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Bis aufs Messer

Bis aufs Messer

Titel: Bis aufs Messer
Autoren: Carter Brown
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vorüber«, sagte sie, während sie sich
wieder setzte. »Ich bin überzeugt, mein Vater würde es vorziehen, wenn Sie
Ihren Weg hinaus allein finden würden, Mr. Holman .«
     
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    D ie Bar am Wilshire Boulevard war dunkel, und ihre Dunkelheit war nach dem hellen Sonnenschein
draußen geradezu erleichternd. Meine Verabredung mit Boler war auf fünf Uhr festgesetzt, und ich war pünktlich gekommen. Die Bar war fast
leer; drei Burschen mit dunklen Brillen unterhielten sich am anderen Ende der
Theke über Rechte an Fernsehsendungen. Am anderen Ende saß eine einsame Blonde,
die einen Drink in der Hand hielt und wie hypnotisiert auf ihr Spiegelbild
hinter der Theke starrte, während sie unausgesetzt darauf einredete und ihre
Lippen lautlose Worte formten.
    Fünf
Minuten verstrichen, bevor ein Mann eintrat, sich mit raschem Blick orientierte
und dann auf mich zustrebte. Er war groß und schwer gebaut und hatte die Sorte
Schultern, bei denen es mehr als eines italienischen Schneiders bedarf, um sie
zum Schrumpfen zu bringen. Fettiges schwarzes Haar und ein kleiner Schnurrbart
über fast feminin wirkenden Lippen waren mein erster Eindruck. Die graubraunen
Augen waren kalt und wie die eines Reptils, als er näher kam. Er blieb vor mir
stehen, sagte in scharfem östlichem Akzent: » Holman ?«
und rutschte, als ich nickte, auf den Sitz mir gegenüber.
    »Ich
bin Boler «, fuhr er unmittelbar darauf fort. »Und ich
tue Ihnen einen Gefallen allein dadurch, daß ich die Mühe auf mich nehme, mich
mit Ihnen zu unterhalten, Holman . Also wollen wir
schnell machen, bevor ich meine Absicht ändere. Ja?«
    »Als
Schwindler sind Sie kein Künstler«, sagte ich. »Oder halten Sie es nicht für
notwendig, Ihr Opfer erst einmal ein bißchen aufzuweichen?«
    »Ach
so!« Er grinste und entblößte hübsche perlweiße Zähne. »Kendall glaubt, ich
mache nur Spaß?«
    »Er
hält Sie für eine Art Verrückten«, sagte ich kalt; »oder für einen Erpresser —
oder für beides.«
    »Deshalb
hat er Sie also engagiert.« Er nickte energisch. »Kann ich mir vorstellen. Er
möchte es erst mit einem Bluff probieren. Vielleicht hofft er, Sie könnten mich
einschüchtern?« Er lachte leise bei dem Gedanken. »Im Augenblick könnte mich
die gesamte amerikanische Marineinfanterie nicht einschüchtern. Wollen Sie
wissen, warum? Weil er ein dreckiger Plagiator ist, und das weiß er auch, und ich
kann es beweisen.« Er starrte den herumlungernden Kellner finster an. »Scotch
und Soda.«
    »Also
beweisen Sie es«, brummte ich.
    »Kendall
brauche ich es gar nicht erst zu beweisen«, sagte er in scharfem Ton. »Wie Sie
eben gehört haben, weiß er es bereits.«
    »Er
behauptet nein, deshalb hat er mich engagiert, damit ich dahinterkomme.«
    Boler dachte darüber nach, während der Kellner das
Glas vor ihn hinsetzte; dann, nachdem letzterer außer Hörweite war, beugte er
sich über den Tisch. »Mein Klient hat dieses Stück geschrieben«, knurrte er,
»und es Kendall geschickt. Er dachte, ein großes Tier wie er könnte es
vielleicht lancieren, wenn er es gelesen hat. Das Stück kam niemals zurück. Als
nächstes hörte mein Klient davon, als es als Broadwayschlager unter Kendalls Namen
herauskam.«
    »Woher
wissen Sie, daß Kendall das Stück tatsächlich erhalten hat?« erkundigte ich
mich.
    Er
lehnte sich zurück, nahm sein Glas, nippte daran und grinste dann gehässig.
»Mein Klient hat es eingeschrieben geschickt und es existiert eine unterschriebene
Quittung.«
    »Von
Kendall selber unterschrieben?«
    »Von
jemandem in seinem Haus unterschrieben. Sehen Sie, Holman ,
so dumm war mein Klient nicht. Mit derselben Post ging eine Kopie des Stücks
versiegelt an einen Bankvizepräsidenten ab mit der strikten Anweisung, sie
nicht zu öffnen — sondern sie nur in einen Safe zu legen und so verschlossen zu
halten, bis mein Klient andere Anweisung gibt.«
    »Wer
hat denn nun für die Kopie, die an Kendall abging, unterschrieben?«
    »Das
kann er herausfinden, wenn er bereit ist, sich mit mir auf
Geschäftsverhandlungen einzulassen«, sagte Boler kurz. »Ich lasse ihm noch drei Tage Zeit — nicht mehr! — und dann werde ich mit
Zeugen — und zwar guten Zeugen — ein Treffen im Büro des Vizepräsidenten in der
Bank festsetzen. Dann werden wir Kendall die datierte und unterzeichnete
Quittung des Einschreibens zeigen und zugleich den Vizepräsidenten die Kopie
eröffnen lassen, die er in seinem Safe aufbewahrt hat. Beide Kopien
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