hatte sein Reich nicht nur hier auf die Ausgrabungsstätte beschränkt. Er hat es viel weiter gezogen, und zwar auch dort, wo wir jetzt das Dorf Limano finden.«
    Bill schloss für einen Moment die Augen. »Und es weiß keiner davon?«, fragte er.
    »Nein, abgesehen von uns und Ignatius.«
    »Dann steht den Bewohnern was bevor.«
    Ich wiegte den Kopf. »Es kann sein, dass wir es abwenden können, darauf wetten möchte ich nicht.«
    »Egal, wir müssen zurück. Ich brauche auch was zu trinken und eine Tablette gegen die Kopfschmerzen. Lass uns fahren.«
    Ich warf noch einen letzten Blick zurück, während sich Bill in die Höhe quälte. Er drückte seine Hände gegen den Kopf. Es war das Letzte, was ich von ihm vorläufig wahrnahm, denn als ich einen Blick über den Rand hinweg in die Tiefe der Ausgrabungsstätte warf, da glaubte ich, einen Traum zu erleben.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Der Boden hatte sich verändert. Unter ihm malten sich rötlich-braune Adern ab, als wären sie in einem fremden Körper gefangen.
    Dabei blieb es nicht. Das Blut floss, und es gab einen Druck ab, dem die Oberfläche nicht standhalten konnte. An verschiedenen Stellen sprudelte es in die Höhe wie gefärbtes Wasser. Besonders dort, wo sich der Kreis befand, in dem sich die Fratze des Dämons abmalte.
    Bill war aufgefallen, dass ich mich nicht mehr bewegte. Er stützte sich an meiner Schulter ab und sah ebenfalls, was dort unten vor sich ging.
    »Nein, verdammt... Es breitet sich aus. Es ist überall. Und nicht nur im Brunnen!«
    »Komm, du hast es gesagt. Es breitet sich aus. Ich will nicht, dass Limano von dieser verdammten Blutwelle überschwemmt: wird.«
    Mit langen Schritten eilten wir zum Croma. Selbst Bill brauchte nicht mehr gestützt zu werden. Mir gelang noch ein Blick in den Himmel. Die Sonne hatte sich verfärbt und schon einen rötlichen Farbton angenommen. Sie würde irgendwann ganz verschwunden sein. In der Dunkelheit besaß das Böse immer mehr Chancen...
    ***
    Im Nu war die Panik auf dem Marktplatz perfekt. Wo eben noch eine so gute und fröhliche Stimmung geherrscht hatte, war die Angst nicht mehr zu stoppen. Sie bedeutete für die Gäste des Cafés die Flucht aus dieser Region. Keiner wollte mehr in der Nähe .eines Brunnens bleiben, aus dem das Blut in wahren Lachen schoss und in das Auffangbecken klatschte.
    Father Ignatius, Rosanna und auch Flavio ließen sich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken. Flavio hatte zwar auch flüchten wollen, war jedoch von Rosanna festgehalten worden, die immer in der Nähe des Mönchs blieb, weil sie sich dort noch am sichersten fühlte.
    Hinter ihnen fielen Stühle um. Da rutschten Tische zur Seite, da glitten Gläser, Flaschen und Schalen zu Boden, die mit einem lauten Klirren zerbrachen.
    Die Menschen verteilten sich in den nahen Gassen oder suchten Schutz in irgendwelchen Hauseingängen, um von sicheren Stellen aus das unheimliche Schauspiel zu beobachten.
    Es floss kein Wasser mehr, es floss jetzt richtiges Blut. In breiten Fahnen schwappte es hervor und klatschte in den Brunnen hinein, wo es sich ausbreitete, wie der in den Abflüssen verschwand, um von einer Pumpe hochgedrückt zu werden.
    Ein ewiger Kreislauf. Wasser wär wunderbar gewesen, nur kein Blut, das zudem noch eine widernatürliche Kälte abgab, die Father Ignatius entgegenwehte .
    Er ging auf den Brunnen zu. Er wollte seine direkte Nähe erleben, blieb am Rand stehen und
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