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Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Titel: Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe
Autoren: Tina Caspari
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Verdammt, ich hätte es wissen müssen. Brrr! Steh!“
    Thorsten spurtete hinter den Ausreißern her. Das war nicht leicht, er besaß zwar eine gewisse Sportlichkeit, aber der Morast, der bei jedem Schritt gurgelnd in seinen Schuhen schwappte, erwies sich als äußerst hinderlich. Zottel hatte ein Einsehen und blieb hin und wieder stehen, um den Ärmsten ein wenig herankommen zu lassen. Doch war er näher gekommen, lief das Pony fröhlich weiter.
    Schließlich mußte Thorsten einsehen, daß jeder weitere Versuch, die Ponys einzufangen, sinnlos war. Sie betrachteten die Verfolgung offensichtlich als ein unterhaltsames Spiel, und seine Kräfte ließen spürbar nach. Dicke Dreckbatzen hingen an seinen Sohlen und erschwerten das Laufen mit jedem Schritt mehr. Thorsten gab auf und kehrte niedergeschlagen zum Wagen zurück.
    Schon von weitem sah er - noch ungläubig staunend -das neue Verhängnis, das über ihn hereingebrochen war. Der Wagen hatte sich selbständig gemacht und war ein Stück rückwärts in den See gerollt. Dort war er langsam in die Tiefe gesunken. Nur ein Drittel der Ladefläche, ein Stück der Vorderräder und die Deichsel ragten noch aus dem Wasser. Der rosa Teddybär steckte bis zur Brust im Morast und reckte hilfeflehend die Arme gen Himmel.
    Thorsten plumpste ins Moos und starrte auf das Bild vor seinen Augen. Lange saß er so da, ungeachtet der Nässe, die ihm den Rücken hochkroch.
    „Phantastisch!“ murmelte er schließlich. „Genau das ist es. Mein Denkmal, mein Mahnmal für den Frieden! Der Flüchtlingswagen, zerschossen, im Schlamm versackt, die Deichsel zeigt wie ein mahnender Finger gen Himmel. Keine Leichen, keine toten Pferde, nur ein Teddybär, der daran erinnert, daß hier einmal Leben war. Dieses Pony, dieser Zottel, ist ein Phänomen, ein Bote des Himmels, er bringt mir die besten Ideen!“
    Der Bote des Himmels hatte inzwischen seine heimische Box erreicht und kam endlich dazu - unterstützt von Moischele —, in aller Ruhe den Kuchen zu verzehren.

Ein Fohlen in Not

    Bille saß auf einer Bank vor dem Stall in der Sonne und lachte, daß ihr die Tränen kamen. Nico hatte wirklich eine einmalige Begabung, in Zottels Namen seine Abenteuer so zu schildern, daß man glaubte, dabeigewesen zu sein. Sie las den Brief bereits ein drittes Mal, und jede Wiederholung erzeugte neues Gelächter.
    Simon kam mit dem fertig gesattelten Vadorzó aus dem Stall und sah sie von der Seite an.
    „Du hast garantiert einen neuen Brief von Zottel bekommen! Was hat er diesmal angestellt?“
    „Er ist wieder einmal Thorstens Muse gewesen. Jetzt hat sich mein armer Schwager in seiner Werkstatt eingeschlossen und arbeitet Tag und Nacht an seiner neuen Skulptur. Aber lies selbst, ich kann nicht mehr vor Lachen. Ich mache inzwischen Komo fertig, damit wir endlich auf den Weg kommen. Wir wollten doch noch bei Eva vorbeischauen.“
    Simon nahm den Brief, und Bille ging in den Stall; sie holte ihren Liebling, den hübschen Fuchswallach, aus der Box und band ihn in der Stallgasse an. Die beiden hatten sich in den Tagen ihres Zusammenseins so miteinander befreundet, daß Bille sich gar nicht mehr vorstellen konnte, bald ohne ihn zu sein. Sie hatte ihn schon vor dem Frühstück gründlich geputzt und fuhr nun nur noch mit einem weichen Lappen über sein kupferrotes Fell. Während sie ihn sattelte, hörte sie Simon auf dem Hof lachen. Zugleich ließ Vadorzó ein helles Wiehern hören.
    „Merkst du was, Komo? Vadorzó sieht ihm über die Schulter und liest mit! Zottel würde dir gefallen. Er ist genauso ein Schlaumeier wie du.“
    Bald darauf machten Bille und Simon sich auf den Weg. Ihr Ziel war die Herde der Stuten und Fohlen. Zoltán und Istvän waren mit Sándor-Bäcsi bereits vor einer Stunde hinausgeritten, denn heute wurde ein wichtiger Besucher aus dem Landwirtschaftsministerium erwartet, der sich einen Überblick über den jüngsten Stand der Zucht verschaffen wollte. Außerdem sollten einige der Fohlen ihr Brandzeichen bekommen.
    Bille sah auf die Uhr.
    „Schaffen wir den Umweg über den Einödhof noch?“
    „Ich denke schon. Wir dürfen uns nur nicht zu lange aufhalten. “
    Bille brauchte Komoytálán nicht anzutreiben, ein leichter Druck ihrer Schenkel genügte, und er sauste in gestrecktem Galopp davon. Dicht hinter sich hörte sie Simon Vadorzó kräftig anfeuern. Unter den Hufen ihrer Pferde schien die Erde zu vibrieren. Bille hatte das Gefühl, Komoytálán seien Flügel gewachsen, und gleich müsse
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