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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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bereit? Wenn nein, dann lege die Schachtel zu Deinen Habseligkeitenund wir verschieben das Ganze auf später. Wenn ja, dann mach hinne und sieh zu, dass Du zu unserem Treffpunkt kommst. Aber ich warne Dich, Oskar: Diese Entscheidung ist unumkehrbar. Es gibt kein Zurück.
    Oskars Herz fing an zu pochen. Es pochte laut und schnell, so schnell, dass er nicht mehr klar denken konnte.
    »Kommst du jetzt frühstücken?« Henriette Habermick hatte ihren Kopf durch die Tür gesteckt und sah ihren Sohn lächelnd an. »Ich hab dir auch eiskalten Kakao angerührt.« Ihr Blick fiel auf die offene Schachtel. »Was ist denn das?«, fragte sie verwundert. »Ein Autoreifen?«
    »Nein, ein ganzes Rad«, erwiderte Oskar. Er hörte sich nicht besonders glücklich an.
    »Deine Freundin hat wirklich seltsame Einfälle«, sagte seine Mutter. »Oder kannst du mir sagen, was dieses Geschenk zu bedeuten hat?«
    »Nein«, antwortete Oskar wahrheitsgemäß und war froh, dass er sich nicht herausreden musste. Wenn er es gewusst hätte, hätte er es zwar sagen können, aber bestimmt nicht sagen wollen. »Sie wartet auf mich«, sagte Oskar stattdessen.
    Er legte den Deckel über die Schachtel und erhob sich langsam von der Bettkante. Seine Beine zitterten, als ob sie aus Vanillepudding wären.
    »Ja, das tut sie«, bestätigte seine Mutter. »Mathilda hat eine Menge Sitzfleisch. Sie hält es locker noch ein weiteresViertelstündchen an eurem Treffpunkt aus – bis du in Ruhe gefrühstückt hast.«

    Im letzten Punkt irrte Henriette Habermick sich.
    In der Tat hatte Mathilda eine ganze Weile in ihrem Geheimquartier verbracht, Schrauben nach Größe und Taue nach Länge und Dicke sortiert und neue verrückte Bart-, Perücken- und Hutkombinationen ausprobiert, aber schließlich war ihr die Zeit doch zu lang und die Warterei zu nervenaufreibend geworden.
    Und deshalb war sie um kurz vor halb zehn schließlich unter dem Tisch mit der Stinkedecke hindurchgekrochen, die Klappleiter in den Schuppen hinuntergeklettert und zum Wohnhaus hinübergeflitzt.
    Opa Heinrichen saß vor seiner Haustür auf den ausgetretenen Steinstufen und putzte seine Schuhe.
    Vier Paar waren bereits fertig. Sie standen blitzsauber und glänzend auf der rechten Seite der Treppe, links warteten noch sechs weitere Paare auf ihre Verschönerungskur.
    Mathilda setzte sich neben Opa Heinrichen und sah ihm eine Weile zu. Nach einigen Minuten kam ihr die Idee, dass es nicht schaden könnte, sich schon mal an Plan 2 heranzutasten, obwohl Plan 1 noch gar nicht unter Dach und Fach war.
    »Sag mal …«, begann sie. »Wozu brauchst du eigentlich den Dachboden und den Schuppen?«
    »Um Sachen zu lagern«, sagte Opa Heinrichen. Er hielt den braunen Wildlederstiefel, den er gerade abgebürstet hatte, in die Höhe und begutachtete ihn kritisch. Schließlich stieß er ein zufriedenes Grunzen aus, stellte den Stiefel zwischen seine Füße auf die Steinstufe und griff sich den zweiten.
    »Und die Sachen?«, bohrte Mathilda weiter. »Brauchst du die alle noch?«
    »Das kann man nie wissen«, erwiderte Opa Heinrichen.
    Einerseits hatte Mathilda viel Verständnis für diese Antwort. Tatsächlich waren der Schuppen und der Dachboden des Gartenhauses bis in den letzten Winkel angefüllt mit im Grunde völlig überflüssigen Dingen, die man wunderbar gebrauchen konnte. Andererseits war es nicht die Antwort, die für Plan 2 in irgendeiner Weise nützlich sein konnte.
    »Wie wäre es, wenn du sie dir mal anschaust?«, schlug Mathilda deshalb vor. »Ausmisten hat ja noch nie geschadet.«
    Opa Heinrichen schüttelte unwillig den Kopf. »Du siehst doch, dass ich keine Zeit für so was habe.«
    »Es muss ja auch nicht sofort sein«, meinte Mathilda. »Du kannst deine Schuhe ganz in Ruhe fertig putzen.«
    Wieder schüttelte Opa Heinrichen den Kopf. »Keine Lust.«
    Mathilda schluckte. So etwas hatte sie befürchtet. Opa Heinrichen ging nur sehr ungern in den Schuppen, weil er dort nie fand, was er gerade suchte. Und auf dem Dachbodenwar er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gewesen, weil seine alten Knochen für die wackelige Klappleiter inzwischen viel zu brüchig waren.
    »Und wenn
ich
es täte?«, stellte Mathilda als Möglichkeit in den Raum.
    Opa Heinrichen brummte. »Wieso solltest du?«
    »Um Platz zu schaffen«, erklärte sie wie aus der Pistole geschossen.
    »Etwa für neue Sachen?«, entgegnete Opa Heinrichen und auf seiner Stirn bildete sich eine skeptische Steilfalte.
    »Ja … nein …« Mathilda
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