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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Autoren: Unbekannter Autor
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und sah zur Türe. Es war Miriam Sie hatte, genau wie Mama, ein Tuch um den Kopf gebunden. »Nix«, antwortete ich verlegen.
    Sie sah mich an. Ich merkte, daß sie nicht draufkommen konnte, was ich da getan hatte. »Mama sagt, du sollst 'runterkommen und schaun, daß du weiterkommst«, sagte sie im Kommandoton. »Die Leute sind so weit, daß sie die Möbel herauf bringen können.«
    Ich folgte ihr die Treppe hinunter. Die Unberührtheit des Hauses begann zu schwinden. Auf der Treppe waren schon Stellen, an denen unsere Füße die Farbe abgewetzt hatten. Im Wohnzimmer waren die Möbel bereits aufgestellt, und der Teppich, den man auf einen hohen Bambusstock aufgerollt hatte, stand in einer Ecke bereit, um sofort aufgelegt zu werden, sowie die Männer ihre Arbeit beendet hatten. Mama stand in der Mitte des Zimmers. Sie hatte Schmutzflecken im Gesicht. »Kann ich dir nicht helfen, Mama?« fragte ich. Hinter mir hörte ich Mimis höhnisches Schnauben. Sie konnte Jungen nicht ausstehen und war überzeugt, daß sie zu nichts nütze waren. Das machte mich wütend. »Kann ich dir nicht helfen, Mama?« wiederholte ich.
    Sie lächelte mir liebevoll zu. Wenn sie das tat, wurde ihr Gesicht immer ganz weich. Ich war glücklich, wenn ich sie so sah. Sie legte mir die Hand auf den Kopf und zupfte mich scherzhaft an den Haaren. »Nein, Blondie«, antwortete sie. »Lauf doch hinaus und spiel ein bißchen. Ich werde dich rufen, wenn ich dich brauche.« Ich erwiderte ihr Lächeln. Ich wußte, daß sie glücklich und zufrieden war, wenn sie Blondie zu mir sagte. Ich wußte aber auch, daß Mimi immer wütend darüber war. Denn ich war der einzige in der ganzen Familie, der blonde Haare hatte, alle andern waren dunkel. Papa neckte Mama manchmal deshalb, und sie wurde regelmäßig ärgerlich. Ich weiß aber nicht, warum.
    Ich schnitt Mimi eine Grimasse und lief hinaus. Die Männer hatten bereits alles von dem Wagen abgeladen, und eine Menge Möbel standen auf der Straße. Ich sah ihnen eine Weile zu. Es war ein glühendheißer Tag. Der Neger hatte sein Hemd ausgezogen, und ich konnte sehen, wie sich die Muskeln unter seiner schwarzen Haut bewegten. Schweiß strömte ihm übers Gesicht; er mußte die meiste Arbeit verrichten, während der andre Mann immer nur redete und ihm befahl, was er tun sollte.
    Nach einiger Zeit wurde mir's langweilig, ihnen zuzusehen, und ich sah den Häuserblock entlang zur Ecke und überlegte, wie unsere neue Umgebung wohl aussehen mochte. Die freien Felder jenseits des nächsten Blocks hinter unserm Haus, die ich vom Fenster aus gesehen hatte, erregten meine Neugierde. In der Umgebung unsrer alten Wohnung hatte es nie ein leeres Grundstück gegeben, sondern nur riesige häßliche Mietshäuser.
    Durch die offenstehende Türe meines Hauses sah ich, daß Mama beschäftigt war, und als ich hineinrief, ob ich den Block entlanggehen dürfe, antwortete sie nicht. Ich stieg die Stufen der Veranda hinunter und strebte der Ecke zu; ich war glücklich und sehr stolz, ein so schönes Haus zu besitzen, und ich freute mich, daß heute ein so herrlicher Tag war. Ich hoffte, daß alle meine Geburtstage so schön ausfallen würden.
    Unmittelbar nachdem ich um die Ecke gebogen war, hörte ich das ängstliche Winseln eines Hundes. Ich sah in die Richtung, aus der das Winseln gekommen war, konnte aber nichts entdecken. Ich ging dem Ton nach.
    Die ganze Gegend war eben erst erschlossen worden - sie wurde Hyde Park genannt und befand sich im Ostteil von Flatbush, in Brooklyn. Ich schritt die Straße entlang, an halbfertigen Häusern vorbei, deren leeres weißes Gebälk in der strahlenden Spätnachmittagssonne glänzte. Ich überquerte die nächste Straße, und die Gebäude blieben hinter mir zurück. Hier gab's nichts mehr, nur freies Feld. Das ängstliche Winseln des Hundes war jetzt deutlicher zu hören, ich vermochte aber noch immer nicht zu sagen, woher es kam. Es war merkwürdig, wie weit Geräusche hier im Freien dringen konnten. Dort, wo wir früher wohnten, in der Nähe von Papas Drugstore, konnte man nie so etwas hören, selbst wenn's nur um die Ecke war. Die Parzelle für den nächsten Häuserblock war bisher noch nicht eingeebnet worden, sie war nichts als eine riesige tiefe Grube, die sich von einem Ende bis zum ändern erstreckte. Sie würden, wie ich annahm, auch hier bald zu bauen beginnen, sobald diese Grube ausgefüllt war.
    Jetzt konnte ich auch feststellen, woher das Winseln des Hundes kam: von der übernächsten
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