Bezwungen von einem Highlander
Treffpunkte der Cameronianer zu entdecken, du aber nicht siehst, dass Connors Aufforderung an mich nur ein Mittel für ihn war, seinen Schuldgefühlen zu entkommen? Er hat mich gebeten, zu ihm nach England zu kommen, weil er wusste, dass ich es ablehnen würde.«
»Nun gut.« Ihr Bruder drückte sanft ihre Hand und stand auf. »Du bleibst mit ihm hier, bis Vater nach uns schickt. Versuche, ihm nicht eines von deinen Messern in den Bauch zu rammen, die du so geschickt unter deinem Rock versteckst!«
»Das kann ich nicht versprechen«, entgegnete sie, während er zur Tür ging. »Er bringt mich bereits in Versuchung, ihn zu erstechen, sobald er den Mund aufmacht.«
Colin warf ihr einen weiteren aufreizend skeptischen Blick über die Schulter zu, ehe er das Zimmer verließ.
Statt sich zu entkleiden und zu Bett zu gehen, trat Mairi ans Fenster und schaute in den dunklen Himmel. Sie starrte finster auf den vollen, milchweißen Mond, dessen Licht den Hof unter ihrem Fenster beleuchtete – das gleiche Licht, das auf Connors Gesicht geschienen hatte, als er sie das erste Mal unterhalb der Hügel von Bla Bheinn geküsst hatte. Als er ihr zum ersten Mal gesagt hatte, dass er sie liebte.
Lieber Gott, sie wollte nicht daran denken! Diese Zeit ihres Lebens war vorbei. Sie war weitergegangen.
Dennoch konnte Mairi nicht anders, als sich zu fragen, wohin Connor heute Abend verschwunden war. Vermutlich hatte er sich mit einer seiner zahlreichen Geliebten getroffen und war auch jetzt noch bei ihr, küsste sie auf die Weise, wie er sie, Mairi, geküsst hatte … Nein, es kümmerte sie nicht!
Hätte sie im letzten Winter Duncan MacKinnons Heiratsantrag angenommen oder gar den von Hamish MacLeod im Jahr zuvor, würde sie jetzt wahrscheinlich in Torrin oder Portree sein statt hier. Aber sie wünschte es sich nicht mehr, eine Ehefrau zu sein, die von ihrem Mann kontrolliert wurde, schon gar nicht von einem, den sie nicht liebte.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu Connor und der Frage, die sie sich seit dem Tag stellte, an dem er fortgegangen war.
Würde sie jemals wieder lieben?
Kapitel 4
C onnor hatte sich gegen die Wand gelehnt und beobachtete, wie die MacGregors sich von Mairi und Colin verabschiedeten. Sie ließen Mairi tatsächlich in Whitehall zurück. Er hätte in Glencoe bleiben sollen. Er hätte dem König sagen können, dass er unterwegs angegriffen worden sei, dass er einen Messerstich ins Bein bekommen habe und es deshalb bis zur Krönung nicht nach London schaffen würde. Zur Hölle, er hätte sich die Wunde selbst beigebracht, hätte er gewusst, dass Mairi in Whitehall bleiben würde!
Er bemerkte eine Gestalt, die im Eingang zum Palast stehen blieb. Oxford. Was ging zwischen den beiden vor, dass der Mann so eifrig darauf wartete, dass Mairi nicht mehr in der Nähe ihres Vaters war? Von Tristan wusste Connor, dass Callum MacGregor den Sohn des Earl of Oxford nicht mochte. Genau genommen konnte Callum die meisten Engländer nicht leiden. Ein Gefühl, das Mairi mit ihrem Vater teilte, wie Connor geglaubt hatte. Doch er hatte sich geirrt. Als er gestern Abend an den Hof zurückgekehrt war, war Mairi bereits gegangen … und ihr Tanzpartner auch.
Oxfords Auf- und Abgehen im Eingang und die Tatsache, dass er immer wieder um die Ecke spähte, ärgerten Connor. Es sah fast aus, als hätte Lord Oxford bereits Anspruch auf Mairi erhoben.
Vermutlich war das auch so. Und noch ein Gedanke ging Connor durch den Sinn, der seine Miene weiter verfinsterte. Hatte Oxford sie geküsst? Hatte sie es gestattet? Connor beobachtete Mairi, die jetzt ihre Mutter umarmte. Sie konnte doch nicht wirklich etwas für Henry de Vere empfinden. Oder doch?
»Connor.«
Er riss den Blick von den Frauen los und sah den Chief der MacGregors auf sich zukommen. Callum MacGregor hatte sich in den letzten sieben Jahren nicht verändert. Er war noch immer groß wie ein Berg und so machtvoll wie ein Gewittersturm. Aus dem Augenwinkel sah Connor, dass Oxford sich in den Schatten des Palastes zurückzog. Klug von ihm … und sehr beredt. Wenn zwischen ihm und Mairi nichts war, gab es keinen Grund, sich vor ihrem missbilligenden Vater zu verbergen. Nicht, dass Mairi sich sonderlich viel daraus machte, ob der Laird etwas schätzte oder nicht. Sie hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt und getan, was ihr gefiel, meistens, um zu beweisen, dass sie ebenso fähig war wie ihre Brüder, und das in jeder Hinsicht. Auf wie viele Bäume war sie ihm und Tristan
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