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Besser

Besser

Titel: Besser
Autoren: Doris Knecht
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im Taumel meiner gewissensbereinigenden Opferbringung. Und außerdem wollte ich dann sowieso keine Mails mehr lesen, außer der einen, die ich nicht bekam, seit drei Tagen warte ich auf diese Mail, die nicht kommt. Und von Mail zu Mail, die nicht von ihm ist, werde ich unglücklicher. Ich wollte auch diesen Anruf erst gar nicht annehmen, weil nicht er es ist, und tat es dann doch. Besser lügen jetzt.
    «Nein! Was für eine Mail?» Ich klemme mir das Telefon zwischen Ohr und Schulter, klicke meine Mailbox an und scrolle abwärts.
    «Du hast sie nicht gekriegt?»
    «Nein, da war nichts!» Immer schön weiterlügen, immer schön weiterscrollen. Stopp! Hier. Ich hätte den Betreff «Das glaubst du nicht!!!» vielleicht doch alarmierender finden sollen.
    «Deshalb … Ich hatte mich schon gewundert.»
    «Sorry, ich kann nix dafür. Was hast du mir denn geschrieben?»
    «Ach, jetzt stimmt es ja sowieso nicht mehr.»
    «Was denn?»
    «Ich dachte, ich sei schwanger.»
    «Im Ernst?» Deshalb habe ich den Drei-Rufezeichen-Alarm wohl völlig unterbewusst nicht so ernst genommen. Ist nicht das erste Mal. Jenny glaubt bei jedem Mann mindestens einmal, sie sei schwanger. Ich vermute, sie wär’s gern. Ich glaube, sie hätte gern, dass nicht immer sie selber entscheiden muss, ob das jetzt wirklich ernst ist oder nicht. Ob es jetzt endgültig der Eine, Richtige ist oder schon wieder nicht. Sie hätte gern, dass das Schicksal ihr die Entscheidung abnimmt, dass es auf diesen einen Mann deutet und sagt: Der. Der hier, Ernst jetzt. Kinderkriegenernst. Nicht, dass das nicht schon einmal überhaupt nicht funktioniert hätte, mit Lunas Vater, von dem Jenny sich trennte, als Luna zwei oder drei war.
    «Ja, im Ernst. War es aber eh nicht. Habe gestern die Mens gekriegt.»
    «Ach, okay.»
    «Nachdem ich vorgestern Abend noch einen Schwangerschaftstest gemacht habe. Und jetzt kommt’s.»
    «Was?»
    «Ich brauchte meine Lesebrille, um die Gebrauchsanleitung überhaupt entziffern zu können. Und das Ergebnis.»
    «Haha.»
    «Ja, das musst du dir mal bildlich vorstellen. Die alte Jenny, wie sie sich mit ihrer Omabrille über den Beipackzettel eines Schwangerschaftstests beugt und versucht herauszufinden, wie diese modernen Dinger jetzt funktionieren. Bizarr.»
    «Lustig jedenfalls. Und wie geht’s dir jetzt?»
    «Eh gut.»
    «Wärst du’s gern gewesen?»
    «Schwanger?»
    «Ja. Von ihm?»
    «Weiß nicht. Die Idee war romantisch. Die Umsetzung wär’s dann wohl weniger gewesen.»
    «Hast du ihm denn von deinem Verdacht erzählt?»
    «Ja. Er fand die Vorstellung eigentlich gleich super. Er war direkt enttäuscht, wie es dann nichts war.»
    «Der hat eben noch kein eigenes.»
    «Richtig.»
    «Und, macht ihr jetzt eins? Ein Kind der Liebe?»
    «Bist du sarkastisch?»
    «Nein!»
    «Weiß nicht. Mal sehen. Er sollte wohl erst mal einen neuen Job finden.»
    «Hatte er nicht letztes Mal noch einen?»
    «Ja, aber da war er so unglücklich. Er überlegt, seine Wohnung aufzugeben und zu mir zu ziehen. Zumindest vorübergehend, bis er einen besseren Job gefunden hat. Wobei, bei mir im Magazin lässt sich vielleicht was drehen. Die Fotoredaktion gehört sowieso dringend auf Vordermann gebracht.» Das ist nun die Stelle, an der ich einen Drei-Rufezeichen-Alarm angebracht fände. Ach was, einen Sieben-Rufezeichen-Fettdruck-Alarm. Genau, wie ich’s mir gedacht hatte. Zieht schon ein bei ihr, liegt schon auf ihrem Sofa, wird schon von ihr versorgt. Und entmännlicht. Das machen die meisten Kerle nicht lange mit, diese moderne Form der Kastration.
    «Aha. Hm. Willst du das?»
    «Was, dass er einzieht?»
    «Dass er für dich arbeitet. Und bei dir wohnt.»
    «Ja, schon.» Das klingt ein bisschen kleinlaut. Ganz überzeugt ist sie offenbar nicht. Hier muss man sofort einhaken. Und am besten gleich den richtig großen Hammer auspacken. Ihn ganz hoch schwingen und dann brutal niederpracken lassen.
    «Was sagt Luna dazu?»
    «Sie versteht sich gut mit ihm.»
    «Aber will sie auch, dass er bei euch einzieht?»
    «Hab noch nicht mit ihr darüber geredet.»
    «Hm. Ich würde mir das wegen Luna genau überlegen. Ich meine, so lange kennst du ihn ja noch nicht, oder? Und für Luna wäre das schon eine Riesenveränderung, wenn da plötzlich ein Mann in der Wohnung wohnt.»
    «Du magst ihn nicht.»
    «Doch! Er ist nett und fesch, und ich freu mich total, dass du so glücklich bist mit ihm. Ich denk nur an Luna.»
    «Ja. Ich überlege mir das noch.»
    «Wie geht’s ihr
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