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Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel

Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel

Titel: Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel
Autoren: Tina Caspari
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Gefühl, in einem riesigen Nebelsee zu schwimmen.
    Die Mauer — zwei, drei Galoppsprünge noch — Lohengrin nahm genau Maß und setzte spielerisch hinüber. Jetzt das Birkenrick, Lohengrin übersprang es, als sei es gar nicht vorhanden. Die dreifache Kombination— kein Fehler!
    Bille war es, als zöge jemand einen Schleier vor ihren Augen weg. Was hatte Herr Tiedjen vorhin gesagt? Das beste Mittel gegen Lampenfieber hast du bei dir! Natürlich! Lohengrin — den sie um keinen Preis hatte reiten wollen! Und der sie jetzt behutsam wie ein Wickelkind über die Hürden trug, ohne auch nur mit dem Huf anzutippen! Der pfiffige Profi Lohengrin, erfahren wie ein altes Schlachtroß, der seine Kräfte bis zum entscheidenden Augenblick schonte und dann unbeirrbar seine Aufgabe erfüllte.
    Bis jetzt hatte sie lediglich versucht, ihr Pferd so wenig wie möglich zu stören. Nun war sie bemüht, wenigstens etwas von dem zu zeigen, was sie gelernt hatte. Aber was konnte sie schon? Lohengrin siegte — auch ohne ihre Hilfe.
    Das letzte Hindernis lag hinter ihnen. Brausender Beifall rauschte auf. Lohengrin verfiel sofort in seinen Droschkengaulschritt und ließ den Kopf schläfrig hängen. Bille klopfte ihm überschwenglich den Hals.
    „Bravo!“ rief Daniel ihr zu, als sie die Bahn verließ.
    Herr Tiedjen nahm Lohengrin am Zügel und führte ihn aus dem Gewühl, hinüber zum Stall der Reitschule. Bille sprang aus dem Sattel.
    „Lohengrin hat gesiegt“, ihre Stimme klang sehr klein. Sie versteckte ihr Gesicht am Hals des großen Fuchses und schluchzte hemmungslos.
    Herr Tiedjen strich ihr eine Weile schweigend über die Schulter. Dann schob er ihr sein Taschentuch unter die Nase. Bille schneuzte sich heftig.
    „Na? Besser?“
    Bille nickte.
    „Das nächste Mal ist es nur noch halb so schlimm. Man gewöhnt sich daran.“
    „Ich schäme mich so“, sagte Bille, und ihre Stimme drohte wieder umzukippen. „Sie hätten genausogut eine Schaufensterpuppe auf seinem Rücken festbinden können. Ich war überhaupt nicht da!“
    „Das ist nicht wahr, du glaubst es bloß. In Wirklichkeit hast du automatisch alles so gemacht, wie du es monatelang trainiert hast. Denkst du beim Essen daran, wie du Messer und Gabel hältst? Nein. Du machst es automatisch richtig, auch wenn du mit deinen Gedanken ganz woanders bist. Der Vergleich hinkt natürlich. Ich wollte dir daran nur erklären, wie gründlich eingeübte Verhaltensweisen auch funktionieren, wenn man sie nur mechanisch vollzieht.“
    „Aber das kann man doch beim Reiten nicht sagen?“
    „Nur in gewisser Weise, das ist klar. Woran hast du übrigens gedacht? An deine Angst? An das Publikum? Daran, daß du siegen willst?“
    „Nein. An Lohengrin! Ihn nicht zu behindern, es ihm nicht noch schwerer zu machen...“
    „Na siehst du. Weshalb machst du dir dann Vorwürfe?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe nie für möglich gehalten, daß mir so restlos alle Felle davonschwimmen könnten — ich hab mir das immer ganz anders vorgestellt...“
    „Hm, Bille Abromeit, konzentriert, gespannt wie eine Feder, jeder Augenblick Herr ihres Pferdes, das ihr auf den leisesten Wink gehorcht...“
    Bille mußte lachen.
    „So ungefähr.“
    „Laß nur. Es ist ganz gut, wenn wir mal mit der Nase auf unsere eigenen Grenzen gestoßen werden. Es hilft uns mehr, als wenn uns das Glück alles so einfach in den Schoß fallen läßt.“
    „Bille! Bille, wo bleibst du denn? Alle warten auf dich!“ Bettina und Daniel kamen atemlos herangerannt. „Wir haben dich schon überall gesucht!“
    „Was ist los? Hat das Stechen schon angefangen?“
    „Welches Stechen? Wovon redest du?“
    „Gibt es denn keins?“
    „Ach wo, du hast den einzigen Null-Fehler-Ritt! Nach dir kommt ein junger Mann aus Neukirchen, und den dritten Platz hat Simon belegt. Daniel hatte Pech, Asterix hat an der dreifachen Kombination zweimal verweigert“, berichtete Bettina.
    „Das — das ist ungerecht“, stammelte Bille.
    „Wieso? Du bist doch phantastisch geritten!“
    „Unsinn. Lohengrin hat mich phantastisch über die Hindernisse getragen, das war’s!“
    „Also, mir kommen gleich die Tränen“, sagte Daniel trocken. „Schließlich haben wir dich ja reiten sehen, oder?“
    „Na kommt, wir wollen die Leute nicht noch länger warten lassen“, trieb Herr Tiedjen seine Schüler an. „Reden könnt ihr nachher noch genug.“
    Als Bille dann ihre Ehrenrunde galoppierte, den ersten Preis hoch über ihren Kopf haltend, und der
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