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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin
Autoren: Jo MacDoherty
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MacPherson, mit der Aylinn eine tiefe Freundschaft verband. So wie er, Rupert selbst, diesen raubeinigen, stolzen und starrköpfigen Highlander McPherson zu seinen Freunden zählte.
    Als Rupert damals an ihre Tür geklopft hatte, hatte Aylinn ihn mit offenen Armen empfangen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Aylinn hatte gerade zu Bett gehen wollen. Nur bekleidet mit ihrem seidenen Morgenmantel und einem ebenfalls seidenen Nachtgewand hatte sie in ihrem Gemach gestanden, wie eine Madonna beleuchtet vom weichen Licht der Kerzen und unbeschreiblich schön. Alles, was Rupert ihr wegen ihres Vaters hatte sagen wollen, schien sich aus seinem Kopf verflüchtigt zu haben. Er hatte sie nur ansehen können, hatte unwillkürlich die Hand nach ihr ausgestreckt.
    Sie hatten sich angesehen, ohne Worte, und in diesem Moment schienen alle Dämme gebrochen zu sein, hinter denen sich ihre Lust und ihr gegenseitiges Verlangen die letzten aufregenden Monate über angestaut hatte. Sie waren aufeinander zugegangen, mit einem zögernden Schritt zunächst, dann schneller, waren einander in die Arme geflogen und hatten sich geküsst, besinnungslos, leidenschaftlich, und hatten ihre Küsse immer wieder unterbrochen, um sich in die Augen zu sehen und glücklich zu lachen.
    Noch immer, nach all diesen Monaten, hatte er den Duft ihres Haares in seiner Nase, das nach Kastanien und Moschus roch, glaubte, ihre honigsüße Haut schmecken, ihre samtene Glätte fühlen und ihre Hitze spüren zu können. Nur zu deutlich erinnerte er sich an ihre perfekten, vollen Brüste, die sich ihm so einladend und lustvoll entgegengestreckt hatten, an das Gefühl der feuchten, seidigen Hitze zwischen ihren Schenkeln, an seine Überraschung, als er in sie eindrang und feststellte, dass sie noch unberührt war, sie, die begehrteste, stolzeste und, wie er fand, schönste Frau der ganzen Insel, Frankreichs, Spaniens und Italiens – kurz, all der Länder, die er bereist und deren Frauen er betrachtet und genossen hatte.
    Er erinnerte sich an das bedingungslose Vertrauen in ihrem Blick, als sie ihn ansah und heiser anflehte, zu ihr zu kommen, sie zu erfüllen, sie zu lieben.
    Sie hatte ihn erst zu Wort kommen lassen, als sie vom langen Liebesspiel ermattet auf ihrem weichen Bett lagen, und dann auch nur, um sich von ihm seine unsterbliche Liebe versichern zu lassen. Und ihm dann wiederum die ihre zu beteuern und sie ihm zu zeigen, erneut – Ruperts Augen glühten, als er sich daran erinnerte, wie sie das getan hatte - und das trotz des grimmigen Verbots, das ihr Vater für seine Tochter zu einer Ehe mit diesem »lumpigen, mittellosen Stewart, einem grünen Jungen«, wie er Rupert verächtlich genannt hatte, ausgesprochen hatte.
    Als Rupert im Morgengrauen in seine Kammer zurückgekehrt war, hatte er das Gefühl gehabt, auf Wolken zu wandeln. Und er hatte nicht im Traum daran gedacht, wie wankelmütig und eifersüchtig Dame Fortuna sein konnte. Um ihm ihre Launenhaftigkeit zu zeigen, hatte ein einziger Armbrustbolzen genügt.
    Rupert knirschte mit den Zähnen, als er daran dachte, dass der Herzog durch seinen Tod erreicht hatte, was er im Leben niemals hätte vollbringen können: Die Ehe seiner Tochter mit Sir Rupert von Atholl zu verhindern. Welche Tochter könnte wohl auch mit gutem Gewissen den Mörder ihres Vaters ehelichen? Mehr noch, Aylinn von Albany hatte seit jenem Tag nicht ein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt und war einer möglichen Begegnung mit ihm aus dem Weg gegangen, indem sie das väterliche Schloss Campbell House seit nunmehr fast einem Jahr nicht mehr verlassen hatte.
    Rupert schüttelte sich, um die Verzweiflung zu vertreiben, die aus den dunklen Ecken seines Gemachs heranschlich und sich über ihn legen wollte. Er durfte sich nicht von diesen düsteren Gedanken zu sehr ablenken lassen, schon gar nicht jetzt, wo Schottlands Zukunft einmal mehr auf dem Spiel stand.
    Er beugte sich vor und blickte in den Schlosshof hinab. Trotz der frühen Stunde herrschte bereits rege Betriebsamkeit auf dem gepflasterten Innenhof vor dem Fried. Hinter den Fenstern der Gemächer von Lord Peter Cunningham, dem ebenso verschlagenen wie gerissenen Gesandten des englischen Königs, brannten noch die Kerzen. Offenbar war Cunningham wach geblieben, zweifellos um seine teuflischen Ränke zu schmieden. Ruperts Blick glitt zu den Fenstern neben denen des Engländers. Sie lagen in tiefster Dunkelheit. Er verzog spöttisch die Lippen, als er daran dachte, wer dort
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