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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde
Autoren: Tina Caspari
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her war leises Schnauben zu hören, denn der alte Petersen hatte den Fuchshengst Patrick an der Longe, „das schönste Pferd, das wir auf Groß- Willmsdorf haben“, wie er manchmal sagte.
    Hinter den Parkbäumen schimmerte es weiß. Frau Lohmeier , die Frau des Verwalters, hängte ihre frischgewaschenen Gardinen im Garten auf.
    Herr Tiedjen , der berühmte Turnierreiter und Billes Reitlehrer, dem das Gut Groß- Willmsdorf gehörte, war ausgeritten. Sinfonie hatte er heute satteln lassen, die kapriziöse Pferdedame, vor deren unberechenbarem Temperament Bille immer noch gehörigen Respekt hatte, auch wenn sie die schöne Fuchsstute genauso liebte wie all die anderen herrlichen Pferde, die im Stall von Groß- Willmsdorf standen.
    So lange Bille zurückdenken konnte, hatte sie es magisch nach Groß- Willmsdorf gezogen. Zuerst war sie heimlich gekommen, hatte aus einem sicheren Versteck Herrn Tiedjen bei der Arbeit mit seinen Pferden beobachtet. Bald durfte sie im Stall helfen, und es verging kein Tag, an dem sie nicht von Wedenbruck herübergeradelt kam, um in der Nähe ihrer geliebten Pferde zu sein. Und eines Tages war das Wunder geschehen: Zottel war auf den Hof gekommen, Überbleibsel aus einem verkommenen Wanderzirkus. Und Herr Tiedjen hatte sich bereit erklärt, ihr Reitunterricht zu geben. Seit diesem Tag war sie zu Hause zwischen den Scheunen und Ställen, dem geräumigen Hof mit der Reithalle und den beiden Reitbahnen.
    Hubert, Karlchens großer Bruder, der mit dem alten Petersen gemeinsam Herrn Tiedjens Pferde versorgte, rührte drüben im Fohlenstall seinen „Spezialbrei“ für die jüngsten Schützlinge an, Bille hörte ihn mit seinen Eimern klappern. Nichts sonst störte die friedliche Stille dieses Nachmittags.
    „Muß ja eine riesige Feier gewesen sein“, riß Helga Bille aus ihren Träumen.
    „Hm — fast achtzig Leute.“
    „Arbeiten die alle hier auf dem Hof?“
    „Nein, natürlich nicht“, erklärte Bille. „Es waren eine Menge Gäste da — von den Nachbarhöfen und aus der Stadt. Beim Erntefest kommen alle zusammen, die das Jahr über mit dem Gut etwas zu tun haben. Meine Mutter und Onkel Paul waren auch eingeladen — obgleich sie ja eigentlich nur die Lebensmittel und sonstigen Waren für den Gutsbetrieb liefern. Es war ein tolles Fest“, schwärmte Billie. „Festreden, Wettspiele und Tanz, eine richtige Kapelle hat gespielt. Und im Hof war ein großes Feuer. Mutsch und Onkel Paul hatten doch kurz vorher ihre Verlobung bekanntgegeben. Sie wurden von allen so gefeiert, daß man meinen konnte, es sei einzig und allein ihr Abend.“
    „Deine Mutter ist bei allen sehr beliebt, nicht wahr? Sie ist ja auch prima.“
    „Vielleicht liegt es daran, daß Mutsch sich seit Vatis Tod so tapfer durchgeschlagen hat. Das hat allen imponiert, und jeder freut sich mit ihr, daß sie nun wieder heiratet — und dazu noch so einen netten Mann, den alle mögen.“
    Karlchen kam mit Gepolter und Peitschenknallen vom Müllplatz zurück.
    „Was ‘n hier los? Haltet ihr Kaffeeklatsch? Wir haben noch eine Menge zu tun!“ Er schaute besorgt auf Helgas zarte Hände. „Ich schlage vor, du nimmst in der Scheune die restlichen Girlanden ab und verpackst die Lampions. Wir beide machen hier weiter.“
    „Zu Befehl, Herr Brodersen!“ Bille salutierte und griff zu Schaufel und Besen, während Karlchen mit Helga Richtung Scheune abschob, um ihr genaue Anweisungen zu geben.
    Zottel, der nichts von seiner Gefräßigkeit eingebüßt hatte, auch wenn er noch so gutes Futter bekam, reckte sich den Hals nach einer Brotkruste aus, die nach Tomatenketchup und Bratwurstfett duftete.
    „Nein, nein, mein Junge, kommt nicht in Frage!“ Bille zog ihren Liebling von den unbekömmlichen Verlockungen weg.
    „Ob wir diesmal den ganzen Rest draufkriegen?“ Karlchen kam aus der Scheune zurück und versuchte, von seinen roten Ohren abzulenken. Bille konnte sich das Grinsen kaum verkneifen.
    „Versuchen wir’s mal. Wir werden die Ladung eben ordentlich feststampfen.“
    Schaufel auf Schaufel voller Dreck flog auf die Ladefläche. Zwischendurch erschien Helga mit einem Arm voller Girlanden. Der Berg auf der klapprigen Karre wuchs. Karlchen sprang auf dem Wagen herum wie Rumpelstilzchen und stampfte das Ganze fest, um Raum für mehr zu schaffen.
    „Wenn das man gut geht“, meinte Bille zweifelnd, als der Wagen schließlich doppelt so hoch beladen war wie vorher.
    „Ach, hab dich nicht so“, sagte Karlchen verächtlich.
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