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Bezugspunkt Atlantis

Bezugspunkt Atlantis

Titel: Bezugspunkt Atlantis
Autoren: K. H. Scheer
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schie­ßen?«
    »Auf längst To­te!« be­ton­te er. »Das ha­ben Sie als Be­fehl auf­zu­fas­sen, Kon­nat. Als Be­fehl im Na­men der ver­bün­de­ten Mensch­heit, die oh­ne die Aus­schal­tung der mar­sia­ni­schen Spät­waf­fe nie­mals in der heu­te be­kann­ten Form exis­tie­ren wird. Wahr­schein­lich wird der Pla­net Er­de ver­nich­tet, nur um mar­sia­ni­schen In­ter­es­sen des Jah­res 187.000 vor Jetzt­zeit zu die­nen. Aber nun spre­chen Sie nicht wie­der von Ge­wis­sens­not.«
    Ich über­leg­te mit ge­bo­te­ner Sorg­falt. Re­ling de­fi­nier­te die Sach­la­ge et­was ver­kehrt. Das hät­te er be­ach­ten sol­len.
    »Sir, mir geht es nicht um ei­ne Not­wehr­ak­ti­on im Rah­men mei­nes Auf­trags, son­dern um die da­mit ver­bun­de­ne Ge­fahr ei­nes Zeit­pa­ra­do­x­ons. Wenn wir bei un­se­rem Ein­satz his­to­ri­sche Ge­ge­ben­hei­ten ver­än­dern, könn­te es ge­sche­hen, daß der Ab­lauf der spä­te­ren Er­eig­nis­se be­ein­flußt wird. Wenn nur ei­ner der ab­zu­weh­ren­den Skla­ven oder Ver­bre­cher der spä­te­re Va­ter ei­ner be­deu­tungs­vol­len Per­sön­lich­keit sein wird, kann die­se Per­son nie­mals ge­bo­ren wer­den.«
    »Ih­re Be­den­ken wä­ren rich­tig, wenn Sie in die Zeit ei­nes Wal­len­stein oder ei­nes Sta­lin rei­sen wür­den«, wies er mich ab. »Dann könn­te es zu ei­nem ka­ta­stro­pha­len Fol­ge­ge­sche­hen kom­men. Sie ge­hen aber um 187.000 Jah­re zu­rück. Die Ge­fahr ei­nes Pa­ra­do­x­ons ist ver­schwin­dend ge­ring.«
    »Eins zu zehn hoch tau­send«, warf Dr. Fra­mus G. Al­li­son ein.
    Ich blick­te zu dem schwer­ge­wich­ti­gen Aus­tra­lier hin­über. Bis­her hat­te er das Kunst­stück fer­tig­ge­bracht, zehn Mi­nu­ten lang schwei­gend zu­zu­hö­ren. Jetzt aber schi­en er an den Gren­zen sei­ner in­di­vi­du­el­len Leis­tungs­fä­hig­keit an­ge­kom­men zu sein.
    Schwit­zend, die Schweiß­per­len von dem rot­wan­gi­gen Ge­sicht wi­schend, stand er im Hin­ter­grund des großen Hohl­raums und dreh­te mit der Spit­ze sei­nes Stie­fels ei­ni­ge Kalk­stein­bro­cken auf die an­de­re Sei­te.
    »Su­chen Sie Re­gen­wür­mer, Dok­tor?« fuhr ihn der Al­te an.
    Fra­mus’ blon­de Haar­bors­ten schie­nen sich zu sträu­ben. Er warf das durch­tränk­te Ta­schen­tuch auf den Bo­den und pol­ter­te:
    »Feu­er­spei­en­de Dra­chen, wenn Sie mich schon fra­gen. Zum Teu­fel – ehe ich als be­am­te­ter Wis­sen­schaft­ler in Ih­ren Ver­ein ein­tre­te, geht wirk­lich die Welt un­ter. Ich ha­be von ei­ner Wahr­schein­lich­keits­be­rech­nung ge­spro­chen, und die stimmt!«
    »Wie je­de Ih­rer Be­rech­nun­gen, nicht wahr?«
    »Ge­nau. Wenn Sie mich auch als Phan­tas­ten an­se­hen, so weh­re ich mich ent­schie­den da­ge­gen, stän­dig ge­gen ei­ne Mau­er aus Bor­niert­heit an­zu­ren­nen. Ma­chen Sie doch Ih­ren Mist al­lein! Und über­haupt, Sie Groß­mo­gul, für Schwät­zer, die das be­re­den, was wir Ak­ti­ven längst be­spro­chen ha­ben, soll­te hier kein Platz sein. Zie­hen Sie sich zum Mit­tags­schläf­chen zu­rück.«
    Han­ni­bal hielt sich mit hoch­ge­r­eck­ten Hän­den an der Frä­se fest, schleu­der­te die Bei­ne em­por und be­gann in die­ser selt­sa­men Kör­per­hal­tung ei­ne Alarm­si­re­ne nach­zuah­men. Sein Ge­läch­ter klang we­nigs­tens so.
    Ich war pflicht­ge­mäß pein­lich be­rührt. Gold­stein hüs­tel­te de­zent, und Ta­nahoyl lach­te, daß sein ge­wal­ti­ger Bauch ge­gen das Dop­pel­kinn hüpf­te.
    Re­ling meis­ter­te die Si­tua­ti­on als ge­ris­se­ner Fuchs.
    »Groß­ar­tig, Fra­mus«, strahl­te er gön­ner­haft. »Sie sind un­ser Mann. Nur wei­ter so. Selbst­ver­ständ­lich wer­den Sie ab so­fort auf mei­ne wert­vol­le Un­ter­rich­tung ver­zich­ten müs­sen. Kon­nat, jetzt ma­chen Sie Ih­ren Mist al­lein. Aber schnell, mein Herr! Ich will Sie in drei Stun­den star­ten se­hen. Gent­le­men …«
    Er wink­te strah­lend in die Run­de, sprang zur Ram­pe hin­auf und schritt da­von.
    »Hat er ›wert­vol­le Un­ter­rich­tung‹ ge­sagt?« stöhn­te Fra­mus. Sein Ge­sicht glich ei­ner über­rei­fen To­ma­te.
    »Hat er«, feix­te Han­ni­bal. »Wenn Sie quer­kant durch die De­cke
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