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Betongold

Betongold

Titel: Betongold
Autoren: Tom Westerhoff
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warmherzige alte Dame gespielt hatte.
    Ihr Gesicht war verweint, sie hatte tiefe Augenränder und wirkte abwesend. Er bemühte sich, so behutsam wie möglich vorzugehen.
    Â»Guten Morgen Frau Bonnes, mein Name ist Paul Kunkel und ich bin der ermittelnde Kommissar in dem Fall. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Es dauert nicht lange.« Frau Bonnes nickte und zeigte mit ihrer Hand auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Paul setzte sich, während sie sich ein Taschentuch aus der Packung nahm.
    Â»Warum sind Sie eigentlich ins Katharinenkrankenhaus eingeliefert worden, das Schifferkrankenhaus ist doch viel näher?«
    Â»Ich wohne hier in der Nähe und war schon einige Male hier«, antwortete sie unter Tränen. »Der Oberarzt hat auch meinen Mann, Gott hab ihn selig, lange behandelt.«
    Â»Sie haben Herrn Weishaupt heute Morgen gefunden, ist ihnen etwas Besonderes aufgefallen, als sie gekommen sind, war die Haustür verschlossen?«
    Â»Es war wie immer«, antwortete sie leise, »die Tür war geschlossen, aber nicht abgeschlossen, das machte Herr Weishaupt nie.«
    Â»Ist Ihnen sonst etwas Ungewöhnliches aufgefallen im Haus, etwas was anders war als sonst?«
    Â»Ja, er lag tot in seinem Bett«, schluchzte sie.
    Â»Ja, natürlich, aber fehlte etwas oder wurde etwas verändert?«
    Â»Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich wusste nur, dass etwas nicht stimmt, denn normalerweise saß er morgens in der Küche und las Zeitung, wenn ich kam. Ich habe ihn dann gerufen, und als er nicht antwortete, bin ich nach oben gegangen. Ich weiß nicht, ob etwas anders war.«
    Â»Können Sie mir etwas zu den persönlichen Verhältnissen von Herrn Weishaupt sagen, hatte er Kinder oder gibt es einen Menschen, der ihm nahestand?«
    Â»Ich stand ihm nahe«, schluchzte sie, »War ja schließlich seit über 3 Jahren bei ihm; aber nicht so, wie Sie vielleicht denken mögen. Er war ja so unbeholfen im Haushalt. Es war eine sehr gute Stelle und ich war froh sie zu bekommen nach dem Tod meines Mannes.« Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und setzte sich auf. »Nein, Kinder hat er nicht, jedenfalls hat er mir nie etwas davon erzählt. Er hat sowieso nicht viel erzählt. War immer in seine Arbeit vertieft.«
    Â»An was hat er denn gearbeitet, gab es wegen seiner Arbeit einmal Schwierigkeiten?«
    Â»Von seiner Arbeit hat er eigentlich nie erzählt, davon verstehe ich ja auch nichts. Letzte Woche, da hat er telefoniert und da wurde es auch laut, aber nichts Schlimmes, denke ich. Nach dem Telefonat hat er zu mir gesagt: »Vera, als Statiker steht man immer mit einem Bein im Gefängnis«, und hat dabei gelacht. Dann haben wir ein Glas Wein getrunken. Er trank gerne Wein«, und fügte nach einer kurzen Pause hinzu, »Aber er war immer sehr zuvorkommend zu mir. Hat mich gut bezahlt und nie ein böses Wort.«
    Irgendwie komme ich nicht richtig weiter, dachte Kunkel, entweder stelle ich die falschen Fragen, oder sie will einfach nichts sagen.
    Â»Wie lange waren sie denn bei ihm im Haus, Haben sie auch für ihn gekocht?«
    Â»Nein, gekocht habe ich nicht, das wollte er nicht. Morgens hat er nur Kaffee getrunken und mittags ist er immer zu dem Imbiss an der Offenbacher Straße gegangen. Currywurst mit Pommes waren seine Leibspeise. Ich war ja auch nur an drei Tagen da und immer von halb sechs bis zwei. Abends hat er sich meistens etwas zu essen bestellt oder ist in eins der benachbarten Restaurants gegangen.«
    Â»Und was war mit Damenbesuch?«
    Â»Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob er Besuch hatte«, sagte sie, »aber das ging mich ja nichts an.«
    Â»Woran haben Sie das bemerkt?«
    Â»Wie man es halt so merkt, Schminkspuren im Bad und so.« Sie drehte sich wieder zum Fenster und schaute hinaus.
    Sie wollte nichts erzählen.
    Â»Frau Bonnes, ich denke, es war jetzt schon anstrengend für Sie«, sagte er, »aber Sie haben mir schon einmal sehr geholfen; ich melde dann noch einmal bei Ihnen.«
    Er stand auf, drückte ihre Hand und ging zur Tür.
    Â»Er war ein guter Mann, Herr Kommissar«, rief sie ihm nach.
    Er verließ das Krankenhaus und fuhr zum Präsidium. Bevor er um 14.00 Uhr in die Besprechung ging, wollte er für sich die bisherigen Erkenntnisse zusammenfassen und das konnte er am besten in seinem Büro. Als er den Parkplatz auf dem Innenhof des
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