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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Autoren: Paolo Bacigalupi
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gar nicht zu bemerken oder es ist ihr egal – andererseits sind sie ja auch vom gleichen Schlag. Von denselben mit Fehlern behafteten Göttern geschaffene Wesen.
    Träge schaut Anderson zu, wie die Katze durch das Zimmer läuft und dann mit der Tür verschmilzt. Wenn er nicht so geschwächt wäre, würde er etwas nach ihr werfen. Er seufzt. So weit ist es also mit ihm gekommen. Er ist zu schwach, um sich über eine Katze aufzuregen. Er lässt den Blick hinauf zur Decke gleiten, beobachtet das schwerfällige Kreisen des Kurbelventilators.
    Er wünschte, er könnte wenigstens noch wütend sein. Doch selbst das ist vorbei. Als ihm klargeworden war, dass er krank ist, und Hock Seng und das Mädchen mit angsterfüllten Augen vor ihm zurückgewichen waren, hatte er sie zuerst für verrückt gehalten. Er war schließlich mit keinerlei Krankheitsüberträgern in Kontakt gekommen. Doch als er sie genauer ansah und die Panik und die Gewissheit in ihren Augen bemerkte, da wusste er Bescheid.
    »Die Fabrik?«, flüsterte er, und wiederholte dabei Mais Worte. Hock Seng hielt weiterhin die Hand vor den Mund und nickte nur.

    »Die Klärräume oder die Algenbäder«, murmelte er durch die Finger hindurch.
    Anderson wollte wütend werden, doch die Krankheit raubte ihm bereits seine ganze Kraft. Alles, was er noch aufbringen konnte, war ein dumpfer Zorn, der schnell wieder verraucht war.
    »Hat jemand überlebt?«
    »Einer«, flüsterte das Mädchen.
    Und er brachte ein Nicken zustande, bevor sie sich davonschlichen. Hock Seng. Irgendwelche Geheimnisse hatte er immer. Irgendwelche Tricks und geheime Pläne. Immer auf der Lauer …
    »Kommt er?« Ihm fällt es schwer zu sprechen.
    »Er wird nicht kommen«, murmelt Emiko.
    »Du bist hier.«
    »Ich gehöre zu den Neuen Menschen. Eure Krankheiten machen mir keine Angst. Die anderen werden nicht kommen. Und dieser Carlyle auch nicht.«
    »Immerhin lassen sie dich in Ruhe. Wenigstens was das angeht, halten sie Wort.«
    »Mag sein«, antwortet sie ohne große Überzeugung.
    Anderson fragt sich, ob sie Recht hat. Ob er sich in Hock Seng getäuscht hat, wie auch bei allem anderen. Er überlegt, ob er dieses Land vielleicht von Anfang an falsch eingeschätzt hat. Dann ringt er die Angst nieder. »Er wird Wort halten. Er ist schließlich Geschäftsmann.«
    Emiko antwortet ihm nicht. Die Cheshire springt auf das Bett. Sie verscheucht das Tier, doch es springt gleich wieder hinauf – offensichtlich wittert sie, dass es hier bald Aas zu fressen gibt.
    Anderson versucht eine Hand zu heben. »Nein«, krächzt er. »Lass sie dableiben.«

49
    Die AgriGen-Delegation verlässt im Stechschritt den Pier. Kanya und ihre Männer haben sich als Ehrengarde für die Dämonen aufgestellt. Die Farang blinzeln in die Sonne und werfen einen ersten Blick auf das ihnen völlig unbekannte Land. Während sie sich laut lachend miteinander unterhalten, zeigen sie ganz unverfroren mit dem Finger auf vorbeilaufende junge Frauen. Eine wirklich ungehobelte Rasse. Äußerst anmaßend.
    »Sie sind sehr selbstgefällig«, brummt Pai.
    Es verwirrt Kanya, ihre eigenen Gedanken laut ausgesprochen zu hören, doch sie gibt ihm keine Antwort. Wartet ab, bis Akkarat diese neuen Kreaturen begrüßt hat. Eine mürrisch dreinblickende blonde Frau mit Namen Elizabeth Boudry führt die Gruppe an. Sie ist durch und durch ein Geschöpf von AgriGen.
    Wie die übrigen Abgesandten der Firma trägt auch sie einen langen schwarzen Mantel. Auf jedem prangt das Firmenzeichen – eine rote Weizenähre, die in der Sonne funkelt. Die einzige Befriedigung, die der Anblick dieser Menschen in den verhassten Uniformen ihr bietet, ist die Gewissheit, dass die tropische Hitze für sie schier unerträglich sein muss. Der Schweiß lässt ihre Gesichter glänzen.
    »Das ist die Abordnung, die zur Samenbank gehen wird«, erklärt Akkarat Kanya.
    »Sind Sie sich wirklich ganz sicher?«, fragt sie ihn.
    Er zuckt mit den Achseln. »Sie wollen nur ein paar Proben nehmen. Genetische Vielfalt für ihre Fledderei. Auch das Königreich wird davon profitieren.«
    Kanya mustert die Menschen, die noch vor kurzem Kaloriendämone
genannt wurden und nun so dreist durch Krung Thep, die Stadt der Engel, spazieren. Das Korn wird kistenweise von ihrem Schiff abgeladen und auf von Megodonten gezogene Wagen gestapelt. Auf jedem einzelnen davon prangt unübersehbar das AgriGen-Logo.
    Akkarat scheint ihre Gedanken zu erahnen. »Die Zeit ist vorbei, in der wir uns hinter unseren
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