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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
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dorthin, wo wir ganz allein sind.«
    »Aha. Dann hast du dir schon etwas ausgesucht.«
    »Kann man so sagen.«
    »Und wo?«
    »Lass dich überraschen.«
    Rosanna sah das Funkeln in seinen Augen und musste lachen. »Bene, Flavio, ich verlasse mich auf dich.«
    »Ich habe etwas eingepackt. Eine Flasche Wein, etwas Brot und Käse...«
    »Ein Picknick willst du machen?«
    »So ähnlich.«
    »Ha. Und das mitten in der Nacht?«
    »Ist doch romantisch – oder? Nur wir beide...«
    »Ja, einverstanden. Öfter mal was Neues. Wo hast du denn deinen Roller abgestellt?«
    »Am Ende der Gasse.«
    »Dann lass uns gehen.«
    Flavio schob noch die Leiter zusammen und drückte sie der Länge nach in eine Mauerspalte. Da war sie gut versteckt und auch noch nicht einmal gefunden worden.
    Hand in Hand gingen sie los. Es gab nur wenig Licht, und beide mieden die hellen Pfützen. In den Häusern hörten sie die Stimmen der Bewohner. Die meisten Fenster standen offen, um die kühlere Nachtluft in die Räume zu lassen. Dass jemand schlief, war nicht zu hören. Aber sie erfuhren, welche Programme die Leute sahen. Die wechselnden Bilder auf den Bildschirmen füllten die Zimmer mit blassen, huschenden Schatten aus, die wie Geister wirkten.
    Der Wind war sacht und warm. Er umschmeichelte ihre Gesichter und ließ die längeren Haare des jungen Mannes flattern.
    Der Roller stand da, wo Flavio ihn geparkt hatte. Er war schwarz lackiert und zeigte an den Außenseiten der beiden Kotflügel gelbe Fratzen mit weit aufgerissenen Mäulern.
    Einen Helm hatte er mal wieder nicht mit dabei, und darüber ärgerte sich Rosanna jedes Mal. Sie sagte nichts und stieg hinter Flavio auf den Sitz. Mit beiden Händen hielt sie sich an ihrem Freund fest, der sehr langsam startete.
    Sie rollten noch ein Stück bergab, um die normale Verkehrsstraße zu erreichen, die jeder Fahrer nehmen musste, wenn er den kleinen Bergort durchquerte.
    Flavio fuhr nicht sehr schnell. Er wusste, dass Rosanna es hasste. Auf sie nahm er immer und gern Rücksicht. Sie ließ sich überraschen. Die Umgebung kannte sie und auch den Ausblick, den jeder bekam, der das Dorf in einer bestimmten Richtung verließ.
    Er war phantastisch. Sowohl am Tag als auch in der Nacht, wenn das Wetter klar war. Sie sahen eine Lichterglocke, die aus dem Boden zu steigen schien und sich gegen die Himmel drängte. Es waren die Lichter der Stadt Rom, die sich in der Ferne abzeichneten und auf manche Betrachter wie ein soeben gelandetes UFO wirkten.
    Rosanna liebte den Ausblick. Sie kannte ihn seit ihrer Kindheit, doch sie würde sich niemals daran satt sehen können. Er war einfach zu schön. Die Stadt selbst mochte sie nicht besonders. Sie war ihr einfach zu hektisch.
    Flavio fuhr langsam weiter. Das Ziel war nicht mehr weit. Er wollte zu den alten Ruinen hin, die nicht weit entfernt lagen. Vor langer Zeit hatten dort die Etrusker gelebt. Zwar hatte der Mantel der Zeit die meisten Städte zugedeckt und zugeschüttet, aber einige Ruinen waren noch gut erhalten. Man hatte sie ausgegraben und restauriert.
    Besonders gut war dies bei dem alten Brunnen gelungen. Ein richtiges Kunstwerk hatten die Archäologen dort freigelegt. Sie hatten sogar im Brunnen Gegenstände des täglichen Lebens gefunden, mit denen die Etrusker sich damals umgeben hatten. Auch an der freigelegten Außenmauer des Brunnens waren Hinweise auf die spirituelle Kultur des Volkes gefunden worden, Bemalungen, deren Farben man sogar noch hatte freilegen können.
    Es war kein weites Feld. Man hätte es sicherlich noch vergrößern können, aber die Grabungen waren aus Geldmangel eingestellt worden. Neue Finanziers hatten sich noch nicht gefunden.
    Eine Raupe hatte an einer bestimmten Stelle das Gelände gut planiert. Dort konnte auch ein Fahrzeug herfahren, ohne von herumliegenden Steinen oder anderen Hindernissen gestört zu werden.
    Kein Fahrzeug war ihnen entgegengekommen. Sie waren auch nicht überholt worden. Man schlief in dieser Gegend. Die nächtliche Ruhe war den Menschen heilig und nicht so wie in Rom.
    Flavio bog nach links ab. Die Reifen rutschten über den Rand der Straße hinweg. Vor ihnen lag jetzt die planierte breite Bahn, die der Roller locker hochfuhr.
    Der Brunnen war schon zu sehen. Er bildete praktisch die Mitte der Ausgrabungsstätte und ragte wie ein runder Kegel aus dem Boden hervor. Ihn umstanden die anderen Reste der Siedlung. Hausmauern mit Fensteröffnungen. Auch Wohnungen, die tiefer im Boden lagen und mehr an Schächte
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