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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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deshalb sage ich dir...«
    »Neinnn, du sagst gar nichts!«, brüllte Adolfi meinen Freund an und fuhr in seiner Wut zu ihm herum.
    Genau das hatte Bill gewollt, denn auch die Waffe hatte die Bewegung mitgemacht. In dieser einen Sekunde musste ich meine Chance nutzen. Wie ein Stein ließ ich mich fallen. Das Messer warf ich zur Seite, denn mit der Beretta konnte ich besser umgehen. Sie lag in meiner Hand, als ich den Boden erreichte.
    Dann hörte ich den Schuss.
    Die Kugel hätte mich auch jetzt treffen können, aber der Einschlag erfolgte nicht. Statt dessen schoss ich zurück. Lag dabei halb auf dem Rücken und halb auf der Seite. Ich musste Adolfi zurückzwingen, damit er nicht in seiner Wut und Enttäuschung auf den wehrlosen Bill feuerte.
    Ich hatte ihn nicht getroffen. Auch der zweite Schuss verfehlte ihn knapp. Es konnte auch sein, dass die Kugel ihn gestreift hatte. Aber er nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Im Zickzack rannte er von uns fort und auf die gegenüberliegende Wand zu.
    Erst jetzt sah ich, dass es dort eine Öffnung gab, in die er hineinhechtete.
    Adolfi tauchte unter wie ein Fisch im Wasser. Er war einfach zu schnell, und zudem gab es innen eine Tür, die er zurammte. So hatte ich als Verfolger keine Chance, ihn mit einer dritten Kugel zu stoppen. Da war er schon in der Unterwelt verschwunden.
    Es gab hier Gänge und Kanäle, es gab den Brunnen, und es gab auch Ausgänge. Wir hätten tagelang suchen können, ohne ihn zu finden. Aber man trifft sich im Leben immer zwei Mal. Ich war sicher, dass er mir noch vor die Mündung laufen würde.
    Es drohte keine Gefahr mehr. Jetzt war es nur wichtig, dass ich meinen Freund Bill befreite. Zum Glück hatte Adolfi mir das Messer überlassen. Das hob ich auf und ging zu meinem hängenden Freund.
    Bill hatte die Augen geschlossen. Er stöhnte. Es ging ihm nicht eben gut. »Hinter der Mauer steht eine Leiter. Die musst du dir holen, John. So kannst du an die Stricke herankommen.«
    »Okay, noch ein paar Sekunden.«
    Ich holte die Leiter, lehnte sie neben Bill an die Mauer und schnitt die Fesseln durch. Diesmal hielt den Körper nichts mehr. Die Gravitation zog ihn an. Bill fiel auf die Füße, konnte sich aber nicht halten und sackte zusammen, wobei er mir in die Arme fiel.
    Ich ließ ihn zu Boden gleiten und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Mauer. Die Strahlen der Sonne hatten auf seinem Gesicht einen Brand hinterlassen.
    Er stöhnte und flüsterte dabei: »Das möchte ich nicht noch mal erleben, verdammt. Das ging wirklich bis an die Grenzen. Habe ich überhaupt noch Arme?«
    »Keine Sorge, die sind noch dran.«
    »Ich spüre sie aber kaum.«
    »Das wird sich geben.«
    Er schaute zur mir hoch. »Danke, Alter. Ich bin ein Idiot, wirklich ein verdammter Idiot. Ich habe mich von diesem Adolfi überrumpeln lassen. Ich stand am Brunnen, schaute in die Tiefe und wollte deinen Weg verfolgen. Dann ist er gekommen. Er hat mich groggy geschlagen, bevor er mich aufhängte. In meinem Kopf geht es drunter und drüber. Ich hasse diesen Ort und seine verdammte Hitze.«
    »Aber du kannst gehen?«
    »Sicher.«
    So sicher war es nicht. Bill war schon froh, dass ich ihn dabei unterstützte. Mit seinen Armen hatte er ebenfalls Probleme. Er stöhnte, wenn er sie bewegte.
    »Ich werde wohl ausfallen. Meine Arme sind gar nicht da. Es brennen nur die Schultern. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würden sie mir aus dem Körper gerissen.«
    Ich ließ Bill reden. So etwas brauchte er jetzt, um den Schock einigermaßen zu verkraften. Zwischendurch schaute ich mich nach Adolfi um, denn vergessen hatte ich ihn nicht. Und auch jemand wie er würde nicht aufgeben. Er hatte etwas in Bewegung gebracht, das sich so schnell nicht zurückdrehen ließ.
    Vor der Treppe blieben wir stehen. Sie sah von unten aus recht lang aus, und Bill holte ein paar Mal Luft, bevor er sagte: »Komm, wir müssen es packen.«
    Es gab kein Geländer. Aber Bill hatte mich, der ihm die nötige Stütze gab. »Ich komme mir vor wie ein alter Mann«, sagte er krächzend. »Verdammt noch mal.«
    »Der Jüngste bist du ja auch nicht mehr!«
    »Hör auf, Alter. Das hält mir Sheila schon oft genug vor. Ist eben ihre Art, um mich mehr ans Haus zu binden. Aber Unkraut vergeht nicht so leicht, kann ich dir sagen.«
    »Das haben wir ja hier erlebt.«
    »Eben.« Bill stieg wieder zwei Stufen hoch und blieb stehen. »Was ist denn mit dir passiert, John?«
    »Was meinst du?«
    »Du warst plötzlich aus dem Brunnen
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