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Beste Freunde beißen nicht

Beste Freunde beißen nicht

Titel: Beste Freunde beißen nicht
Autoren: Portia Da Costa
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verdammt für seinen Blutdurst. Mühsam beherrschte er seine manische Heiterkeit, aber er musste trotzdem über die Ironie lächeln.
    Seit Jahrzehnten kam er zurecht, passte sich an und hatte sich so etwas wie ein Leben aufgebaut, ohne wirklich irgendwo hinzugehören. Aber seit er in einer warmen Frühlingsnacht in einer Straße im Viertel ein hübsches, brünettes Mädchen gesehen hatte und ihr in ein Café gefolgt war, führte er nicht mehr das ruhige Leben, das er so sorgfältig gepflegt hatte.
    Und heute Abend hatte er es hundertfach komplizierter gemacht. Er hatte sich vorsichtig an Teresas Wahrnehmung zu schaffen gemacht, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auf die Anomalien stieß. Außerdem konnte er seine eigenen Erinnerungen an den Kuss nicht löschen; oder an die natürlichen und übernatürlichen Reaktionen seines Körpers.
    In seinem Arbeitszimmer, das sein Allerheiligstes war, griff er in den kleinen Barkühlschrank, der dort stand. Er hatte nie tatsächlich Bier enthalten, obwohl er ab und zu ein Ale trank. Stattdessen stand darin eine Reihe kleiner, vakuumversiegelter Flaschen. Er öffnete eine davon, warf sich in seinen großen, ledernen Ohrensessel und nahm einen tiefen, erquickenden Schluck.
    Seine Augenlider senkten sich zitternd, als der üppige, vertraute Geschmack seinen Mund erfüllte; dieses gefährliche, kupfrige Aroma, das ihn ausmachte.
    Sofort beruhigte sich sein brüllender Hunger. Herz, Adern, Zellen, alles leuchtete auf und kam wieder ins Gleichgewicht. Seine steinharte, schmerzhafte Erektion fühlte sich wieder wie eine potenzielle Lustquelle an. Er nahm noch einen langen Zug aus der Flasche und legte die freie Hand in seinen Schritt.
    Vorhin in der Küche war es knapp, sehr knapp gewesen. Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen und nahm ein Tröpfchen von dem roten Nass auf, das noch dorthing. Dann fuhr er damit, während er seine Genitalien immer noch leicht umfasst hielt, langsam über die scharfen Kanten seiner oberen Schneidezähne.
    Sie befanden sich wieder im Normalzustand, genau wie vor zehn Minuten. Als er Teresa geküsst hatte, da hatte er gespürt, wie seine Fangzähne ausfuhren, als ihn der scharlachrote Wahnsinn des Begehrens, dem er so lange und so sorgsam aus dem Weg gegangen hatte, in seinem Würgegriff hielt.
    Was zum Teufel hatte ihn nur geritten? Die Gefahr, sich zu offenbaren, bestand seit dem Tag ihres Einzugs, und immer noch konnte er sich nicht erklären, was in ihn gefahren war, als er sie gefragt hatte. Aber getan hatte er es trotzdem und offenen Auges akzeptiert, dass sie seinen schwer errungenen inneren Frieden bedrohen würde.
    Ach, aber ihr Geschmack! Das Gefühl sie zu berühren … Sie war alles, wovon er je geträumt hatte; alles, was ihn dazu brachte, immer wieder heftig und krampfhaft zu masturbieren. Und dann hatte ihre gegenseitige Sympathie ausgereicht, und jetzt konnte er das Geschehene nicht mehr rückgängig machen.
    Zack wusste noch genau, wie er Teresa zum ersten Mal gesehen hatte.
    Wie jedem Mann war ihm zuerst ihr glänzendes, teakbraunes Haar aufgefallen, ihre schlanke und doch wohlgeformte Figur. Sie schlenderte einher und betrachtete Schaufenster. Doch dann hatte er, fasziniert von der inneren Schönheit, die sie ausstrahlte, beobachtet, wie sie sich hingekniet hatte, um mit einem der Obdachlosen zu sprechen, die sich manchmal in den Hauseingängen mit ihren Schlafsäcken für die Nacht niederließen. Sie war eine Weile geblieben und hatte wirklich mit dem Mann geredet, nicht nur eine Münze in seine Blechbüchse geworfen, um dann eilig davonzugehen. Ihr Gesicht hatte warm und lebendig gewirkt, und sie hatte den räudigen Hund gestreichelt, der an dem Bündel des Mannes angeleint war. Schließlich hatte sie sich aufgerichtet und war gegangen, wobei sie sich einmal umdrehte und winkte. Aber vorher hatte sie noch etwas, das nach ein paar Geldscheinen aussah, in seine Hand geschoben und sie aufmunternd gedrückt.
    Später, im Café, brauchte er sich ihr nur zu nähern. Er hatte mit Misstrauen und Argwohn gerechnet, doch sie begrüßte ihn mit einem warmen, offenen Lächeln und lud ihn ungezwungen an ihren Tisch ein. Sie hatte ihn willkommen geheißen, einen bleichen und wahrscheinlich ziemlich seltsam aussehenden Fremden, und ihn großzügig in ein Gespräch gezogen.
    Wieder Sympathie. Die Sympathie einer schönen Frau für einen Ausgestoßenen. War es das gewesen? Hatte sie das zu dem einen Menschen gemacht, der seine seit
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