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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen
Autoren: Jefferson Bass
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an dir bestimmt ganz toll aus.« Jess reichte mir das Seil. » Sollen wir es noch mal versuchen? « Diesmal traf ich, nachdem wir unsere Versuchsperson in die Senkrechte gehievt hatten, die Vorsichtsma ß nahme, das Seil sofort an den Ast zu knoten. Ich band die Beine fest, und als Jess sich mit der Position zufrieden erkl ä rt hatte, k ü rzte Miranda das lose Ende des Seils.
    » Das Seltsame ist, dass Kopf und Hals in weit besserem Zustand waren, als ich erwartet hatte «, sagte sie. » Viele Verletzungen, aber angesichts dessen, wie viel Blut da war, um Fliegen anzuziehen, kaum Verwesung. W ä re nicht an den Unterschenkeln kaum noch weiches K ö rpergewebe gewesen, h ä tte ich vermutet, dass er doch nicht so lange da drau ß en war.«
    » Glaubst du, das waren Raubtiere? Kojoten, F ü chse oder Waschb ä ren? «
    » K ö nnte sein «, sagte sie, » aber ich habe auch so gut wie keine Bissspuren entdeckt. Ich h ä tte gern, dass du einen Blick auf ihn wirfst und schaust, ob ich vielleicht etwas ü bersehen habe.«
    » Klar «, sagte ich, » ich k ö nnte gegen Ende der Woche runter nach Chattanooga kommen. Aber eins wundert mich doch: Warum bearbeitest du den Fall ü berhaupt? Ich habe einen Blick auf die Karte geworfen, und der Prentice Cooper State Forest liegt doch jenseits der Grenze in Marion County, oder? «
    Sie l ä chelte. » Ich wette, du warst als Pfadfinder eine Kanone mit Karte und Kompass.« Ich grinste; sie hatte recht, auch wenn sie mich nur aufzog. » Vor zwei Wochen ging eines Nachts bei der Polizei eine Meldung ü ber eine Entf ü hrung vom Parkplatz des Alan Gold’s ein, einer Schwulenbar in Chattanooga. Die haben die beste Drag-Show im ganzen Osten von Tennessee. Man hatte beobachtet, wie eine Frau – oder ein Mann, der sich als Frau ausgab –, auf die die Beschreibung des Opfers passte, in einen Wagen gezerrt wurde, der dann davonfuhr. Wir arbeiten auf der Grundlage der Theorie, dass das Verbrechen in Chattanooga seinen Ausgang nahm.« Sie unterbrach sich kurz, wie um zu ü berlegen, ob sie mir noch mehr sagen sollte. »Abgesehen davon «, sagte sie, » ist Marion County eine l ä ndliche Gegend mit einem kleinen Sheriffb ü ro. Die haben dort einfach nicht die Mittel, um so einen Fall zu bearbeiten.«
    » Klingt logisch «, sagte ich. » Okay, ich glaube, wir sind so weit, der Natur hier ihren Lauf zu lassen. Laut Wettervorhersage f ü r die n ä chsten vierzehn Tage sind – falls man AccuWeather. com glauben kann – Temperaturen etwa in dem Bereich zu erwarten, wie ihr sie in den letzten zwei Wochen in Chattanooga hattet. Also sollte die Verwesungsgeschwindigkeit hier so ziemlich der des Opfers entsprechen. Sobald der Zustand des Kerls dem des Opfers entspricht, wissen wir, wie lange er da drau ß en war, bevor der arme Wanderer ihn gefunden hat.«
    Jess warf einen weiteren Blick auf die Leiche, die an den Baum gefesselt war. » Ein Detail fehlt noch, damit die Tatort-Rekonstruktion auch wirklich authentisch ist.« Ich schaute sie verdutzt an. » Ich habe dir nichts davon erz ä hlt «, sagte sie. » Du warst eh schon nerv ö s wegen der Verletzungen an Kopf und Gesicht, und ich habe bef ü rchtet, dies w ü rde dir den Rest geben.« Sie griff an ihren G ü rtel und zog ein langes Messer mit fester Klinge aus dem Futteral an ihrer H ü fte. Dann trat sie an die Leiche, riss die schwarze Seidenunterhose und die Str ü mpfe herunter, die wir ihr angezogen hatten, und trennte den Penis an der Basis ab.
    » G ü tiger Gott «, stie ß Miranda hervor.
    » Wohl kaum «, sagte Jess. » Ich w ü rde sagen, da war eher der Teufel am Werk.« Sie holte tief Luft und atmete wieder aus. » Bill, bist du dir sicher, dass der Kerl hier sauber ist? «
    Ich hatte M ü he zu sprechen. » Also, ich kann dir sagen, dass er weder HIV hatte noch Hepatitis. Aber auf mehr untersuchen wir auch nicht. Ich kann nicht versprechen, dass er keine Syphilis hatte oder Gonorrh ö .«
    Sie be ä ugte den Penis. » Ich sehe keine offensichtlichen Symptome «, sagte sie. Mit diesen Worten sch ä lte sie ihren linken Handschuh ab, dr ü ckte den nackten Daumen auf das abgetrennte Ende des Organs und rollte dann sorgf ä ltig einen Daumenabdruck auf den Schaft. Dann sahen Miranda und ich ungl ä ubig und voller Entsetzen zu, wie sie der Leiche den Kiefer auseinanderschob und ihr den Penis in den Mund stopfte.
    » So «, sagte sie. » Jetzt ist es authentisch.«

2
    Ich zog den Telefonhörer vom Ohr weg und starrte
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