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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Autoren: Unbekannter Autor
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neuerlicher Steinhagel ergoß sich über mich. Diesmal hatte ich mein Gesicht nicht rasch genug geschützt, und ein Stein ritzte mir die Wange. Ich warf wieder einen Stein hinauf, aber auch er erreichte sie nicht. Sie bückten sich nochmals, um neue Steine zu sammeln.
    Da drehte ich mich um und lief in die Mitte der Grube, dort konnten mich ihre Steine nicht mehr erreichen. Der Hund lief neben mir her. In der Mitte ließ ich mich auf einen mächtigen Felsblock nieder. Der Hund setzte sich neben mich, und ich kraulte ihn hinter den Ohren. Dann wischte ich mir das Gesicht mit dem Ärmel ab und sah wieder zu den Brüdern hinauf.
    Sie schrien und drohten mit den Fäusten, aber ich verstand nicht mehr, was sie sagten. Der Hund saß zu meinen Füßen, wedelte und sah mich erwartungsvoll an. Ich bückte mich und legte meine Wange an seinen Kopf. »Schon gut, mein Hündchen«, flüsterte ich, »wenn sie weggegangen sind, klettern wir gemeinsam wieder 'raus.«
    Dann richtete ich mich wieder auf und drehte ihnen eine lange Nase. Sie wurden wieder wild und begannen nochmals, Steine nach mir zu werfen, aber ich lachte sie bloß aus. Von ihrem Platz aus konnten sie mich nicht mehr erreichen.
    Als sie endlich abzogen, begann die Sonne bereits im Westen zu versinken. Ich saß auf meinem Felsblock und wartete noch eine Weile. Ich wartete nahezu eine halbe Stunde, bis ich überzeugt war, daß sie tatsächlich gegangen waren. Und nun war es fast dunkel. Ich ging bis an die Grubenwand und sah hinauf. Sie war zwar ziemlich steil, dennoch glaubte ich, ohne viel Mühe hinaufklettern zu können. Es gab eine Menge Felsbrocken und Gebüsche, an denen ich mich festhalten konnte. Ich klammerte mich zunächst an einen großen Felsblock und begann langsam, auf Händen und Knien hinaufzuklettern, um nicht wieder abzurutschen. Ich war beinahe fünf Fuß hinaufgeklettert, als ich von unten her ein Winseln hörte. Ich sah zurück.
    Der kleine Hund saß in der Grube und sah mich mit glänzenden Augen erwartungsvoll an. Als er bemerkte, daß ich mich nach ihm umdrehte, begann er in hohen spitzen Tönen zu bellen »Los«, rief ich ihm zu, »komm mir nach. Worauf wartest du noch?« Da sprang er an der Grubenwand empor und begann auf mich zuzukriechen. Auch er kroch auf seinem kleinen Bäuchlein. Nur noch fußbreit von mir entfernt, begann er wieder zurückzurutschen. Im letzten Moment erwischte ich ihn an einer Hautfalte und zog ihn zu mir herauf. Er wedelte glücklich. »Komm jetzt«, sagte ich, »wir müssen hier 'raus.«
    Ich begann wieder vorsichtig weiterzuklettern und kam ganz gut vorwärts. Als ich mich aber umsah, wie es dem Hund erging, war er nicht mehr an meiner Seite. Mit hängendem Schwänzchen kauerte er auf derselben Stelle wie vorher, die Augen traurig auf mich gerichtet. Ich rief ihn. Er begann zwar zu wedeln, rührte sich aber nicht vom Fleck. »Was ist denn los?« fragte ich. »Hast du Angst?« Er wedelte bloß. Da er sich nicht von der Stelle rührte, begann ich weiter hinaufzuklettern.
    Ich war noch einige Fußbreit weitergekommen, da begann er durchdringend zu heulen. Ich hielt inne und sah hinunter. Sofort hörte das Heulen auf, und er begann zu wedeln. »Also gut«, sagte ich, »ich komm wieder 'rumer, und werd dir helfen.« Ich glitt vorsichtig zu der Stelle zurück, an der er saß, und packte ihn wieder. Während ich ihn mit einer Hand festhielt, begann ich wieder langsam aufwärts zu klettern. Es dauerte beinahe fünfzehn Minuten, um die Hälfte der Strecke zurückzulegen, da ich ihn nach jedem Schritt nachziehen mußte. Ich blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Hände und Gesicht waren schmutzverkrustet und Hemd und Hose total verschmiert und zerrissen. Der Hund und ich klammerten uns an die Grubenwand; wir trauten uns nicht, eine Bewegung zu machen, aus Angst, wieder zurückzurutschen. Nach einigen Minuten begannen wir wieder zu klettern. Wir hatten den Rand beinahe erreicht, als ein Stein unter meinem Fuß nachgab und ich ausglitt. Vor Angst wie von Sinnen, ließ ich den Hund los und krallte mich in die feuchte Erde, um nur nicht wieder abzurutschen. Ich war bloß einige Fuß abgeglitten, als ich bemerkte, daß meine Finger in der Erde Halt fanden. Jetzt begann der Hund wieder zu winseln. Als ich mich nach ihm umdrehte, war er verschwunden.
    Ich sah in die Grube zurück. Er richtete sich gerade wieder auf. Er sah zu mir herauf, bellte einmal scharf und durchdringend, als ich mich aber von ihm abwandte und wieder
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