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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild
Autoren: Natalie Rabengut
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Moment klopfte es an der Tür, laut und abrupt. Im Badezimmer lauschte sie, wie ihr Partner öffnete. Sie sah in den Spiegel, brachte ihre Haare durcheinander und rieb sich über ihre Lippen, bis diese gerötet und leicht geschwollen waren. Sie schlüpfte in einen der Hotelbademäntel und öffnete die Badezimmertür.
    Der Kopf des Securitymannes, seines Partners und der ihres Komplizen drehten sich zur ihr und sie reagierte mit gespielter Überraschung. Sie zog den Bademantelgürtel enger zusammen, trat von einem Fuß auf den anderen und hauchte ein verlegenes „O“.
    Der Securitymann sah ihren Partner an und zwinkerte ihm wissend zu. Obwohl Samanthas Herz so schnell schlug, dass sie glaubte, jeder im Raum müsse es hören, war sie zufrieden. Das Hotelzimmer bot ein eindeutiges Bild: Ein zerwühltes Bett, zwei halb nackte Menschen, Kleidung und Unterwäsche auf dem Boden.
    Ihr Partner streckte die Hand nach ihr aus. Wie selbstverständlich schmiegte sie sich in seinen Arm und klimperte die Angestellten des Sicherheitsdienstes aus großen Augen an.  
    „Worum geht es denn?“ Ihre Stimme klang schnurrend und beinahe satt vor Befriedigung. Sie bemerkte, dass einer der Männer seinen Blick senkte. Sie war sich sicher, dass er ihren Komplizen gerade sehr beneidete.
    „Wir suchen ein kleines Mädchen, Frau-“ Er machte eine Pause und sah sie aufmerksam an.  
    „Goldens, Frau Goldens.“ Die Lüge kam ihr glatt von den Lippen. Die Flitterwochensuite war von ihrem Partner auf diesen Namen gebucht worden und zur Tarnung hatten sie sich auf die Rolle des frisch verheirateten Paares geeinigt. Sie sah ihn nun von der Seite an, strahlte und kicherte ein wenig – genau wie eine Braut, die sich noch an den neuen Namen gewöhnen musste. Dann wurde sie sofort wieder ernst und sagte: „Das ist ja furchtbar. Glauben Sie, dass das Mädchen in einem der Zimmer ist?“
    „Leider ja. Wir haben die Türen sofort verriegelt, als wir auf das Verschwinden des Mädchens aufmerksam gemacht wurden. Wenn Sie nichts dagegen haben, würden wir uns gern einmal kurz hier umsehen.“
    Ihr Partner machte eine einladende Geste mit dem Arm und sagte: „Natürlich. Bitte, wir haben nichts dagegen.“  
    Die Securitymänner warfen einen Blick ins Bad, unter das Bett und in den geräumigen Schrank. Als sie dort die Tür öffneten, setzte Sams Herzschlag für einen Moment aus. Aber es gab keinen Grund für die beiden Angestellten des Hotels, in die Tasche zu sehen. Sie war zu klein, um ein Kind darin verstecken zu können.
    „Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten und noch einen schönen Aufenthalt.“ Der Securitymann zwinkerte ihrem Komplizen zu und wandte sich zum Gehen.  
    Samantha sagte noch schnell: „Hoffentlich finden Sie das Mädchen!“ Die Männer nickten ihr zu, dann schloss sich die Tür hinter ihnen.  
    Mit weichen Knien ließ Samantha sich in den Sessel sinken und holte tief Luft. Das war knapp gewesen. Ihr Komplize drehte den Schlüssel um und pfiff leise durch die Zähne.
    „Junge, Junge. Das hätte ganz schön ins Augen gehen können.“
    „Wem sagst du das?“, antwortete Samantha und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die neben der Tasche auf dem Tisch lag. Sie stöhnte genervt auf, als ihr klar wurde, dass sie nun ihren Zug verpassen würde. Sie griff in ihre Tasche, zog ein anderes Handy hervor und rief ihren belgischen Liebhaber an.
    Mit einigen schnellen Sätzen auf Französisch machte sie ihm klar, dass sie gerade hier feststeckte und frühestens am nächsten Morgen einen anderen Zug würde nehmen können. Er war betrübt, ließ sich aber mit der Geschichte des verschwundenen Mädchens besänftigen. Sie hatte ihren verführerischsten Tonfall gewählt, damit ihr Liebhaber nicht vergaß, warum er nicht genug von ihr bekommen konnte. Samantha verabschiedete sich und legte auf.  
    „Französisch kannst du auch. Meine Güte, du wirst immer heißer“, knurrte ihr Partner. Verlangen lag in seinem Blick.
    „Sei still, ich muss nachdenken“, wies sie ihn zurecht und begann, ihre Runden durch das Hotelzimmer zu drehen. Offensichtlich musste sie jetzt hier ausharren. Es blieb nur zu hoffen, dass das vermisste Kind auftauchte, bevor jemand den Raub bemerkte.
    Er trat hinter sie und strich ihre Haare über die Schulter, küsste sie auf die Halsseite. Samantha schüttelte unwillig den Kopf. Er lachte leise und sagte: „Was denn? Als ob du nicht willst. Außerdem hängst du jetzt doch sowieso hier fest, da
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