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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Autoren: Paolo Bacigalupi
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vorhanden.
Wenn Anderson eine von Yates’ Federn sieht, die tatsächlich funktioniert, stockt ihm der Atem. Yates mochte verrückt gewesen sein, aber dumm war er nicht. Anderson hat selbst zugeschaut, wie Joule um Joule aus den winzigen Federgehäusen strömten, die stundenlang zufrieden vor sich hintickten, wo doppelt so schwere Federn nicht ein Viertel der Energie enthalten hätten oder beim Aufladen unter dem enormen Druck der Joule einfach in eine einzige von Molekularkräften zusammengehaltene Masse gepresst worden wären. Manchmal erliegt Anderson fast den Verlockungen von Yates’ Traum.
    Er holt tief Luft und duckt sich zurück in den Klärraum. Auf der anderen Seite kommt er in einer Wolke aus Algenpulver und Rauch wieder heraus. Er atmet Luft ein, die nach zertrampeltem Megodontenkot riecht, und steigt die Treppe zu seinem Büro hinauf. Hinter ihm brüllt wieder einer der Megodonten, der Klagelaut eines misshandelten Tiers. Anderson dreht sich um, blickt in die Fertigungshalle hinunter und merkt sich den Mahout. Spindel Nummer 4. Ein weiterer Punkt auf der langen Liste der Probleme von SpringLife. Er öffnet die Tür zur Verwaltung.
    In den Zimmern hat sich seit seinem ersten Besuch nicht viel verändert. Das Licht ist noch immer trübe, die gähnend leeren Schreibtische und Tretkurbelcomputer von schweigenden Schatten umgeben. Schmale Streifen aus Sonnenlicht dringen durch die Teakholzfensterläden und fallen auf Rauchopfer – Opfer an Götter, die Tan Hock Sengs chinesischen Klan auf der Malaiischen Halbinsel nicht retten konnten. Der Duft von Sandelholz erfüllt die Luft, und von einem Schrein in der Ecke, wo goldene Statuetten lächelnd über Schüsseln mit U-Tex-Reis und klebrigen, mit Fliegen bedeckten Mangos kauern, steigen seidige Rauchfäden auf.
    Hock Seng sitzt bereits an seinem Computer. Seine knochigen Beine ratschen in stetem Rhythmus auf und ab, und
die Tretkurbel versorgt den Mikroprozessor und den 12-Zentimeter-Bildschirm mit Energie. Anderson entgeht nicht das Flattern von Hock Sengs Augenlidern, das kurze Zusammenzucken – das Erschrecken eines Mannes, der um sein Leben fürchtet, sobald sich auch nur eine Tür öffnet. Die Bewegung des alten Mannes ist so flüchtig wie das Flimmern der Cheshire, die von einem Moment zum anderen auftauchen und verschwinden. Doch Anderson kennt die Yellow-Card-Flüchtlinge gut genug, um die unterdrückte Todesangst wahrzunehmen. Er schließt die Tür, das Brüllen der Fabrik wird leiser, und der alte Mann beruhigt sich wieder.
    Anderson hustet und wedelt den aufsteigenden Rauch beiseite. »Hab ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen aufhören, dieses Zeug zu verbrennen?«
    Hock Seng zuckt mit den Achseln, aber er hört nicht auf zu treten und zu tippen. »Soll ich die Fenster öffnen?« Sein Flüstern klingt wie Bambus, der über Sand kratzt.
    »Himmel, nein.« Anderson verzieht das Gesicht — vor dem Fenster herrscht tropische Hitze. »Bringen Sie Ihre Rauchopfer künftig zu Hause dar. Ich will das hier nicht mehr haben.«
    »Ja. Natürlich.«
    »Ich meine es ernst.«
    Hock Seng blickt ganz kurz auf, bevor er sich wieder auf den Bildschirm konzentriert. Seine Wangenknochen und seine Augenhöhlen zeichnen sich im Schein des Monitors überdeutlich ab. Seine Spinnenfinger fliegen über die Tasten. »Das bringt Glück«, murmelt er und kichert heiser. »Auch fremde Teufel brauchen Glück. Bei den ganzen Problemen in der Fabrik dachte ich, Sie wüssten die Hilfe Budais zu schätzen.«
    »Nicht hier.« Anderson wirft seine gerade erst erworbenen Ngaw auf den Tisch und lässt sich auf seinen Stuhl fallen. Fährt sich über die Stirn. »Verbrennen Sie das Zeug zu Hause.«

    Hock Seng neigt leicht den Kopf — er hat verstanden. Kurbelventilatoren drehen sich träge an der Decke; Bambusblätter kämpfen keuchend gegen die Hitze an. Die beiden Männer sitzen wie von der Welt abgeschnitten da, um sie herum die Ruinen von Yates’ prächtigem Plan. Reihen leerer Schreibtische und Computerarbeitsplätze erstrecken sich schweigend, wo sich Verkäufer, Vertriebsleute und Sekretärinnen tummeln sollten.
    Anderson schaut sich die Ngaw an. Hält eine seiner mit grünen Borsten bewachsenen Entdeckungen in die Höhe, damit Hock Seng sie sehen kann. »Haben Sie so etwas schon einmal in Händen gehalten?«
    Hock Seng blickt kurz auf. »Die Thai nennen sie Ngaw.« Er wendet sich wieder seiner Arbeit zu, kämpft sich durch Tabellen, die nie einen Sinn ergeben werden, durch rote
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