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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Autoren: Paolo Bacigalupi
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entehrt, sind einfach überall und führen die Menschen gen Norden. Sie haben einen neuen Tiger, eine seltsame Frau, die niemals lächelt und von der die Menschen sagen, sie sei von Geistern besessen. Sie treibt die Weißhemden dazu an, so viele Menschen wie möglich lebend aus Krung Thep herauszubekommen. Emiko war gezwungen, sich zu verstecken, als ein junger Freiwilliger in den Fluren ihres Gebäudes umherlief und jedem, der Essen oder sauberes Wasser benötigte, seine Hilfe anbot. Auch wenn die Stadt in den Wassermassen untergeht, so haben diese doch wenigstens das Umweltministerium reingewaschen.
    Mit der Zeit leert sich die Stadt. Das Plätschern des Meeres und die Schreie der Cheshire ersetzen die Rufe der Obstverkäufer und das hohe Läuten der Fahrradklingeln. Manchmal hat Emiko den Eindruck, die Letzte zu sein, die noch lebt. Als sie das Radio aufzieht, hört sie, man habe die Hauptstadt in die Nähe von Ayutthaya verlegt, weiter nördlich und wieder oberhalb des Meeresspiegels. Sie hört auch, dass Akkarat sich den Kopf rasiert hat und jetzt als Mönch dafür Buße tut, dass er die Stadt nicht vor den Fluten retten konnte. Doch das alles ist weit weg.
    Die Regenzeit macht das Leben für Emiko erträglicher. Eine überflutete Stadt bedeutet, dass jederzeit Wasser verfügbar ist, wenn auch nur in Form einer abgestandenen, stinkenden Wanne, in der die Abfälle von Millionen Menschen herumtreiben. Emiko macht ein kleines Segelschiff ausfindig, mit dem sie durch die wilde Stadtlandschaft fährt. Es regnet in einem fort, und sie lässt das Wasser an sich herabrinnen – es wäscht alles fort, was geschehen ist.
    Sie lebt von Abfällen und von der Jagd. Sie isst Cheshire und fängt mit bloßen Händen Fische. Emiko ist äußerst schnell. Wann immer ihr danach ist, fährt sie mit den Fingern
auf einen Karpfen herab und spießt ihn auf. Sie hat genügend zu essen und schläft unbehelligt. All das Wasser um sie herum lässt die Angst vor der Hitze in ihrem Innern versiegen. Auch wenn das nicht die Zuflucht der Neuen Menschen ist, von der sie geträumt hat, so hat sie doch eine Nische für sich gefunden.
    Um die Wohnung zu verschönern, überquert sie die ehemalige Mündung des Chao Praya bis zur Mishimoto-Fabrik, wo sie einmal gearbeitet hat. Alles liegt in Trümmern, doch Emiko findet ein paar Erinnerungsstücke und nimmt sie an sich. Zerrissene Kalligraphien, Raku-Chawan -Schalen.
    Ein paar Mal ist sie anderen Menschen begegnet. Die meisten von ihnen sind so sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt, dass sie diesem Tick-Tack-Wesen, auf das sie nur aus den Augenwinkel einen Blick erhaschen, keinerlei Beachtung schenken; wieder andere wollten sich die vermeintliche Schwäche eines Mädchens zunutze machen. Emiko wird schnell mit ihnen fertig und lässt dabei so viel Gnade walten wie möglich.
    Die Tage verstreichen. Sie hat sich in ihrer Welt aus Wasser und Beutezügen bequem eingerichtet. So bequem, dass es sie vollkommen unvorbereitet trifft, als der Gaijin und das Mädchen sie am Geländer einer Wohnung im zweiten Stock überraschen, wie sie gerade dabei ist, ihre Wäsche zu schrubben.
    »Wen haben wir denn da?«, fragt eine Stimme.
    Emiko weicht erschrocken zurück – beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren. Sie springt ins Wasser und rennt mit viel Geplantsche in den sicheren Schatten des verlassenen Apartments.
    Das Boot des Gaijin stößt gegen die Brüstung. »Sawatdi khrap?«, ruft er. »Hallo?«
    Er ist alt, hat fleckige Haut und einen wachen Blick, der seine Intelligenz verrät. Das Mädchen ist anmutig, mit brauner
Haut und einem sanften Lächeln. Beide lehnen sich gegen das Geländer und spähen vom Boot aus ins dunkle Innere der Wohnung. »Lauf doch nicht weg, kleines Ding«, sagt der alte Mann. »Wir sind völlig ungefährlich. Ich kann kaum laufen, und Kip hier ist ein äußerst liebenswürdiges Geschöpf.«
    Emiko zögert. Aber sie geben nicht auf. Angestrengt halten sie weiterhin nach ihr Ausschau.
    »Bitte?«, ruft das Mädchen.
    Wider besseres Wissens tritt Emiko hinauf; dabei watet sie vorsichtig durch das knöcheltiefe Wasser. Es ist lange her, seit sie mit jemandem gesprochen hat.
    »Heechy-Keechy«, flüstert das Mädchen.
    Bei dem Ausdruck muss der Gaijin lächeln. »Sie nennen sich Neue Menschen.« Es klingt nicht abschätzig. Er hält ein paar schlaff herabhängende Cheshire in die Höhe. »Junge Frau, möchten Sie vielleicht mit uns speisen?«
    Emiko zeigt auf das
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