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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin
Autoren: Jo MacDoherty
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Mann, den sie liebte.
    Die bange Frage, die Aylinn von Albany sich stellte, bevor sie in den Schlummer glitt, war: Würde sie es jetzt ertragen?

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    1. KAPITEL
    Perth, Sommer 1426
    N ein!«
    Sir Rupert Stewart, Earl von Atholl, fuhr schweißgebadet von seinem Bett hoch und ruderte hilflos mit den Händen durch die Luft, als wollte er jenen schicksalhaften Bolzen aufhalten, das Geschehene ungeschehen machen, das ihn seit mehr als einem Jahr immer und immer wieder in seinen Träumen heimsuchte. Ebenso wie die weit aufgerissenen Augen, das von Angst und Schmerz verzerrte Gesicht jener Frau, die er liebte und mit der er sich seit jener schicksalhaften Nacht eine gemeinsame Zukunft ausgemalt hatte. Bis zu diesem entsetzlichen Moment, kaum zwölf Stunden später, als er, um Connor McPhersons Leben zu retten, ihren ehrlosen, hinterhältigen Vater, Herzog Argyll von Albany, mit einem gezielten Schuss seiner Armbrust getötet hatte. Wie jedes Mal brauchte Rupert einige Sekunden, bis er schwer atmend in die Wirklichkeit zurückfand. Ein trockenes, keuchendes Schluchzen entrang sich seiner Kehle, als er sich aufs Neue der bitteren Wahrheit stellten musste, die dieser Traum ihm so grausam und unerbittlich vor Augen führte. Er hatte das Leben eines Freundes gerettet, hatte seine Pflicht erfüllt, ohne lange darüber nachzudenken, aber er hatte dafür die Liebe seines Lebens aufgegeben. Wie sollte Aylinn von Albany auch den Mann in ihr Bett und in ihr Herz lassen, der ihren Vater vor den Augen des schottischen Hochadels und der englischen Gesandten getötet hatte?
    Rupert fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, während das Kribbeln auf seiner Haut langsam abebbte, ebenso wie das Rauschen des Blutes in seinen Ohren, das sein wild schlagendes Herz durch seinen Körper jagte. Er wartete eine Sekunde, bis seine Gliedmaßen nicht mehr zitterten, schlug die Decke zurück, zog die schweren Samtvorhänge zur Seite und schwang seine Beine aus dem breiten Bett. Seine nackten Füße landeten auf weichem Schaffell, aber er genoss diese Bequemlichkeit nicht. Kalter, eisiger Steinboden wäre ihm in diesem Moment lieber gewesen. Der Schock hätte vielleicht geholfen, seine Sinne zu klären und das schmerzhafte Gefühl von Verlust in seinem Herzen zu vertreiben.
    Er trat an das Fenster seines Gemachs, das sich im Nordturm des königlichen Schlosses in Perth befand. Von dort konnte er ungehindert die wunderschöne Aussicht über die Stadt genießen, doch vor seinen Augen schwebte immer noch das Gesicht von Aylinn von Albany, der Frau aus seinem Traum.
    Er presste die Lippen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten und stützte sie mit den Knöcheln auf das Fensterbrett.
Wenn es doch nur ein einfacher Traum wäre,
dachte er und spürte, wie eine neue Woge der Verzweiflung über ihn hinwegzuspülen drohte. Erneut erinnerte er sich an jene Nacht vor einem Jahr, in der sich sein Schicksal so merkwürdig zwiegespalten hatte. Der junge Edelmann hatte nicht den geringsten Grund gehabt, sich über Dame Fortuna zu beschweren: Nicht nur war er als einer der wenigen Stewarts vom Ruch der Verschwörung gegen den König verschont geblieben, nein, er war von Jakob, dem späteren König James I., für seine Loyalität mit einem Amt geehrt worden, das seinen jungen Jahren, wie viele hinter vorgehaltener Hand und mancher auch ganz offen murrten, höchst unangemessen war. Lordkämmerer Seiner Majestät James I. von Schottland. Damit hatte Rupert das höchste und wichtigste Amt in Schottland nach dem des Lordkanzlers inne, das seinem väterlichen Freund Sir Archibald Grant zugesprochen worden war. Das war mehr, als Rupert sich in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Fortuna war jedoch offenbar in großzügiger Stimmung gewesen, so schien es ihm damals. Denn sie begünstigte ihren Liebling nicht nur mit einem der wichtigsten Ämter Schottlands, sondern sie schenkte ihm auch die Gunst der schönsten Frau von ganz Britannien und dazu noch einer der einflussreichsten. Lady Aylinn von Albany, Tochter des mächtigen und ebenso intriganten Herzogs Argyll von Albany. In der Nacht vor dem Turnier war er, schweren Herzens, zu ihrem Gemach gegangen, um ihr die Entscheidung des Königs zu übermitteln, den verräterischen Herzog nach dem Turnier nach England zu schicken, in ein besseres Exil. Aylinn jedoch hatte das bereits aus dem Munde von Juliet de Germont erfahren, der damaligen Gelieben und jetzigen Gemahlin des Earls von Glanchoire, Connor
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