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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut
Autoren: Alexander Merow
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Stück“, sagte sein Mitstreiter.
    „Wenn noch Geld da ist, dann druckt die Dinger so schnell es geht“, erklärte der Flüchtling und zog die Gardinen wieder zu.
    „Vor drei Tagen warst du im Fernsehen. Sie haben dein Bild gezeigt und um Hinweise aus der Bevölkerung gebeten“, bemerkte Ulljewski.
    „Ich weiß, hat mir Wladimir schon berichtet …“, erhielt er als Antwort. „War auch noch etwas in der Zeitung?“
    „Nur ein kleiner Artikel über unsere Sprühaktion vom letzten Dienstag. Nichts wichtiges, aber wir werden langsam bekannt! Die scheinen sich jetzt immer mehr mit uns zu befassen.“
    „Allerdings!“, brummte Tschistokjow nachdenklich.
    „Für Samstag ist alles vorbereitet. Hast du deine Rede fertig?“, wollte Peter wissen.
    „Ich arbeitete daran! Mach dir keine Sorgen. Mir fällt schon etwas ein. Das ist das geringste Problem“.
    Arturs Gehilfe verabschiedete sich bald darauf und verließ lautlos die Wohnung.
    „Ich hole dich so um 18.00 Uhr ab!“, sagte er noch, dann zog er die Eingangstür hinter sich zu.
    Artur Tschistokjow schluckte, die Angst in ihm stieg wieder auf und er betete dafür, dass die kleine Veranstaltung seiner Organisation am Samstag ruhig verlief. Wenn die Behörden ihn in die Finger bekommen sollten, dann hatte er das Schlimmste zu befürchten.

    Der aus Kiew stammende politische Dissident hatte die Führung über die Freiheitsbewegung der Rus, einer regierungsfeindlichen Organisation von Widerständlern, welche sich die Befreiung ihrer Heimat auf die Fahnen geschrieben hatte, vor knapp zwei Jahren übernommen. Damals war er nach Minsk gezogen. Mittlerweile war die ehemals winzige Splittergruppe durch ihre werbewirksamen Aktionen der letzten Monate vielen Menschen ein Begriff geworden.
    Die Sympathie in der Bevölkerung erwies sich als recht groß, doch die staatlichen Behörden und nun auch auswärtige GSA-Agenten hatten sich an seine Spuren geheftet und würden nicht eher ruhen, bis sie ihn erwischt hatten.
    Sein Name als Kopf der Organisation war zu oft genannt worden, zu häufig war er jetzt schon aufgefallen. Sogar das Fernsehen hatte in den letzten Wochen mehrfach in der üblichen, hetzerischen Weise über ihn berichtet. Einen „Terroristen“ und „gefährlichen Irren“ schimpften sie ihn und setzten eine hohe Belohnung auf seinen Kopf auf, obwohl er lediglich Werbematerial publizierte und nie jemandem etwas getan hatte.
    Wenn er seine unauffällige Wohnung tagsüber verlassen musste, so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mehr oder weniger heraus zu schleichen. Den Nachbarn war er vermutlich noch nicht aufgefallen, sonst hätte ihn die Polizei längst besucht. In die Innenstadt von Wizebsk, die mittlerweile mit zahllosen Kameras und Augenscannern übersät war, traute er sich schon gar nicht mehr hinein.
    Sein älterer Bruder und seine Eltern waren vor einem Jahr verhaftet worden. Mit dieser Aktion wollten sie ihn aus seinem Versteck locken, doch er gab sich nirgendwo zu erkennen. Vielleicht waren sie bereits liquidiert worden – er hatte nichts mehr von ihnen gehört und sich in seinem Elternhaus blicken zu lassen, bedeutete glatten Selbstmord.
    Sein Hass war in letzter Zeit enorm gewachsen und er fühlte sich hilflos. Obwohl immer mehr Leute in Weißrussland kaum noch Globes zum Leben hatten, die Weltregierung verabscheuten und die Unzufriedenheit täglich anzuschwellen schien, bekannten sich nur wenige offen zu seiner politischen Gruppe. Den meisten stillen Befürwortern schnürte die Angst um ihre nackte Existenz buchstäblich die Kehle zu.
    Wer bei der Freiheitsbewegung der Rus im Geheimen mitmachte und erwischt wurde, dem drohte die behördliche Sperrung des Scanchips und damit im schlimmsten Fall der Hungertod, die Inhaftierung oder sogar die Hinrichtung. Die Situation war furchtbar für alle Beteiligten und langsam fraßen die Sorgen und Nöte den früher einmal so kreativen und lebensfrohen Mann von innen her auf.
    „Ich haue notfalls nach Japan ab, wenn es gar nicht mehr geht“, sagte er manchmal zu sich selbst und war dann für einen kurzen Moment beruhigt. Doch jener Zustand hielt nie lange an, denn die pulsierende Furcht in seinem Kopf machte in diesen Tagen niemals Urlaub.

    „Tor!“, brüllte Frank Kohlhaas enthusiastisch und drehte sich zu seinen Mitspielern um. Sein bester Freund und heutiger Gegenspieler, Alfred Bäumer, schaute ihm wütend hinterher. Gerade war er von Frank gehörig ausgetänzelt worden. Jetzt schoss der
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