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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Haustür entfernt.Er hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und schaute grimmig in Richtung Küche.
    »Warum machst du denn nicht selber auf?«, fragte Mathilda.
    Sie lief kopfschüttelnd an ihm vorbei und öffnete die Tür.
    Auf der Schwelle standen Oskar und Opa Heinrichen.
    »Hallo«, sagte Oskar und machte einen Diener.
    »Guten Abend«, grüßte Opa Heinrichen und machte ebenfalls einen Diener. Er trug eine graue Anzughose, bei der die Bügelfalten ein wenig verrutscht waren, ein schlabbriges gelbes T-Shirt mit einem Druck der Rolling Stones darauf und seine Lederschlappen.
    »Schau mal, Mathilda, was ich im Regal hinter den Brock-hausbänden gefunden habe«, sagte er und tätschelte voller Stolz das ausgewaschene Antlitz von Mick Jagger auf seiner Brust. »Ich vermisse es seit mindestens zwanzig Jahren, und ich kann mir absolut nicht erklären, wie es ausgerechnet hinter den Büchern gelandet ist.«
    »Hauptsache ist doch, du hast es wieder«, meinte Mathilda. »Aber vielleicht solltest du es erst mal in die Waschmaschine stecken«, setzte sie grinsend hinzu und zupfte eine offensichtlich schon seit Längerem verendete Spinne mit einem Rest ihres verstaubten Fangnetzes vom Ärmel des T-Shirts.
    »Hmmhmmhmm«, räusperte sich Ronald von Dommel und wippte mit den Fersen auf und ab, während er weiterhin die Arme vor der Brust verschränkt hielt. »Wollen Sie auf meinemGrundstück eine Modenschau veranstalten oder hat Ihr unerwartetes Erscheinen einen anderen Grund?«
    »Natürlich hat es den!«, rief Opa Heinrichen. »Wenn Sie gestatten …?«
    Er trat sich die Schlappen auf der Fußmatte ab und ging mit ausgestreckter Hand und einem offenen Lächeln im Gesicht auf Herrn von Dommel zu.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Sie hereingebeten zu haben«, blaffte dieser.
    »Oh, das verstehe ich«, sagte Opa Heinrichen fröhlich. »Mein Gedächtnis lässt inzwischen ebenfalls sehr zu wünschen übrig. Aber Sie sind ja noch jung. Bei Ihnen wird es wohl noch nicht ganz so schlimm sein.« Er ergriff eine von Herrn von Dommels verschränkten Händen und schüttelte sie, so gut es ging. »Wir waren ein wenig in Sorge um Ihre Tochter«, fuhr er fort und wandte sich wieder Mathilda zu. »Du siehst in der Tat nicht besonders gut aus, mein Kind. Du hast doch nicht etwa geweint?«
    »Doch«, sagte Mathilda. »Ungefähr siebeneinhalb Stunden lang.«
    »Unsinn!«, entrüstete sich ihr Vater. »Das ist biologisch gar nicht möglich. Außerdem hätten deine Mutter und ich das ja wohl mitbekommen.«
    »Habt ihr aber nicht«, sagte Mathilda. »Ihr habt ja nicht mal gemerkt, dass ich die ganze Zeit über in meinem Zimmer war.«
    Sie warf Oskar, der immer noch draußen auf der Eingangsstufe wartete, einen scheuen Blick zu.
    »Ist das etwa meine Schuld?«, fuhr Herr von Dommel sie an. »Wenn ich es mir recht überlege, weiß ich eigentlich überhaupt nie, wo du dich herumtreibst.«
    »Ja, weil du
nie
da bist«, schmollte Mathilda. »Und jeden Sonntag bis zum Mittagessen im Bett rumliegst.«
    »Ich liege nicht rum, ich schlafe«, wies ihr Vater sie zurecht. »Und das tue ich, weil ich unter der Woche nicht dazu komme.«
    »Dann sollten Sie vielleicht etwas weniger arbeiten«, meinte Opa Heinrichen und tätschelte Herrn von Dommel väterlich die Schulter. »In dem Fall hätten Sie nämlich nicht nur mehr vom Leben, sondern auch von Ihrer Tochter.«
    »Ich wüsste wirklich nicht, was Sie das angeht!«, fauchte Herr von Dommel.
    Opa Heinrichen rieb sich über die Stirn. »Das ist wirklich bedauerlich«, sagte er. »Aber Ihrem Gedächtnis würde es bestimmt auch guttun. Da bin ich mir fast sicher.«
    Mathildas Vater schnappte nach Luft. Von einer Sekunde auf die andere lief er dunkelrot an.
    »Verlassen Sie auf der Stelle mein Haus!«, brüllte er, warf seinen Arm schwungvoll in Richtung Tür und wies in den Vorgarten hinaus.
    »Um Himmels willen!«, ertönte da Barbara von Dommels Stimme hinter ihnen. »Warum schreist du denn so?«, wispertesie, während sie hastig an ihnen vorbeihuschte. Sie packte Oskar am Handgelenk, zog ihn über die Schwelle und drückte die Tür zu. »Was sollen bloß die Nachbarn denken?«
    »Das ist mir vollkommen egal!«, schrie Ronald von Dommel aufgebracht.
    »Ist es nicht«, entgegnete seine Frau. »Immerhin verwenden sie das Toilettenpapier deiner Firma … noch«, fügte sie unheilschwanger hinzu.
    »Das tue ich auch«, sagte Opa Heinrichen. »Im Augenblick lagere ich über hundert Rollen in der Eingangsdiele

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