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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild
Autoren: Natalie Rabengut
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sie geteilt hatten, doch Sam befahl der Stimme zu schweigen.
    Er ließ sie nicht aus den Augen, nicht einen Moment lang, und doch hatte er nicht eine Sekunde lang so gewirkt, als hätte er sich an sie erinnert. Aber Samantha machte sich keine Illusionen, dafür hatte sie zu viele Diebe, Scharlatane und Trickbetrüger kennengelernt und selbst zu viel betrogen. Sie wussten beide, dass sie sich erkannt hatten. Sie konnte nur nicht abschätzen, wie wütend er war. Sein Gesicht war eine höfliche, aber undurchdringliche Maske.
    Die Männer lachten und scherzten, und ehe Sam es sich versah, stand Michael Hunt ihr gegenüber. Damit versperrte er ihr den Fluchtweg durch den Garten zum Haus.
    Sie hörte ihr Lachen wie aus weiter Ferne und als Scott Michael auf die Schulter klopfte, war er kurzzeitig abgelenkt. Sofort nutzte Sam ihre Chance und trat den Rückzug an.  
    Ihre einzige Versteckmöglichkeit lag hinter der großen Hecke, der Pavillon war vom Garten aus nicht einsehbar. Dankbar schlüpfte Sam hinein und ließ sich auf die Bank sinken. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf und sie musste sich neu sammeln. Der Atem schien bereits in ihrer Lunge zu brennen und Beckys Worte kamen ihr in den Sinn.
    „Sei vorsichtig. Ich meine es ernst. Du weißt doch, wie das in Horrorfilmen immer ist: Kaum erwähnt jemand, dass es seine letzte Schicht oder sein letzter Auftrag ist, stirbt er zuerst.“
    Nein, Sam würde nicht sterben – so viel war klar. Aber sie war auch nicht scharf auf Ärger und deswegen würde sie schweren Herzens auf ihr Objekt der Begierde verzichten. Sobald es dunkler war, würde sie die Flucht ergreifen.
    Zuerst sollte sie sich jedoch ein besseres Versteck suchen, in diesem verdammten Pavillon saß sie ja geradezu auf dem Präsentierteller.  
    Überrascht sah sie auf ihre Hand: Sie zitterte. Fasziniert hob Sam auch ihre andere Hand, auch sie zitterte. Sam war verblüfft, sie hatte noch nie aus Angst gezittert. Nicht einmal, als sie in Länder, in denen auf Diebstahl die Todesstrafe stand, etwas gestohlen hatte.  
    Sie stand auf und strich ihr Kleid glatt. Im Geiste überprüfte sie, ob ihr Gesicht in Ordnung war – offenes Lächeln, freundlicher Blick? Kein Stirnrunzeln oder sichtbare Besorgnis, die jemanden veranlassen könnte, sie aufzuhalten und zu fragen, ob alles okay war.
    Vorsichtig spähte sie aus der Tür des Pavillons und ging die drei Stufen nach unten. Doch kaum hatte sie den ersten Schritt in Richtung Party gemacht, legte eine Hand sich um ihren Oberarm und hielt sie fest. Erschrocken schnappte Sam nach Luft und wirbelte herum.  
    Der Kies unter ihrem Absatz rutschte zur Seite und sie strauchelte. Michael reagierte sofort und zog sie hart an seine Brust. Seine Arme lagen eng um ihren Körper und er zerrte sie mit sich hinter den Pavillon.
    Hier würde sie erst recht niemand sehen, sollte zufällig jemand vorbeikommen. Für einen Moment überlegte sie, ob sie in der Lage war, Michael zu überwältigen. Ein lächerlicher Gedanke, denn überall, wo sein Körper ihren berührte, konnte sie feste Muskeln spüren. Außerdem hatte sie ihn bereits nackt gesehen. An ihm war kein Gramm Fett – er war perfekt durchtrainiert.
    Nein, diesen Wunschtraum konnte sie sich gleich aus dem Kopf schlagen, sie hatte nicht den Hauch einer Chance gegen seinen harten Griff.
    „Sehen wir uns also doch wieder!“ Seine Stimme klang rau. Er roch einfach wunderbar. Entsetzt nahm sie wahr, dass seine Lippen immer näher kamen. Noch schockierter war sie von der Tatsache, dass sie sich nicht wehrte.  
    Ob sein Kuss mit ihrer Erinnerung mithalten konnte? Sie würde eher sterben, als es ihm zu sagen, aber er war so ein geschickter Liebhaber gewesen, dass es ihr danach schwer gefallen war, nicht jedem Mann mit ihm zu messen. Dabei hatten sie nur Oralsex gehabt.
    Seine Zunge glitt in ihren Mund, seine Hand streichelte ihren nackten Rücken. Das Blut rauschte in Sams Ohren und ihr Unterleib prickelte in freudiger Erwartung. Dann fiel ihr die Misere, in der sie sich befand, wieder ein und sie strampelte wild.
    Nur widerwillig löste er sich von ihr und sah auf sie herab. „Was tust du hier?“
    „Das geht dich ungefähr gar nichts an.“ Trotzig wich sie seinem Blick aus. Waren seine Augen schon damals so durchdringend gewesen?
    „Ich kann es mir auch so vorstellen. Du bist scharf auf Scotts Geld und sobald er schläft, verschwindest du und nimmst alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist.“
    Sie wollte sich losmachen,
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