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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Janeiro, Acapulco oder Dubai. Und reiche Leute gibt es dort garantiert auch.«
    »Trotzdem«, sagte Oskar.
    Mathilda nickte und seufzte. »Ja, du hast recht. Meine Eltern werden da nicht hinfahren wollen. Schon gar nicht mit dir.« Sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, damit er wusste, dass das keine Beleidigung sein sollte. »Du hat ja selber gesehen, wie sie sind.«
    Oskar nickte und seufzte ebenfalls. Er dachte an seine Mutter und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Ganz egal, was passierte, Mama war immer für ihn da, und sie setzte alles daran, ihnen beiden das Leben so schön wie möglich zu machen. Oskar war nie allein. Mathilda dagegen war es eigentlich immer.
    Oskar starrte auf seine Turnschuhe mit den Strümpfen darin und plötzlich fühlte er sich richtig stark. Mit einem Satz sprang er auf und öffnete die Schuppentür.
    Mathilda war natürlich ebenfalls sofort auf den Beinen. »Was hast du denn vor?«, wollte sie wissen.
    »Das wirst du schon sehen«, sagte Oskar.
    Er schnappte sich den Spaten, der gleich hinter dem Eingang an der Schuppenwand lehnte, ergriff seine Schuhe und steuerte auf den Komposthaufen zu.
    Rechts davon wuchsen dichte Sträucher und darunter war die Erde kühl und feucht. Oskar stellte die Turnschuhe vorsichtig ins Gras, bog ein paar Zweige beiseite und rammte den Spaten in den Boden.
    »Warte, ich helfe dir«, sagte Mathilda.
    Sie hielt die Zweige zurück, während Oskar ein ungefähr dreißig mal dreißig mal dreißig Zentimeter großes Loch aushob. Er stellte die Schuhe hinein, schloss die Augen und hielt einen Moment inne.
    Liebe Drei, dachte er feierlich. Vielen Dank, dass du so lange bei mir gewesen bist. Du hast mir Glück gebracht und dafür gesorgt, dass die Tage fast ohne Probleme verlaufen sind und viele Dinge sich zum Guten gewendet haben. Leider konntest du nicht verhindern, dass Papa krank geworden ist. Vielleicht liegt es daran, dass sich manche Sachen einfach nicht verhindern lassen. Ich will es jetzt alleine versuchen, aber ich werde bestimmt noch oft an dich denken.
    Oskar öffnete die Augen und murmelte: »Tschüss, Schuhe. Tschüss, Socken mit rotem Ringel. Ich mochte euch wirklich sehr gern.« Dann schaufelte er das Loch wieder zu, klopfte die Erde darüber platt und raute die Oberfläche anschließend mit den Fingern auf.
    »Perfekt«, sagte Mathilda und ließ die Zweige zurückschnellen. »Ganz ohne Vollmond. Du bist wirklich ein Tausendsassa.«

    Henriette Habermick war natürlich alles andere als begeistert darüber, dass Oskars Schuhe auf einmal verschwunden waren.
    »Was sagst du, wo hast du sie verloren?«, fragte sie nun schon zum dritten Mal.
    »Am See«, sagte Oskar.
    Es fiel ihm nicht leicht zu schwindeln, aber es ging nun mal nicht anders. Hätte er die Wahrheit gesagt, hätte seine Mutter ihn aller Voraussicht nach für völlig plemplem erklärt und die Schuhe garantiert eigenhändig wieder ausgebuddelt.
    »Wo ist denn hier in der Gegend ein See, bitte schön?«, bohrte Henriette Habermick, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zwischen Oskar und Mathilda hin und her.
    »Ähm … hinter der Bohmfelder«, antwortete Mathilda hastig.
    Oskar nickte. Das war auf jeden Fall weit genug weg. »Man fährt über eine halbe Stunde mit dem Bus«, fantasierte er. »Und dann muss man noch ein ganzes Stück durch einen Wald laufen.«
    Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass ihr zwei so lange weg gewesen seid.«
    »Ist doch nicht so schlimm«, erwiderte Mathilda.
    »Was? Dass ich nicht mitbekomme, was mein neunjähriger Sohn treibt?«, fragte Henriette Habermick empört. »Das findest du nicht schlimm?«
    »Doch … ähm … Entschuldigung«, stammelte Mathilda. »Das meinte ich gar nicht.«
    »Sondern?«, fragte Oskars Mutter und musterte sie eindringlich.
    Mathilda holte tief Luft. Sie fühlte sich unbehaglich, aber sie wollte sich von Frau Habermick auf keinen Fall unterkriegen lassen.
    »Na ja, dass so ein paar abgesoffene Schuhe und Strümpfe kein Weltuntergang sind«, sagte sie forsch. »Kaufen Sie ihm einfach neue und die Sache ist geritzt.«
    Oskar lief es kalt und heiß zugleich den Rücken herunter. Vorsorglich machte er einen Schritt zurück und zog den Kopf ein. Seine Mutter wurde nie laut, außer es handelte sich um Dinge, die ihr gegen den Strich gingen. Und Mathildas Ansicht, dass man Sachen einfach so austauschen oder ersetzen konnte, ging ihr ganz sicher extrem gegen den Strich.
    Aber
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