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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl
Autoren: Paolo Bacigalupi
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das Gewölbe, und vor ihnen öffnen sich weitere Hochsicherheitstüren und geben die Sicht auf die inneren Korridore frei. Alles wird hier von Kohleenergie angetrieben, ein dreifach gesichertes System.
    Mönche in safrangelben Gewändern bleiben stehen und warten höflich ab, bis sie vorübergegangen ist, um einen Kontakt zu vermeiden. Sie wendet sich der blonden Frau zu. »Fassen Sie die Mönche nicht an. Sie haben einen Schwur abgelegt, niemals eine Frau zu berühren.«

    Der Yellow Card übersetzt in die schrille Sprache der Farang. Kanya hört ein herablassendes Lachen hinter sich, zwingt sich jedoch, nicht zu reagieren. Die blonde Frau und die Saatgutexperten schnattern aufgeregt durcheinander. Sie dringen immer tiefer in die Samenbank vor. Der Yellow-Card-Übersetzer macht sich erst gar nicht die Mühe, ihre seltsamen Ausrufe zu übersetzen, doch allein der begeisterte Tonfall lässt Kanya erahnen, worum es geht.
    Während sie die Gruppe immer weiter in das Gewölbeinnere bis zum Katalogisierungsraum führt, macht sie sich über das Wesen von Loyalität Gedanken. Besser einen Arm oder ein Bein verlieren als den Kopf. Das Königreich überlebt dank des thailändischen Pragmatismus auch dann noch, wenn andere Länder untergehen.
    Kanya wirft einen Blick zurück zu den Farang. Ihre gierigen blassen Augen schweifen über die Regale, in denen sich vakuumversiegelte Behältnisse mit Tausenden von Samen befinden – jeder Einzelne stellt eine mögliche Verteidigungslinie im Kampf gegen genau diese Menschen dar. Der größte Schatz des Königreiches liegt vor ihnen ausgebreitet. Kriegsbeute.
    Als die Burmesen Ayutthaya eroberten, hatte die Stadt sich kampflos ergeben. Und jetzt, nach all dem Blut, dem Schweiß und den Tränen, die vergossen wurden, wiederholt sich die Geschichte. Und das, obwohl die Heiligen und Märtyrer des Saatguts ihr Bestes gegeben haben, obwohl junge Frauen wie Kip an Gi Bu Sen verkauft wurden! Letzten Endes läuft es immer auf dasselbe hinaus: Farang, die frohlockend im Herz des Königreiches stehen, das wieder einmal von Ministern verraten wurde, die sich nicht um die Krone scheren.
    »Nehmen Sie es nicht so schwer.« Jaidee berührt sie an der Schulter. »Wir alle müssen uns damit abfinden, dass wir nicht immer unser Ziel erreichen, Kanya.«
    »Es tut mir leid. Alles.«

    »Ich habe Ihnen bereits vor langer Zeit vergeben. Jeder von uns hat seinen Patron und seine Loyalitäten. Ihr Kamma hat Sie erst zu Akkarat und dann zu mir geführt.«
    »Ich hätte niemals gedacht, dass es einmal so weit kommen wird.«
    »Ein großer Verlust«, stimmt Jaidee ihr zu. Dann zuckt er mit den Achseln. »Doch noch ist nicht alles entschieden.«
    Kanya wirft einen Blick zu den Farang hinüber. Einer der Wissenschaftler wird auf sie aufmerksam und spricht daraufhin mit der Frau. Kanya kann nicht erkennen, ob sie besorgt sind oder ob sie sich über sie lustig machen. Die Weizenähren-Abzeichen funkeln im Schein des elektrischen Lichts.
    Jaidee zieht eine Augenbraue hoch. »Uns bleibt immer noch Ihre Majestät die Königin, nicht wahr?«
    »Und was soll uns das bringen?«
    »Als was wollen Sie lieber in die Geschichte eingehen – als ein Bauer aus Bang Rajan, der bis zum bitteren Ende gekämpft hat, selbst noch, als alles verloren schien, und der die Burmesen dadurch für kurze Zeit zurückwerfen konnte, oder als einer der feigen Schmeichler von Ayutthaya, die ein Königreich geopfert haben?«
    »Es geht hier nicht um mich«, erwidert Kanya mürrisch.
    »Mag sein.« Jaidee zuckt mit den Achseln. »Aber tatsächlich war es doch so: Ayutthaya war für unsere Geschichte völlig bedeutungslos. Haben die Thai diesen Verlust nicht überlebt? Haben wir nicht die Burmesen überlebt? Die Khmer? Die Franzosen? Die Japaner? Die Amerikaner? Die Chinesen? Die Kalorienkonzerne? Ist uns nicht gelungen, was sonst niemand geschafft hat – sie uns alle vom Leib zu halten? Unser Volk garantiert das Weiterbestehen unseres Landes, nicht diese Stadt. Wir tragen die uns von Chakri gegebenen Namen. Unser Volk steht über allem anderen. Und es ist diese Samenbank, die uns am Leben hält.«

    »Aber Seine Majestät hat verlauten lassen, dass wir immer schützend … – «
    »König Rama hat sich doch nie einen Deut um Krung Thep geschert; er hat sich um uns gesorgt, und deswegen hat er dieses Symbol für uns erschaffen, das es zu beschützen galt. Aber es ist nicht die Stadt, es ist das Volk, auf das es ankommt. Was nützt eine Stadt,
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