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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde
Autoren: Tina Caspari
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rechten Fuß kräftig ab und zieh dich hoch.“
    Bettina wirkte wie eine leblose Puppe. Mechanisch führte sie aus, was Bille ihr sagte, und ließ sich von ihr in den Sattel helfen.
    „Sehr schön!“ lobte Frau Henrich mit aufreizender Munterkeit. Bille wünschte sie in Gedanken zum Teufel.
    „Jetzt zeige ich dir die Zügelhaltung.“
    Bille mußte Bettina die Zügel in die Hand legen wie einem schwachsinnigen Kind, Bettina zeigte keine Regung, sprach kein Wort.
    „Nun die Beine. Achte immer darauf, daß dir die Fußspitzen nicht nach außen rutschen.“ Bille erklärte Bettina die Fußhaltung und alle weiteren Einzelheiten des richtigen Sitzes. Bettina ließ die Prozedur völlig teilnahmslos über sich ergehen.
    Wie kann man nur so stur sein! dachte Bille verzweifelt, ich bin mir noch nie in meinem Leben so idiotisch vorgekommen!
    Frau Henrich hörte nicht auf, Bettinas vorbildliche Haltung in den höchsten Tönen zu loben.
    „Ich wußte es, Liebes, du bist die geborene Reiterin, bald wirst du besser reiten als Bille, du wirst sehen!“
    Blöde Kuh, dachte Bille, merkst du nicht, daß du ihren inneren Widerstand nur vergrößerst?
    Sie nahm Zottel am Zaum und führte ihn von Frau Henrich weg um das weite Rondell. Zottel schnaubte fröhlich und schlug mit dem Schweif. Er hatte sich von Herzen gelangweilt und sehnte sich nach einem befreienden Galopp.
    „Ruhig, mein Junge, du kannst dich später austoben. Jetzt wird erst mal im Schritt geritten. Und wenn du denkst, du brauchst Bettina nicht ernst zu nehmen: Täusch dich nicht — sie hat einen eisernen Willen.“
    Bettina warf ihr einen überraschten Blick zu, verkroch sich aber sofort wieder hinter ihrer unsichtbaren Mauer.
    Ein paar Runden gingen sie im Schritt, dann ließ Bille Zottel antraben. Bettina saß wie eine festgeschraubte Statue im Sattel.
    „Bravo! Ausgezeichnet!“ trompetete Frau Henrichs über den Platz.
    „Ach, halt doch die Klappe!“ murmelte Bille und erntete dafür einen zweiten Blick von Bettina.
    Wieder ließ Bille sie im Schritt reiten, dann noch einmal traben. Zwischendurch erklärte sie Fachausdrücke, führte Zottel in eine Volte und einen Zirkel und überschüttete Bettina mit allem, was ihr von Herrn Tiedjens guten Ratschlägen einfiel.
    „Ich bin müde, ich möchte aufhören“, sagte Bettina plötzlich. Sie war blaß, und auf ihrer Stirn standen kleine Schweißtropfen.
    „Du hast recht, fürs erstemal haben wir wirklich genug getan.“
    Bille half ihr aus dem Sattel, und Frau Henrich stürzte wie ein gackerndes Huhn herbei und hörte nicht auf, Bettinas Leistung in den höchsten Tönen zu preisen.
    „Dürfen wir ein bißchen in den Park gehen?“ unterbrach Bille ihren Redeschwall.
    „Oh, natürlich, tut das, ich muß mich ohnehin um meine Arbeit kümmern.“ Endlich verschwand sie im Haus, Bille atmete auf.
    „Weißt du was?“ schlug Bille vor. „Jetzt machst du’s dir richtig gemütlich. Du legst dich auf einen Liegestuhl in die Sonne, und ich reite dir was vor, einverstanden?“
    Sie wartete gar nicht darauf, eine Antwort zu bekommen, sondern zog Bettina einfach mit sich fort.
    Der Park hinter dem Gutshaus von Peershof war kleiner als der Groß- Willmsdorfer , und er diente offensichtlich nur den Reitkünsten der drei Brüder. Die Wege waren vom Hufschlag aufgerissen, und auf dem Rasen standen eine Reihe selbstgebauter Hindernisse, buntbemalte Tonnen und Stangen und eine künstliche Pfütze, die als Wassergraben diente.
    „Da, halt mal!“ Bille drückte Bettina Zottels Zügel in die Hand und holte von der Veranda einen Liegestuhl. „So, da kannst du dich einigeln.“
    Bettina gehorchte wortlos, und Bille sprang in den Sattel. Ein Gefühl der Vorfreude befiel sie, als hätte sie seit Wochen nicht reiten dürfen. Sie trabte an, fiel bald in einen weichen, verkürzten Galopp, ritt Volten und Schlangenlinien und zeigte alles, was sie bei Herrn Tiedjen gelernt hatte.
    Ob ich es mal mit Springen versuche? dachte sie. Zottel hatte im Zirkus eine Menge Dinge gelernt, aber ein Hindernis zu überspringen hatte noch niemand von ihm verlangt.
    Bille betrachtete prüfend die aufgestellten Hürden. Der Scherensprung dort war für den Anfang das richtige, er war nicht hoch. Sie ließ Zottel bis zum Ende der Wiese traben, wendete und galoppierte das Hindernis an. Zottel schoß auf die gekreuzten Balken zu, stutzte und schlug so schnell einen Haken außen herum, daß Bille für einen Augenblick waagerecht im Sattel hing und sich
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