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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen
Autoren: Jefferson Bass
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keuchte ich, » Sie sind die Chefin. Wenn ich einen Schlaganfall kriege, bevor wir oben sind, dann verwenden Sie meine Leiche bitte f ü r ein besonders spektakul ä res Experiment.«
    » Mit Vergn ü gen «, schnaufte sie.
    Wir blieben zweimal stehen, um Luft zu schnappen und uns die Stirn zu wischen, doch selbst mit den Ruhepausen zerrten wir den Leichensack bereits halb ü ber den Boden, als wir die Kiefer nahe des oberen Zauns endlich erreichten. Als ich jedoch den langen Rei ß verschluss aufzog, der an den Seiten des Sacks entlanglief, musste ich Miranda zustimmen, dass f ü r diese spezielle Tatort-Rekonstruktion ein abgeschiedener Platz sehr viel besser war.
    Wir hatten die Leiche im Leichenschauhaus vorbereitet, also wusste ich, was mich erwartete, und trotzdem schnappte ich nach Luft, als ich den Sack zur ü ckschlug und unsere Versuchsperson sichtbar wurde. Die blonde Per ü cke war ein wenig verrutscht, sie hatte sich ü ber das Gesicht geschoben und verbarg einen Gro ß teil der Verletzungen, die ich der Leiche zugef ü gt hatte, doch das, was noch zu sehen war, war starker Tobak. Jess zufolge waren die meisten Knochen im Gesicht des Opfers durch stumpfe Gewalteinwirkung zertr ü mmert worden – sie tippte auf etwas ziemlich Gro ß es, vielleicht einen Baseballschl ä ger oder ein Stahlrohr, und nicht etwas Kleineres wie zum Beispiel einen Reifenmontierhebel, denn der h ä tte an den Knochen sch ä rfere, deutlicher zu unterscheidende Spuren hinterlassen. Ich hatte es nicht ü ber mich gebracht, eine gespendete Leiche mit solcher Gewalt zu traktieren, also hatte ich mich damit begn ü gt, die Jochb ö gen – die Backenknochen – und den Unterkiefer an mehreren Stellen mit einer Autopsies ä ge zu durchtrennen und an diesen Stellen dann freigebig Blut auf die Haut zu schmieren, um die Blutung zu simulieren, die die Verletzungen unmittelbar vor oder w ä hrend des Todes verursacht h ä tten. Miranda, die in der Kunst des Make-ups erfahrener war als ich, hatte die Wangen grundiert und Rouge sowie violetten Lidschatten aufgetragen und zwei lange falsche Wimpern angelegt. Ich hatte meine Zweifel, dass das Make-up die Verwesungsgeschwindigkeit beeinflussen w ü rde, doch ich wollte keine unn ö tigen Variablen in die Gleichung einbringen.
    Das Lederkorsett zu beschaffen, das wir unserer Versuchsperson um den Torso schnallten, war am Ende sehr viel leichter gewesen, als ich erwartet hatte. Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden hatte Miranda f ü nf Minuten lang im Internet gesucht und dann die institutseigene Kreditkarte verlangt. Noch ein paar Mausklicks, und sie verk ü ndete: » Erledigt. Ein Bustier Gr öß e XXL wird dank der z ü gigen Zusammenarbeit von FedEx und Naughty & Nice.com per First Overnight morgen fr ü h um sechs Uhr geliefert.« Ich ahnte, dass ich den Buchpr ü fern der Universit ä t mit hochrotem Gesicht die American-Express-Abrechnung w ü rde erkl ä ren m ü ssen, doch das war gelegentlich der Preis der Grundlagenforschung.
    » Haben Sie die Schnur? «, fragte ich, » oder muss ich zur ü ck zum Wagen, um sie zu holen? « Miranda trug einen schwarzen Overall, der vor Taschen nur so strotzte.
    » Nein, ich hab sie «, sagte sie. Sie ö ffnete den Rei ß verschluss einer gro ß en Tasche kurz oberhalb des linken Knies und fischte eine Rolle Nylonschnur und ein gro ß es Army-Taschenmesser heraus. Mit einer Drehung des Daumens lie ß sie eine gemeine gezahnte Klinge herausspringen.
    » Wow, das ist ja ein wahres Teufelswerkzeug «, sagte ich. »Was ist das, eine 15-Zentimeter-Klinge? «
    Sie schnaubte. » Glauben M ä nner wirklich, das w ä ren f ü nfzehn Zentimeter? Versuchen Sie’s mal mit neun.« Mit der Messerspitze riss sie sicher und geschickt die Plastikfolie auf, dann wickelte sie knapp zwei Meter Schnur ab – oder eher einen? – und schnitt sie mit einer flinken Bewegung ab. » M ö chten Sie ihm die H ä nde zusammenbinden, w ä hrend ich die F üß e fessle? « Ich nahm die Schnur und machte mich daran, der Leiche die Handgelenke vor dem K ö rper zu fesseln. Miranda schnitt ein weiteres St ü ck Schnur ab und band ihr die F üß e zusammen. Das Seil riss die Netzstr ü mpfe ein, als sie es ü ber den Stilettoabs ä tzen festzurrte. » Ich habe noch nie verstanden, was am Cross-Dressing so anziehend ist «, sagte sie, » weder f ü r den Typ, der es macht, noch f ü r die Leute, die sich solche Transvestitenshows ansehen. Aber ich kann auch nicht nachvollziehen,
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