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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Autoren: Unbekannter Autor
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Parzelle. Ich sah dort zwei Jungen am Rand der Grube stehen und gespannt hinunterschauen. Der Hund mußte in die Grube gefallen sein. Ich beschleunigte meine Schritte, und nach wenigen Sekunden stand ich neben den beiden Jungen. Ein kleines braunes Hündchen winselte und jaulte, während es versuchte, an den steilen Wänden der Grube hinaufzuklettern. Es gelang ihm nur ein kleines Stück, dann rutschte es wieder ab und fiel auf den Grund der Grube zurück. Wenn es sich beim Abwärtsgleiten immer wieder überschlug, jaulte es am lautesten. Und darüber lachten die beiden Jungen... ich weiß nicht, warum. Ich konnte es nicht komisch finden.
    »Ist das euer Hund?« fragte ich.
    Beide drehten sich um und sahen mich an. Sie antworteten nicht, ich wiederholte meine Frage.
    Der größere der beiden Jungen fragte: »Wer wünscht was zu wissen?«
    Der Ton seiner Stimme schüchterte mich ein. Er klang keineswegs freundlich.
    »Ich hab bloß gefragt«, sagte ich.
    Er trat mit wiegenden Schritten dicht an mich heran. Er war größer als ich. »Und ich hab gesagt: >Wer wünscht was zu wissen?«« Sein Ton war jetzt noch unfreundlicher.
    Ich trat einen Schritt zurück. Ich wünschte mir sehnlich, mein neues Haus nicht verlassen zu haben. Mama hatte mir bloß gesagt, ich solle aus dem Wege gehen, bis die Möbelpacker alles ins Haus gebracht haben. »Ist es dein Hund?« fragte ich; ich versuchte dabei zu lächeln und hoffte, daß meine Stimme nicht zitterte. Der große Junge brachte sein Gesicht noch näher an meines. Ich sah ihm mutig ins Auge. »Nein«, antwortete er. »Oh«, sagte ich, drehte mich um und sah wieder dem kleinen Hund zu. Er versuchte noch immer an der Wand der Grube hochzuklettern.
    Jetzt hörte ich wieder die Stimme des Jungen. »Woher bist du?« fragte er. »Hab dich noch nie gesehen.«
    Ich drehte mich wieder zu ihm um. »East, 48. Straße. Wir sind erst heute eingezogen. Dort drüben in den neuen Häusern. Wir sind die ersten Leute im ganzen Block.«
    Seine Miene war böse und finster. »Wie heißt du?« fragte er. »Danny Fisher«, erwiderte ich. »Und wie heißt du?«
    »Paul«, sagte er. »Und das ist mein Bruder Eddie.« Wir schwiegen eine ganze Weile und sahen den Bemühungen des Hündchens zu. Es kam etwa halbwegs herauf, ehe es wieder zurückrutschte.
    Paul lachte. »Das ist wirklich komisch«, sagte er. »Dieses vertrottelte Vieh hat nicht genug Grips, um hier 'rauszukommen. «
    »Ich find es gar nicht so komisch«, sagte ich. »Vielleicht kommt der arme Hund gar nicht mehr 'raus.«
    »Na und?« schnauzte mich Paul an. »Geschieht ihm nur recht. Wozu rennt er da 'runter?«
    Ich erwiderte nichts. Wir standen am Grubenrand und sahen zu dem Hund hinunter. Ich fühlte an meiner andern Seite eine Bewegung und drehte mich um. Es war Eddie. Er war kleiner als ich. Ich lächelte ihm zu, und er lächelte gleichfalls. Jetzt ging auch Paul um mich herum und stellte sich neben seinen Bruder. In seinem Benehmen war etwas, das unser Lächeln erstarren ließ. Eddie sah aus, als schäme er sich. Ich überlegte, weswegen. »In welche Schule gehst du?« fragte Paul.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Wahrscheinlich in die Schule in der Avenue D, in der Nähe vom Utika.«
    »In welche Klasse gehst du?«
    »Vier A.«
    »Wie alt bist du?«
    »Acht«, antwortete ich stolz. »Heut ist mein Geburtstag. Deshalb sind wir umgezogen. Papa hat mir das Haus als Geburtstagsgeschenk gekauft.«
    Paul rümpfte verächtlich die Nase. Ich merkte, daß ich auf ihn keinen Eindruck gemacht hatte.
    »Bist wohl 'n Streber, was? Kommst schon in meine Klasse, und ich bin schon neun.«
    »Na ja, ich hab die 3 B übersprungen«, erklärte ich beinahe entschuldigend.
    Seine Augen wurden eiskalt und durchtrieben. »Kommst du ins Sacré Coeur?«
    Ich war verdutzt. »Was ist das?« fragte ich.
    »Die Kirche vom Sacré Coeur«, antwortete er. »In der Nähe von Troy.«
    »Nein«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
    »Zum Heiligen Kreuz?« fragte er. »Die große Kirche, zu der auch der Kirchhof gehört?«
    »Welcher Kirchhof?« fragte ich. Mir wurde ganz seltsam zumute. Ich wollte seine Fragen nicht beantworten. Ich überlegte, was daran so wichtig war, daß er mich immer weiter ausfragte. Er wies auf die Clarendon Road hinüber. Etwa einen Häuserblock dahinter konnte ich die schwarzen Gitterstäbe des Kirchhofzauns sehen. Ich wandte mich ihm wieder zu. »Nein«, sagte ich. »In welche Kirche gehst du dann?« fragte er beharrlich weiter. »In
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