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Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Oskar und sah ihre Mutter wutfunkelnd an.
    »Vielleicht solltest du dir lieber mal Sorgen darum machen, was die Leute sagen, wenn ihr mich in den Sommerferien einfach irgendwohin abschiebt«, sagte sie kühl.
    Dann nahm sie Oskar bei der Hand, zog ihn zur Terrassentür und rannte mit ihm in den Garten hinaus.

»Jetzt weiß du, wie sie sind«, sagte Mathilda, nachdem sie und Oskar eine Weile nebeneinander bei Opa Heinrichen vor dem Schuppen gesessen und ins Gras gestarrt hatten.
    »Hm«, machte Oskar.
    »Gib’s zu, so schlimm hast du sie dir nicht vorgestellt.«
    »Nee, so schlimm nicht«, krächzte Oskar.
    »Würdest du mit solchen Eltern überhaupt verreisen wollen?«, fragte Mathilda.
    Oskar zuckte die Achseln. »Besser als mit gar keinen Eltern.«
    Mathilda nickte. Sie zog ihre Sandalen aus und vergrub die Zehen in der weichen Wiese.
    Oskar musterte seine Füße, die noch immer in den grünen Socken mit dem roten Ringel und den jeansblauen Turnschuhen mit den roten Schnürsenkeln steckten. Wenn er das alles auszog und nur sein grünes Hemd und die Jeans anbehielt, wäre die Sache mit den drei Farben in seinen Klamotten dahin.
    Bedächtig zupfte er das rechte Schnürband auf, zog es auseinander und streifte den Schuh ab. Das Gleiche machte er mit dem linken. Danach waren die Socken dran. Oskar rollte jeden einzeln zusammen und legte ihn feierlich in den dazugehörigen Turnschuh.
    Dann lehnte er sich wieder zurück gegen die Schuppenwand, schloss die Augen und spürte einen feinen Windhauch unter seinen nackten Sohlen. Es fühlte sich gut an. Fast wie Magie.
    »Was ist eigentlich mit deinem Vater?«, fragte Mathilda. »Hat er sich noch mal bei euch gemeldet?«
    Oskar schüttelte den Kopf.
    Drei Tage nachdem seine Mutter und er in Opa Heinrichens Gartenhaus eingezogen waren, hatten sie überraschend Post von Manfred Habermick bekommen. Er hatte sowohl seiner Frau als auch seinem Sohn einen Brief geschrieben.
    Oskar kannte ihn mittlerweile auswendig.
    Mein lieber Oskar,
    ich schreibe Dir auf grünem Papier, weil Grün die Hoffnung ist. Ich hoffe nämlich, dass Du ein bisschen verstehst von dem, was ich Dir heute schreibe. Ich hoffe es nicht wegen mir, sondern wegen Dir.
    Ich weiß, dass es gemein war, einfach wegzugehen, ohne Mama und vor allem ohne Dir etwas zu sagen. In dem Augenblick, als ich es tat, wusste ich aber keinen anderen Ausweg. Und erst viel, viel später wurde mir klar, dass Ihr Euch wahrscheinlich schreckliche Sorgen macht und dass Du wahnsinnig enttäuscht und traurig bist (Mama natürlich auch).
    Es hört sich bestimmt ziemlich verrückt an, aber ich dachte die ganze Zeit, dass ich eine Belastung für Euch bin und Ihr sehr froh und erleichtert sein müsst, wenn ich einfach aus Eurem Leben verschwinde. Es ging mir nämlich nicht gut. Ehrlich gesagt, ging es mir sogar ziemlich mies. Meine Gefühle und Gedanken flatterten kreuz und quer durch meinen Kopf, sie haben mir manchmal so viel Angst gemacht, dass ich dachte, ich müsste jeden Moment durchdrehen. Und das bin ich dann ja auch.
    Zum Glück habe ich Menschen gefunden, die mir helfen können. Ich wohne jetzt in einem schönen großen Haus, in dem ich mich sicher fühlen kann. Es ist so etwas wie ein Krankenhaus für die Seele.
    Wenn Du willst, kannst du mir hierher schreiben. Die Adresse ist: Auszeit, Manfred Habermick, Am Hang 48, Ch-2745 Latern.
    Lieber Oskar, bitte glaube mir: Es liegt ganz bestimmt nicht an Dir (und auch nicht an Mama), dass ich weggegangen bin!!! Papa
    Seitdem wusste Oskar zwar, dass sein Vater nicht einfach verschwunden war, aber bisher hatte er auch nichts mehr von ihm gehört.
    »Du hast ihm doch bestimmt zurückgeschrieben, oder?«, fragte Mathilda.
    »Klar«, sagte Oskar.
    Insgesamt waren es drei Postkarten mit Fotos von Vielendorf auf der Vorderseite und drei Briefe gewesen. In den ersten hatte Oskar drei Mokkabohnen gelegt, denn davon hatte sein Vater ihm kurz vor seinem Verschwinden eine ganze Tüte geschenkt. Auf die Rückseite des zweiten Briefes hatte Oskar Opa Heinrichens Wohnhaus, das Gartenhaus und den Komposthaufen gemalt und im dritten und letzten hatte er drei Pusteblumensamen mitgeschickt.
    Papa hatte jedoch auf keinen einzigen Brief geantwortet, und so hatte Oskar nicht den Schimmer einer Ahnung, ob es ihm inzwischen besser ging und ob das viele An-ihn-Denken schon etwas genützt hatte.
    »Man müsste hinfahren«, sagte Mathilda. »In der Schweiz ist es bestimmt toll. Besser jedenfalls als in Rio de
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