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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut
Autoren: Alexander Merow
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Torhüter den Ball quer über das Feld zurück und weiter ging es.
    „Her mit dem Ding!“, hörte Frank seinen Mitspieler Sven vom anderen Ende des verwilderten Rasenplatzes rufen und beförderte das Leder mit einem wohl überlegten Kick in Richtung des jungen Mannes. Kopfball, Tor, Alfred lag erneut im Dreck und fluchte.
    „Mensch, da ist ja meine Oma schneller!“, höhnte ein Bursche aus Franks Mannschaft. Bäumer knurrte ihm irgendetwas zu und hämmerte den Ball weit von sich weg. So lief es noch eine Stunde lang.
    Heute war es sonnig und warm. Ein idealer Tag für ein kleines Fußballturnier im litauischen Dorf Ivas. Frank Kohlhaas’ Truppe konnte die drei anderen Teams aus der winzigen Ortschaft jedenfalls besiegen und trabte am Ende mit einem zufriedenen Grinsen vom Rasen.
    „Was war denn heute mit dir los, Alter?“, fragte Frank den frustrierten Bäumer mit leicht hämischem Unterton.
    „Ach, keine Ahnung! Ich war heute einfach nicht in Form. Das nächste Mal fegen wir euch vom Platz!“, brummte der Hüne und gab dem Ball einen wütenden Tritt.
    Julia Wilden schenkte Frank einen bewundernden Blick und der junge Mann genoss dies in vollen Zügen.
    „Frank vor! Noch ein Tor!“, rief sie und lächelte.
    „Meinen letzten Treffer widme ich dir, holde Maid!“, tönte Kohlhaas und gab Alf einen Stups in die Seite.
    „Ja, ja!“, raunte dieser und ließ sich auf einem Hocker nieder.
    Es sollte noch ein wundervoller Tag werden. Julia schenkte Frank ihre ganze Aufmerksamkeit und umschwärmte ihn regelrecht. Ihr Vater, das Oberhaupt der Dorfgemeinschaft von Ivas, klopfte ihm auf die Schulter und lobte ihn: „Wusste gar nicht, dass du so ein Dribbelkünstler bist, Junge!“
    Kohlhaas tat dieser sportliche Sommertag gut. Keine Sekunde dachte er heute an die Schrecken des japanischen Krieges, welche seine Gedanken in den letzten Monaten so oft eingesponnen hatten. Die Politik, der Krieg und alles andere schienen in weite Ferne gerückt zu sein. Und das war gut so.
    „Komm wir trinken noch einen bei Sven“, schlug Alf vor und machte den Eindruck, als ob er sich wieder beruhigt hatte.
    „Gute Idee, Alter!“, bemerkte Frank und lächelte zufrieden.
    Sie gingen wieder ins Dorf und kehrten bei Sven ein. Kaltes Bier erwartete sie dort. So viel Spaß und Entspannung hatten die Freunde seit langer Zeit nicht gehabt.

    Es war Samstag und heute fand die Veranstaltung statt. Die alte Lagerhalle, irgendwo weit auf dem Land im Norden Weißrusslands, war mit fast 200 Menschen gefüllt, welche sehnsüchtig auf Artur Tschistokjows Rede warteten.
    Bis auf ein paar zerfallene Bauernhäuser und unbestellte Äcker gab es um sie herum nichts. Der Vorsitzende der Freiheitsbewegung der Rus blickte immer wieder nervös aus dem schmutzigen Fenster neben sich. Es war jetzt nach 19.00 Uhr und wurde langsam dunkel.
    „Hoffentlich sind unter den 200 Leuten keine Spitzel“, sagte er leise zu sich selbst und atmete schwer vor Sorge. Die panische Angst, dass sich plötzlich die Polizei näherte, ließ ihn kaum einen klaren Gedanken fassen. Einige seiner Leute hatten sich mit Gewehren im Eingangsbereich der Halle postiert und waren bereit, diese auch zu benutzen, sollten die Behörden sie hier verhaften wollen.
    Vor ihm hatte der Anführer der Gruppe in Minsk, Michail, die Veranstaltung eröffnet und tosenden Beifall geerntet. Er schimpfte auf die weißrussischen Politiker, welche der Weltregierung als Statthalter und Verwalter des Landes dienten. Er nannte sie „Verräter am Volk“ und „Blutsauger“. So etwas hörten die Unzufriedenen, die heute gekommen waren, gern. Es klang wie Musik in ihren Ohren, in einer Zeit, wo alle Hoffnung abgestorben zu sein schien.
    Ein Mitstreiter aus Gomel wandte sich Artur zu und forderte ihn auf, mit seiner Rede zu beginnen. Der junge Mann schritt einige hölzerne Stufen empor und stellte sich hinter das stümperhaft zusammengeschusterte Rednerpult, welches ihm seine Getreuen bereitet hatten und an dem die Fahne der Organisation hing. Tschistokjow schnaufte kurz, dann setzte er sich in Bewegung.
    Die hier Anwesenden, ein paar Neue waren auch wieder dabei, johlten und applaudierten. Der eine oder andere klopfte ihm erwartungsvoll auf die Schulter. Ein junger Mann sagte ehrfürchtig: „Ich bin stolz, Sie heute persönlich kennenlernen zu dürfen, Herr Tschistokjow! Ich habe im Fernsehen den Bericht über Sie gesehen …“
    Der Widerständler lächelte ihm verhalten zu und betrachtete den
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