Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wenn ich
je ein persönliches Problem hätte, das mit äußerster Geschicklichkeit und
Diskretion behandelt werden müsse, Holman der
richtige Mann dafür sei. Das ist Ihr — äh — Beruf, glaube ich?«
    »Stimmt.«
    »Ich
habe ein ausgesprochenes Problem.« Er machte eine Pause, um sich eine
mitgenommen aussehende Briarpfeife anzuzünden. »Antonia
findet, daß dies nicht die richtige Methode sei, damit fertigzuwerden, aber ich
bin nur allzu bereit, Giles Rat zu befolgen. Geld ist nicht wichtig, Mr. Holman , auf das richtige Ergebnis kommt es an.«
    Seine
Tochter kehrte zurück und verteilte die Gläser, ließ sich dann auf der Couch
nieder und schlug sorgfältig die schöngeformten Beine übereinander. Einen
Augenblick lang überlegte ich, in Technicolor sozusagen, wie es wohl aussehen würde, wenn sie sich nackt und zurückgelehnt in
einer Barke den Nil hinabtreiben ließe. Ihr Gesicht war ruhig und abweisend,
die Jadeaugen blickten ziellos ins Leere, als ob sie sich in Gedanken irgendwo
auf der anderen Seite der Welt befände. Aber ich glaubte, daß ihre Ohren, wenn
ich nur die Gelegenheit gehabt hätte, sie genauer zu betrachten, demnächst zu
zucken anfangen würden.
    »Mein
derzeitiges Stück hatte vor vier Monaten am Broadway Premiere und ist ein
Riesenerfolg geworden«, sagte Kendall gelassen. »Die Londoner Produktion bringt
es im Herbst heraus und drei fremdsprachliche Optionen sind bereits erworben
worden. Die Filmrechte sind zu einem erheblichen Preis, der sich nach dem
Erfolg am Broadway orientiert, verkauft, und es besteht die Möglichkeit, daß
sich mein Anteil auf über eine Viertelmillion beläuft.« Er sah für einen
Augenblick entschuldigend drein. »Ich erwähne diese Dinge nicht, um Ihnen zu
imponieren, sondern um darauf hinzuweisen, daß die Gesamteinkünfte letzten
Endes fast eine Million betragen werden.«
    »Du
machst einen Berg aus einem läppischen Ameisenhaufen«, sagte Antonia plötzlich.
    Kendall
achtete nicht auf sie. Er paffte eine Weile ruhig an seiner Pfeife, und seine
Augen beobachteten mein Gesicht. »Vor drei Tagen bekam ich einen Anruf von
einem Mann namens Boler . Er beschuldigte mich des
Plagiats und behauptete, mein Stück sei glattweg von einem von jemand anderem verfaßten Stück abgeschrieben. Zuerst dachte ich, es handle
sich um einen der vielen Anrufe von Verrückten — nicht einmal eine Geheimnummer
schützt mich immer vor ihnen — , aber dann wurde mir klar, daß er es tödlich
ernst meinte. Er sagte, er habe komplette Unterlagen als Beweise für mein
Plagiat und wenn ich mich nicht bereit erklärte, zu seinen Bedingungen ein
Abkommen zu treffen, würde er mich verklagen und vor der Presse bloßstellen.«
Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen. » Boler gab großmütig zu, daß mein Name und mein Ansehen dazu beigetragen haben, das
Stück zu lancieren, und deshalb ist er bereit, mir fünfundzwanzig Prozent der
Gesamteinkünfte zu überlassen. Der Rest geht an den unbekannten Dramatiker, den
er vertritt.«
    »Er
fordert also ungefähr eine dreiviertel Million Dollar.«
    »Oder
noch mehr«, sagte Kendall und nickte.
    »Laß
mich Holmans nächste Frage vorwegnehmen«, sagte
Antonia mit gepreßter Stimme. »Und die Antwort ist
nein! Mein Vater hat niemands Stück plagiiert.« Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Die logische Lösung des Problems wäre, das Ganze in die Hände unserer Anwälte
zu legen; aber aus irgendeinem merkwürdigen Grund möchte mein Vater das nicht
tun.«
    So
wie sie es sagte, war es eine Art Herausforderung, und Kendall hob leicht den
Kopf, als er antwortete. »Wir haben das alles schon besprochen«, sagte er kurz,
»aber um Mr. Holmans willen will ich noch einmal
darauf eingehen. Antonia hat natürlich recht, ich habe das Stück selber
geschrieben. Aber wie alle Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, bin ich
durch schlechte Publicity verwundbar. Ich hege nicht den Wunsch, wegen eines
Plagiats angeklagt zu werden; solche Verdächtigungen haften noch lange, nachdem
das Ganze sich als Lüge herausgestellt hat. Bevor ich irgend
etwas unternehme, das diese Sache an die Öffentlichkeit bringt, möchte
ich wissen, womit ich es zu tun habe. Das verstehen Sie doch, Mr. Holman ?«
    »Klar«,
sagte ich. »Sie wollen herausfinden, ob Boler entweder ein Verrückter oder etwa ein professioneller Erpresser ist, der
gefährlich sein kann.«
    »Genau.«
Er nickte schnell. »Dieser Mann hat sehr selbstsicher davon gesprochen, daß er
Beweise für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher